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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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habe sogar die entscheidende Frage gestellt.«
    »Die Frage nach dem Schal? Pah, es war doch klar, dass so eine Antwort kommen musste, und wahrscheinlich stimmt sie sogar. Das einzig Verblüffende für mich hat darin bestanden, dass dieser Jäger auf einmal aus sich herausgegangen ist. Das hätte ich ihm nicht zugetraut.«
    »Was mir durchaus nicht in den Kopf will, ist, dass er nichts von dem Glatzkopf erwähnt hat«, überlegte Korber. »Laut dem, was du mir gesagt hast, muss Jäger doch praktisch daneben gestanden sein, als der das Mädchen angegriffen hat. Warum hat er also nicht über etwas berichtet, das ihm helfen könnte?«
    »Würde es ihm wirklich helfen?«, fragte Leopold. »Denk doch mal nach. Er könnte unseren Spanner ins Spiel bringen. Weshalb tut er es nicht? Weil Veronika nach dessen Attacke noch sehr lebendig war, und dann ist Jäger ihr nachgelaufen. Das hat der Spanner wahrscheinlich genauso bemerkt wie die zwei alten Damen. Und jetzt ist Jäger begreiflicherweise verunsichert. Er weiß, er steckt mittendrin in der Sache, so oder so. Was macht er also? Er spielt Hase und weiß von nichts, wie es eben seine Art ist, zunächst nur einmal das Notwendigste zu sagen.«
    »Glaubst du, dass das mit seiner Beziehung zu seinem Vater zusammenhängt?«, wollte Korber wissen.
    »Auf jeden Fall scheint er eine ziemlich starke Bindung zu seiner Mutter zu haben. Was mit seinem Vater war, das wüsste ich jetzt gern. Es gibt einstweilen ja nur Gerüchte, die man hinter vorgehaltener Hand hört. Was waren die Hintergründe dafür, dass er plötzlich alle Zelte abgebrochen hat? Die große Liebe, oder gar mehr? Wie hat Franz Jäger damals reagiert, wie seine Mutter? Hat Franz noch Kontakt zu seinem Vater? Da müssen wir mehr darüber herausfinden.«
    »Glaubst du, dass er es war? Für die Leute aus unserer Runde steht er schon als Täter fest, glaube ich.«
    »Das würde ich zunächst einmal entspannt sehen. Die brauchen natürlich ein schwarzes Schaf, um sich reinzuwaschen. Er kann es gewesen sein, aber jeder andere auch«, folgerte Leopold. »Niemand hat etwas gesehen, keiner gibt dem anderen ein Alibi. Da stimmt etwas nicht, wenn du mich fragst. Und dann haben wir da noch unseren Herrn Schweda von der Firma Frick. Der ist, wie mir scheint, ein ganz besonderes Früchtchen. Aber ich werde ihn mir schon noch vorknöpfen.«
    »Und der Glatzkopf?«
    »Da glaube ich, dass es immer wichtiger wird, diesen Typ zu finden, so oder so. Ist er der Täter, haben wir ihn. Ist er hingegen nicht Veronikas Mörder, traue ich mich zu wetten, dass er eine wichtige Beobachtung gemacht hat, die uns auf die Sprünge helfen könnte.«
    Der Inhalt von Korbers Glas ging zur Neige. Er hatte in den letzten Minuten schneller getrunken. »Wenn ich dich richtig verstehe, Leopold, sind das großteils Hypothesen und Vermutungen«, befand er. »Damit kann ich herzlich wenig anfangen. Da lasse ich mir lieber noch ein Bier von dir kredenzen.«
    »Mitnichten«, lehnte Leopold ab. »Du schaust jetzt, dass du schleunigst nach Hause kommst.«
    »Was soll denn das heißen?«, äußerte Korber verwundert. »Es ist doch nicht spät. Der Abend hat gerade erst angefangen.«
    »Du bist gerade an der Kippe, ich seh dir’s an«, maßregelte Leopold ihn. »Vorhin bist du auf deinen ehemaligen Kollegen losgegangen. Deine Stimmung ist also nicht gerade friedlich. Da wird es das Beste sein, wenn du vor dem Schlafengehen noch ein wenig in dich gehst.«
    »Sag einmal, bist du noch zu retten? Morgen ist Samstag, mein freier Tag. Und heute ist der letzte Freitag vor Weihnachten.«
    »Mir egal, welcher Tag heute ist. Du hast bei dir zu Hause einiges abzuklären. Du wirst mit Julia über die Spielregeln in eurer neuen Wohngemeinschaft reden müssen. Da solltest du nüchtern sein.«
    »Quatsch! Julia ist gar nicht zu Hause, sondern treibt sich irgendwo herum. Da kann ich nichts mit ihr regeln. Außerdem glaube ich nicht, dass sie der Typ ist, der sich an irgendwelche Abmachungen hält.«
    »Da musst du eben mit leuchtendem Beispiel vorangehen. Zieh dir deine Hauspatschen an und setz dich mit einer Kanne Tee vor den Fernseher. Da hast du dann die nötige Autorität, um sie zusammenzustutzen. Und ein bisschen familiär wirkt es auch.«
    Korber legte seine Stirne in Falten. Was er da hörte, behagte ihm überhaupt nicht.
    »Und ruf ja nicht bei der Geli an«, fuhr Leopold unbarmherzig fort. »In deinem jetzigen Zustand sind keine Sentimentalitäten gefragt, da kommt nur ein

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