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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Schweda Leopold die Winterjacke. »Ich weiß nicht, was ich noch mit Ihnen zu besprechen hätte«, brummte er dabei, steckte die Karte aber ein.
    »Oh, da fiele mir genug ein, etwa, warum es von dem Räuber nach drei Wochen überhaupt keine Spur gibt. Wahrscheinlich, weil Sie eine vollkommen falsche Personenbeschreibung abgegeben haben. ›Irreführung der Behörden‹ nennt man so etwas. Na ja, ich hoffe, es werden für Sie trotzdem schöne Weihnachten. Und vergessen Sie bitte nicht die 19,20 Euro. Wir machen nämlich demnächst die Monatsabrechnung.«
    Nach diesen Worten schritt Leopold gut gelaunt die Treppe hinunter und überzeugte sich mit ein paar kurzen, fachmännischen Blicken davon, dass alles so ablaufen hätte können, wie er sich das vorstellte. »Dem hast du’s aber gegeben«, meldete sich jetzt auch wieder Agnes Windbichler zu Wort. »Verdächtigst du ihn etwa, dass er den Mord begangen hat?«
    »Wer ist schon frei von Schuld?«, meinte Leopold achselzuckend. »Und dieser junge Mann hat sich eben besonders auffällig verhalten.«
    »Bist du eigentlich wegen ihm in dieses Geschäft gegangen oder wegen dem Pullover?«
    »Glaubst du mir, wenn ich dir sage: wegen beidem?«
    »Kein Wort glaube ich dir«, verneinte Agnes Windbichler sofort. »Du hast es immer schon faustdick hinter den Ohren gehabt. Jetzt zeig mir euren Weihnachtsmarkt, damit ich endlich ein bisschen in Stimmung komme. Und wehe, wenn du dich dort wieder mehr um deine Verdächtigen kümmerst als um mich.«
     
    *
     
    Es ist ein Ros’ entsprungen – I’m dreaming of a White Christmas – Kling, Glöckchen, klingelingeling … Auch am Floridsdorfer Weihnachtsmarkt, der sich vom Bahnhof Floridsdorf bis zur Kirche am Pius-Parsch-Platz hinzog, sang und klang es von überall her. Die weihnachtliche Musik strömte auf alles ein, was sich dort bewegte, und jedes einzelne Lied war einmal leiser, einmal lauter zu hören, je nachdem, wo man sich gerade befand. Dazu fiel stiller Postkartenschnee auf die Erde nieder.
    Leopold und seine Tante Agnes befanden sich bereits in Richtung Kirche, wo es, wenn schon nicht besinnlicher, so doch wenigstens ruhiger war als auf der anderen Seite vor dem Bahnhof. Die Sonne hatte mittlerweile beinahe unbemerkt diesen Teil der Welt verlassen und für die vielen künstlichen Lichter Platz gemacht. »Na, wie gefällt’s dir, Tantchen?«, fragte Leopold neugierig.
    »Das Weihnachtsdorf bei uns in Weitra ist halt viel romantischer«, klärte Agnes Windbichler ihren Neffen auf. »Aber wahrscheinlich kann zwischen diesen vielen Häusern gar keine solche Stimmung aufkommen. Und nicht alles, was hier zur Schau gestellt wird, ist mit Liebe gemacht oder ausgesucht worden«, kritisierte sie.
    Sie zeigte sich von dem Dargebotenen nur wenig angetan. Dennoch blieb sie immer wieder stehen, nahm etwas in die Hand, prüfte es kritisch und legte es wieder weg wie so viele andere, die mehr des Schauens als des Kaufens wegen hier durchpromenierten. »Schöne Engerl hamma da um einen Euro fuffzig«, versuchte sie ein Kaugummi kauender Standler mit Skihaube und ausländischem Akzent zu einer kleinen Investition zu bewegen.
    Sie wandte sich ab. »Hast du überhaupt einen Weihnachtsschmuck zu Hause, Leopold?«, erkundigte sie sich vorsichtig.
    »Wird schon noch einer im Keller herumliegen. Wegwerfen tu ich so etwas jedenfalls nicht.«
    »Ja, um Gottes willen, jetzt fällt’s mir überhaupt erst ein. Einen Christbaum brauchen wir auch noch«, äußerte Agnes Windbichler besorgt.
    Leopold zeigte sich keineswegs begeistert. »Ich glaub, einen Punsch brauche ich jetzt viel notwendiger«, murrte er. Er wollte kurz zur Ruhe kommen und darüber nachdenken, welche neuen Perspektiven sich durch sein Gespräch mit Mario Schweda bezüglich des Mordfalles ergeben hatten.
    Schweda war in diesen Mordfall verwickelt, das schien ihm jetzt so gut wie sicher. Er hatte Veronika Plank und Jochen Angerer, den Leopold von den ersten Treffen der Philosophen her kannte, der später aber – wohl aus Eifersucht – weggeblieben war, geholfen, die Vereinskasse der Tierschutzgruppe ein wenig aufzufüllen. Allzu viel konnte da ja nicht drin gewesen sein. Vielleicht hatte Veronikas Vater, der einen gut bezahlten Posten bei einer Bank innehatte, den einen oder anderen Betrag beigesteuert, ehe er seiner Tochter mit einer größeren Summe aus der Patsche hatte helfen müssen, vielleicht hatte es die eine oder andere Spende von Sympathisanten gegeben, aber sonst? Solche

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