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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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sich verzweifelt.
    »Ich glaub, ich hab jetzt endgültig genug von euch«, unterbrach Leopold diese immer weiter auseinanderdriftenden Gesprächsfetzen. »Euren Kaffee habt ihr getrunken. Also marsch und ab ins Körbchen.«
    »Ein bisschen mehr Verständnis hätte ich schon von dir erwartet«, schaute Korber ihn entgeistert an.
    Jetzt konnte sich Leopold nicht mehr zurückhalten: »Ein bisschen mehr Verständnis? Dass ich nicht lache. Verständnis wofür? Dass du dich wieder einmal die ganze Nacht in Innenstadtlokalen herumgetrieben und besoffen hast? Mit dem armen Herrn Inspektor, der zufällig auch ganz schlecht drauf ist? Tut mir leid, aber da hält sich mein Mitgefühl in Grenzen. Ihr seid zwar erwachsene Menschen und könnt tun und lassen, was ihr wollt. Der Herr Inspektor, auch wenn er frei hat, sollte allerdings bedenken, dass derzeit ein Mörder frei herumläuft, den man mit klarem Kopf besser jagen kann als mit einem Brummschädel. Und du, Thomas, hast schließlich jemanden bei dir aufgenommen, der sich schon gar nicht mehr auskennt, wo du steckst, und dich verzweifelt sucht.«
    »Das haben Sie sehr schön gesagt, Herr W. Hofer«, konzedierte Bollek. »Ich brauche, wie gesagt, nur noch ein Geschenk für Nora, dann bin ich wieder im vollen Einsatz.«
    »Ach was, Geschenk. Eine schöne Einstellung ist das«, fuhr Leopold unbeirrt fort. »Sie lassen Ihren Herrn Oberinspektor im Stich, und mein Freund lässt mich im Stich. Wie sollen wir die Sache denn da zu einem guten Ende bringen? Ich allein kann es auch nicht schaffen, schon gar nicht, wo ich derzeit gewisse Verpflichtungen meiner Familie gegenüber eingegangen bin. Sich vollrinnen zu lassen, bis man unfähig ist, einen klaren Gedanken zu fassen. Na, prost Mahlzeit.« Er schüttelte entrüstet den Kopf und stemmte seine Hände in die Hüften. »Weißt du, Thomas, was dir gebühren würde, wenn du jetzt nach Hause kommst?«, fragte er dann. »Zwei richtig schöne Watschen von deiner Julia, erst links, dann rechts, klatsch, klatsch.«
    »Nein, nein«, winkte Korber sofort ab. »Das würde ich nie und nimmer zulassen. Von einer Frau geohrfeigt zu werden, weißt du überhaupt, was das für einen Mann heißt?«
    »Es ist in höchstem Maße demütigend und erniedrigend«, stimmte Bollek ihm sofort zu.
    »Demütigend und erniedrigend? So ein Blödsinn«, brummte Leopold. »Verdient hättest du es auf jeden Fall, Thomas.« Dann kam ihm plötzlich eine Idee, und sein Gesicht hellte sich ein wenig auf. »Vielleicht hast du doch recht«, meinte er. »So abwegig scheint dieser Gedanke gar nicht zu sein. Er lässt jedenfalls einige interessante Perspektiven offen. Geh jetzt aber wirklich schleunigst nach Hause. Die Kleine macht sich große Sorgen um dich.«
    »Na gut«, seufzte Korber, der Leopolds Aufregung noch immer nicht zu verstehen schien. »Wenn wir nicht willkommen sind, machen wir uns eben wieder auf die Socken.«
    Wie zwei traurige, auf den Beinen reichlich unsichere Hirtengestalten schickten Korber und Bollek sich an, das Heller zu verlassen. Dabei summte Korber wehmütig die letzten Takte des von ihm schon beim Eintritt angestimmten alten Weihnachtsliedes: »Geht nur gleich fort! – O Freund, wohin? Wo aus?«
    »Zur Türe dort! Und in den Schnee hinaus!«, fügte Leopold unbarmherzig hinzu.
     

9
    Süßer die Glocken nie klingen … – Ein Singen und Klingen war in der Luft an diesem Samstagnachmittag, dass man es schon gar nicht mehr aushalten konnte. In den Menschen wuchs der Drang, zu geben und zu schenken. Die himmlische Musik und die unzähligen Lichter in den Auslagen sowie über den Straßen halfen ihnen dabei. Sie stürmten die Geschäfte. Sie dachten nicht an den bevorstehenden letzten Adventsonntag, daran, das letzte Licht vor der Ankunft des Herrn auf dem Adventkranz anzuzünden, sondern an die vielleicht letzte Möglichkeit, etwas zu besorgen an diesem letzten Einkaufssamstag vor Weihnachten. Man rannte und hetzte. Und dazu fiel unaufhörlich der Schnee vom Himmel und machte die Straßen weiß und glatt.
    Auch beim Frick war diesmal viel los. Schon beim Eingang stieß Agnes Windbichler beinahe mit einer korpulenten Dame zusammen. »Können Sie denn nicht aufpassen?«, wurde sie gleich schroff zurechtgewiesen. »Zuerst lässt man die Leute hinaus, bevor man hineingeht. Das Geschenk hat man mir gerade im Geschäft eingepackt. Wenn da jetzt etwas zerknittert oder verdrückt ist, kriege ich das nie wieder so hin. Eine Unverschämtheit. Samma

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