Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
nickt nur: »Also, ich hab die Sonne gern, weil man dann draußen sitzen kann zum Eisessen, und ich habe gerne, wenn ich was voraussagen kann. Das kann ich nämlich. Was morgen passieren wird oder später. Ob man da kein Eis mehr essen kann, egal ob drinnen oder draußen, weil alle Eis-Cafés abgebrannt sind oder so was Schreckliches. Ich kann was ganz Besonderes, aber wie das heißt, hab ich vergessen. Mein Papa wüsste das jetzt.«
»Ich auch, mein Freund, ich auch!«, lacht der Prof. »Du bist Apollon, richtig? Und das Wort, das du vergessen hast, dein Papa aber nicht, das heißt Prophetie. Du prophezeist etwas, was noch nicht eingetroffen ist, aber eintreffen könnte.«
»Genau!«, brummelt Tim. »Ich bin Apollon, aber ich hab noch was anderes gerne, fängt auch an mit »P«. Hoffentlich weißt du das, sonst kriegste nicht ganz hundert Punkte.«
»Kriege ich doch!«, sagt der Prof. »Apollon, es ist die Poesie, du bist auch der Gott der Gedichte.«
»Genau!«, nickt Tim. »Die kann ich gut leiden, die sind immer so schön kurz. Aber deine Punkte kriegste immer noch nicht, weil, ich bin ja noch ein Gott. Den hab ich aber nicht so gerne, der trinkt furchtbar viel Wein, hat so Blätter im Haar und hat es gerne furchtbar laut. Und alle sollen rumhüpfen und tanzen und singen, das finde ich blöd. Aber Lisa hat gesagt, der Gott passt zu mir. Weil er im Lexikon so aussieht wie ich! Ganz fett! Wie heiße ich?«
»Dionysos natürlich, mein Lieber, du bist der Gott des Weines, der Freude, der Ekstase. Eben rumtanzen wie blöd, saufen, grölen, du schmückst dein Haar mit ganzen Weintrauben und fühlst dich pudelwohl im Getümmel, was ja auch ganz lustig sein kann … aber, Tim, du bist jedenfalls viel dünner als Dionysos!«
Der Prof zwinkert Tim zu, der nickt zufrieden: »Stimmt! Hundertfünfzig Punkte!«
»Zweihundert!« Der Prof hält zwei Finger hoch.
»Nee, das mit dem Dionysos war zu leicht, nix zu machen«, brummelt Tim und schnauft. »Na gut, kriegst hundertsechzig Punkte, weil du gesagt hast, dass ich dünner bin.«
»Geizkragen«, murmelt der Prof und schaut sich um. »Wo ist denn bitte mein nächster Gott?«
»Lucas!«, schreit Lisa. »Komm her, aber sofort! Was machst du denn da?« Ja, was macht der denn da? Der schleicht ins Zelt vom Prof, kommt rausgeschlichen mit dem Schlafanzug, guckt sich heimlich um und versteckt den Schlafanzug im Gebüsch. Dann kritzelt er was auf einen Zettel, dann wedelt er ganz komisch mit seinen Füßen, kommt angewetzt und überreicht dem Prof den Zettel mit einem Krikelkrakel drauf und zischelt stolz: »Jetzt aber! Weißte, wer ich bin?«
»Ein Blödmann!«, murmelt Lisa, aber der Prof lacht und wedelt mit dem Zeigefinger: »Aha, eine Rate-Variante, sehr amüsant. Also, Punkt eins, es wurde was geklaut. Punkt zwei, an Lucas Füßen flattert was, was da sonst nicht flattert. Punkt drei, die Überbringung einer Botschaft, zwar nicht leserlich, spielt jetzt aber keine Rolle. Das Überbringen ist das Wichtige. Was schließe ich daraus? Es kann sich nur um Hermes handeln, den Gott der Diebe, aber auch der Götterbote, und damit es schnell geht mit der Post, hat er Flügel an den Füßen. Ich wünschte manchmal, die hätte unsere heutige Post auch. Wie auch immer, Lucas, liege ich richtig?«
»Liegst du!«, lispelt Lucas. »Kannst schon hundert Punkte einsacken, aber freu dich nicht zu früh, weiter geht ’ s, ich bin nämlich noch ein Gott!«
Und schon wetzt er wieder weg, greift sich ein Stöckchen und schwingt es durch die Luft. »Das ist mein Schwert, sieht man ja!«, schreit er und haut damit … nein, Lucas, nein, das kannste doch nicht machen … er macht ’ s doch! Mit Schwung fegt er dem Prof den Sonnenhut vom Kopf, der Hut bleibt hängen am Stöckchen, nee, am Schwert. »Meine Beute!«, jubelt Lucas ganz ohne Spuckerei, und zack, kriegt Lisa einen Schwinger ans Knie, ich in den Rücken, Tim auf die Kappe. »Los, fallt schon um, ich hab euch erledigt!«, kreischt Lucas und schaut sich richtig grimmig um, wen er jetzt noch erledigen kann. Keiner mehr da, also drischt er auf Gräser und Büsche ein, es macht ihm einen Riesenspaß.
»Ares, Ares, Erbarmen!«, schreit der Prof und fällt auf die Knie. Ach so, er sucht seinen Sonnenhut. »Ares, du bist der Gott des Krieges, das war ja nicht zu übersehen und zu spüren, flixnocheins.« Er reibt sich die Nase, die hat wohl auch was Kriegerisches abgekriegt. »Bitte verschone mir jetzt die Flora, denn die hat dir
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