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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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versprochen!«, zischelt Lucas, und Tim murmelt: »Die Frauen-Götter sind langweilig, kommt mal wieder was von ’ nem Männer-Gott. So was wie mein Papa!«
    Mir ist ganz komisch, hab ich was falsch gemacht? Hat mein Prof was falsch gemacht? Warum sind die plötzlich so sauer und hacken auf uns rum, auf dem Prof und mir? Oder darf ich jetzt überhaupt nicht mehr denken? Was soll ich denn jetzt machen? Mäuseklein werden und verschwinden?
    »Was meinst du, Ida, nehmen wir die Kritik an?«, sagt der Prof, noch immer den Arm um meine Schultern. Ich bleibe stocksteif hocken.
    »Also gut, betrachten wir sie uns erst mal, die Kritik. Du meinst, liebe Lisa, Ida bekäme zu viel Aufmerksamkeit von mir. Ich, euer Prof, bin mir aber dessen nicht bewusst, Hand aufs Herz. Du bist ein sehr kluges Mädchen und eine tapfere große Schwester für den Zwerg, eine manchmal zu große Verantwortung, die du mutig trägst, das soll dir mal jemand nachmachen! Dass du da manchmal denkst, du kommst zu kurz, verstehe ich gut. Machen wir es doch so, Lisa, wenn ’ s dir wieder stinkig wird, dann sage es bitte sofort laut und deutlich. Wir sind hier, um zusammen zu reden und zu denken, und nicht die beleidigte Leberwurst zu spielen. Einverstanden? Hand drauf?« Er hält Lisa die Hand hin, die schluckt, die schnieft, dann schlägt sie ein. »Jetzt zu Lucas, dem Sausewind. Deine Kritik nehme ich nicht an, nee, nee. Wir quatschen hier nämlich nicht einfach so rum, was ja hin und wieder lustig sein kann, wir bewegen ziemlich intensiv unseren Denkapparat.« Er klopft sich an die Stirn.

    »Bei euch, auch bei dir, sprudelt da Erstaunliches raus, das finde ich spannend. Dass deine Beine ungeduldig zappeln und unbedingt klettern wollen, verstehe ich, du bist nun mal so geboren, und daran ist nichts falsch. Aber um Geduld muss ich dich bitten, oder deine Beine? Jetzt zappeln noch unsere Argumente, der Kletterfelsen zappelt dir auf keinen Fall weg. Zufrieden?«
    Lucas nickt und streut sich ausgerissenes Gras auf den Kopf.
    Der Prof kichert. »Asche auf dein Haupt, sozusagen? Ich werte das als Schuldbekenntnis, aber wir wollen doch nicht übertreiben, Lucas.«
    Der grinst breit, dass seine Zahnspange blitzt, wischt sich sauber und stupst Tim auf die Kappe: »Jetzt ist der dran mit einer Abreibung!« Tim grunzt und starrt auf seine Füße.
    »Ja, unser Tim«, sagt der Prof und hebt ihm das Kinn hoch, jetzt bin ich seinen Arm los. Schade. »Unser Tim liebt seinen Papa sehr, das ist schön, sehr schön sogar. Papa, das große Vorbild. Und Papa liebt seinen Tim ebenso, da bin ich sicher. Auch das ist schön, sehr schön sogar. Aber, Tim, zwar fühlst du dich jetzt vermutlich wie ein Zwerg, der auf den Schultern vom Riesen Papa steht, bildlich gesprochen, du verstehst, was ich meine. Du musst aber wissen, dass der Zwerg auch eine Stimme hat, eine Meinung, eine Erfahrung. Die darf man hören, die ist interessant. Du wirst ja auch mal ein Papa-Riese sein, hoffe ich, auf dessen Schultern ein Zwerg steht, und der wird anders denken als du, vermutlich. Ziemlich logisch, oder?«
    Tim grunzt. Er will lieber wieder seine Füße begucken, geht aber nicht, der Prof schaut ihm fest in die Augen.
    »Tim, ich will dir deinen Papa ganz gewiss nicht miesmachen, Gott behüte, aber ein Gott ist er nun wirklich nicht. Kein Mensch ist ein Gott, na, das weißt du ja selber.«
    Er lässt Tims Kinn los, aber der starrt immer noch dem Prof ins Gesicht, ein gutes Zeichen, finde ich … oder doch nicht?
    Doch! Weil er nämlich plötzlich lächelt, irgendwie spöttisch:
    »Ist doch klar, dass mein Papa nicht so ’ n alter Griechen-Gott ist, weil, dann müsste ich ja wissen, dass es ihn gar nicht gibt, dann müsste ich ihn ja glatt vergessen. Tu ich aber nicht! Brauchst keine Angst haben, Prof, keiner kann mir meinen Papa miesmachen, nicht mal du.« Und jetzt murmelt er wieder und starrt auf seine Füße. »Das mit den langweiligen Göttinnen hab ich nicht so gemeint, oder bloß so ein bisschen. Entschuldigung. Jetzt darfste noch was von einer erzählen.«
    »Kritik angekommen, Kritik angenommen!«, ruft der Prof und springt auf. Er war kein bisschen traurig, so wie ich.
    »Entschuldigung akzeptiert, Tim. Friede, Freude, Eierkuchen! Es sind aber zwei!«
    »Eierkuchen?« Tim grinst breit.
    »Göttinnen, mein Freund, Göttinnen!«, ruft der Prof und zieht ihm die Kappe runter bis zur Nase. »Hältst du das aus?«
    »Wenn ’ s dich glücklich macht, dann mach mal!«, grinst Tim unter

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