Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
zum Kuchenkorb, doch der ist leer.
Lucas haut nach Stechmücken und fängt keine, Lisa kaut nachdenklich auf ihrem Pferdeschwanz, und Celia hopst auf ihrem Gummi-Monster herum, das wackelt im Gras. Baby ist eingeschlafen, Nase zwischen die Pfötchen vergraben, so ein winziger Wollmops.
Die Sonne scheint immer noch, Vögel zwitschern in den Bäumen, nicht viele, aber doch. In der Ferne plätschert der Bach, die Luft riecht irgendwie sauber, nämlich nach gar nix. Bei uns in der Stadt riecht sie schon, nämlich oft stinkig.
Eigentlich haben wir hier jetzt alles, was zu unserem Leben gehört. Erde, Wasser, Luft und Feuer … nee, das haben wir noch nicht. Aber heute Abend gibt ’ s ein Lagerfeuer, das hat der Prof versprochen. Bloß den Prof haben wir noch nicht, er wühlt immer noch im Zelt herum. Hoffentlich findet er bald eine trockene Hose. Ich rutsche näher zum Zelt und horche.
Da kichert Lisa los: »Spielst du jetzt Zerberus oder was? Das ist nämlich der Höllenhund, der bewacht die Hölle von den Göttern. Genau so siehst du jetzt aus, als wär da drinnen dein Gott, Ida.«
Ich werde knallrot, ich merk ’ s genau. Mensch, Lisa, was sagst du denn da! Lucas und sogar Tim kichern sofort mit, und Celia kräht auf ihrem Krokodil: »Ida is ein Wauwau, Ida is ein Wauwau!«
Seid ihr jetzt alle nur blöd oder was? Ich wollte doch nur … und da kriecht der Prof rückwärts aus seinem Zelt und trifft mich voll am Bein. Aua. Also, so schlimm war der Fußtritt gar nicht, aber zum Heulen reicht ’ s.
»Sagt mal, Freunde«, sagt er und zupft an seinem Sonnenhut, der tropft immer noch ein bisschen. »Hab ich was verpasst? Kichernde Kinder, eine weint, was ist los?«
Gar nichts, Prof, gar nichts, ich bin keine Petze. Wir haben bloß auf dich gewartet. Ich wische mir schnell die Tränen weg.
Jetzt ist er ja da! Meine Tränen sieht er trotzdem.
»Ich hab bloß gesagt, Ida ist wie der Zerberus, das war nicht nett«, flüstert Lisa und gibt dem Prof ein Taschentuch. Der drückt es mir sofort in die Hand … ach, Prof …
»Zerberus, der Höllenhund, bewacht die Unterwelt der Götter, den Hades. Ein gutes Stichwort, Lisa! Betrachten wir uns jetzt doch mal die Götter, an die die alten Griechen glaubten. Die saßen im Olymp.« Er zeigt nach oben. »Von da oben aus haben sie mächtig rumgewerkelt. Das glaubten die Griechen.«
»Die Götter kenne ich schon!«, ruft Lisa und springt auf.
Gleich wird sie alle Götternamen runterrattern. Nein! Tut sie nicht! Sie winkt uns rein ins Kinderzelt, auch Celia, die hopst sofort vom Krokodil und zerrt es dem Prof auf den Schoß, und Baby muss aufwachen und rein ins Zelt, Lisa hat ’ s gesagt. Lisa, was soll das denn jetzt?
Der Prof weiß es auch nicht und hockt alleine mit dem Gummi-Monster ziemlich verblüfft im Gras.
»Jetzt machen wir ein Quiz!«, ruft ihm Lisa noch zu. »Bitte dableiben, du bist der Kandidat, okay?«
»Nur zu!«, ruft der Prof zurück und grinst. »Ein Kandidat war ich noch nie.«
Im Kinderzelt ist es heiß und voll, Baby zerrt sofort an einem Schlafsack. Aber lustig ist es auch, es wird getuschelt und gekichert. Die Idee von Lisa ist nämlich toll!
Sie erzählt uns jetzt ganz schnell was von den Göttern, und wir sollen den Schnabel halten und gut zuhören, damit wir alles behalten. Weil, wir sind jetzt Götter, und der Prof, der muss uns erraten! Und vorsagen gilt nicht! Jawohl, Frau Lehrerin.
Aber wir müssen uns wirklich sehr konzentrieren, weil, wir müssen nämlich mehrere Götter sein. Davon gibt ’ s nämlich mehr als bloß sechs, sagt Lisa, und sie muss es ja wissen.
Endlich schubst Lisa uns raus, vorneweg flitzt Baby und dahinter gleich Celia. Die wird aber von Lisa sofort wieder eingefangen.
»Hiergeblieben, du willst doch ein Gott sein, oder nicht? Du hast es mir versprochen!« Celia nickt eifrig und greift brav nach der Hand ihrer Schwester. Und so kriechen wir, ziemlich würdevoll, finde ich, aus dem Zelt und bauen uns auf vorm Prof. Der liegt schon wieder im Gras, kaut an einem Grashalm und blinzelt in den Himmel, nee, in den Olymp.
Lisa zählt leise eins, zwei, drei, und wir trompeten im Chor: »Wir kommen von da oben her, wir sind die Götter, bitte sehr!«
Sofort springt der Prof auf, verneigt sich tief vor seinen Göttern und murmelt mit heiliger Stimme: »Oh, ich kläglicher Erdenwurm, oh, diese Ehre verdiene ich nicht, oh, heilige Götter, ich bin geblendet von so viel Glanz in meiner armseligen Hütte.«
»Jetzt beruhig dich
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