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Phobia: Thriller (German Edition)

Phobia: Thriller (German Edition)

Titel: Phobia: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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zu kalt.
    Irgendwo dort draußen war Stephen.
    Aber wo?
    Eine Joggerin lief vor dem Fenster vorbei. Sie trug enge schwarze Laufkleidung und riesige Kopfhörer, deren weiße Kabel vor ihrer flachen Brust hin und her hüpften.
    Kopfhörer, wie wir sie früher hatten , dachte Sarah, und zunächst schien ihr dieser Gedanke zusammenhanglos – beinahe so, als sei er ihr von einer fremden Stimme zugeflüstert worden. Doch schon im nächsten Moment erschien ein Bild vor ihrem inneren Auge. Eine Erinnerung, die der Anblick der Joggerin und der Kopfhörer in ihr geweckt hatte.
    Mark, ihr Freund aus Kindertagen, hatte ihr vor vielen Jahren mal einen Walkman geschenkt.
    Hier , hörte sie ihn sagen, das hilft, wenn einem alles zu viel wird .
    Sarah sah sein schmales, sonnengebräuntes Gesicht vor sich wie auf einem Foto. Seine blauen Augen und die dichten dunklen Locken, die immer ein wenig verstrubbelt aussahen.
    »Merkwürdig«, murmelte sie in die Stille der Küche. In den letzten Tagen musste sie immer wieder an jene Zeit denken, die so weit zurücklag, dass sie ihr fast wie ein früheres Leben schien. An ihre Kindheit und Jugend und an Mark, den Jungen aus der Nachbarschaft, der wie sie in Oxford studiert hatte. Aber nach dem Studium hatte sie ihn aus den Augen und irgendwann auch aus dem Sinn verloren. Erst ein Zeitungsartikel über den spektakulären Tod eines ehemaligen Professors aus Oxford, der Anfang letzter Woche erschienen war, hatte die Erinnerungen an Mark wieder aus der Dunkelheit ihres Unterbewusstseins zurückgeholt. Auch vorhin, als sie auf dem Höhepunkt ihres Albtraums an die Flucht aus dem Fenster gedacht hatte, war ihr Mark wieder erschienen.
    Wäre sie abergläubisch gewesen, hätte sie dies für ein Zeichen halten können. So aber schob sie diese Bilder auf die Übermüdung und die Schrecken der letzten Stunden.
    Dennoch wollte Mark ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen.
    Hier … das hilft , hatte er damals gesagt, und beinahe war es so, als sagte er es gerade wieder zu ihr.
    Sie schüttelte den Gedanken ab und legte sich auf die Couch. Sicherlich würde sie wieder nicht einschlafen können, fürchtete sie, aber kaum hatte sie die Augen geschlossen, dämmerte sie auch schon in eine traumlose Dunkelheit.
    So lag sie eine Weile, ehe sie erschrocken hochfuhr, weil sie glaubte, Stephens Stimme vor dem Fenster gehört zu haben.
    Mit rasendem Herzen sprang sie auf und sah nach. Doch es war nur der Milchmann, der sich mit Gwens Nachbarn unterhielt.
    Zitternd ließ sie sich wieder auf die Couch sinken und starrte ihr Handy an.
    »Bitte ruf an«, beschwor sie das Telefon. »Sag, dass dir nichts passiert ist.«
    Doch das Handy schwieg.
     

 
    Teil 3 Die Stimmen der Toten
     

 
    18.
    »Bitte sehr, Dr. Behrendt.«
    Ferdinand Ludtke war ein schwammiger Kahlkopf mit einem monströsen Schnurrbart. Er sah aus wie ein Walross, das man in einen Anzug gestopft hatte. Die Visitenkarte, die er Mark entgegenhielt, verschwand fast völlig zwischen seinen Wurstfingern.
    Während der Führung hatte sich der Makler noch höflich und zuvorkommend gegeben, hatte sogar ein paar flaue Scherze gemacht, mit denen er Mark und Tanja für sich gewinnen wollte. Doch nun standen sie wieder vor dem Hauseingang, und Ludtke wurde sichtlich nervös. Wie beiläufig sah er auf die Uhr, und in seinem gewaltigen Bauch rumorte es lautstark. Wahrscheinlich wollte er längst zum Essen zu Hause sein und hatte der abendlichen Wohnungsbesichtigung nur deshalb zugestimmt, weil ihn ein Ärztepaar kontaktiert hatte.
    Umso enttäuschender war für ihn das Resultat seiner Überstunden – das hätte Mark auch ohne Psychologiestudium erkannt.
    »Am besten, Sie überlegen es sich noch einmal und rufen mich an, sobald Sie sich einig sind«, sagte Ludtke mit einem Seitenblick zu Tanja, der wohl freundlich gemeint war. »Wenn ich Ihnen jedoch einen guten Rat geben darf, dann lassen Sie sich nicht zu viel Zeit dafür. Wie gesagt, es gibt noch andere Interessenten, und dieses Objekt ist eindeutig ein Schnäppchen. Jedenfalls, wenn Sie eine ordentliche und ruhige Wohnlage in Zentrumsnähe suchen. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber von hier aus sind Sie im Handumdrehen an Ihrem Arbeitsplatz. Bis zur Klinik ist es keine Viertelstunde, und wie Sie sich überzeugen konnten, ist die Wohnung geräumig und in einem Topzustand. Und denken Sie an die wundervolle Aussicht auf den Park. Und für Frankfurter Verhältnisse ist der Preis unschlagbar, das müssen

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