Phobia: Thriller (German Edition)
ihn?«
»Bedaure, er war mir bis dahin nicht bekannt«, erwiderte Ramesh und lächelte weiter, als würde ihn diese Unterhaltung amüsieren.
Er sieht aus wie jemand, der sich über eine gelungene Überraschung freut , dachte Sarah. Ein indischer Dom Joly, der sich für die Versteckte Kamera verkleidet hat .
»Und er hat Ihnen gesagt, dass wir Sie nach ihm fragen würden?«, wollte Mark wissen.
»Nein, Sir«, sagte Ramesh, »nicht Sie beide. Nur eine Mrs. Sarah Bridgewater. Aber auch da war er sich nicht sicher.« Wieder wandte er sich Sarah zu. »Er zog lediglich die Möglichkeit in Betracht, dass Sie mich aufsuchen könnten . Und für diesen Fall hat er mich gebeten, etwas für Sie aufzubewahren.«
»Wie bitte?« Sarah sah ihn ungläubig an. »Er hat etwas für mich hinterlassen ?«
Ramesh nickte. »Ja, ja. Eine kleine Überraschung, so hat er es genannt. Einen Moment bitte, dann hole ich es für Sie.«
Damit wandte er sich um und verschwand durch einen Perlenvorhang in ein Hinterzimmer.
Sarah schaute sich unruhig im Laden um. Ihr war, als würden sie beobachtet werden, und auf einmal kam ihr der Gedanke mit der versteckten Kamera gar nicht mehr so abwegig vor.
Mark sah sie stirnrunzelnd an. »Das ist doch absurd«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Der Kerl konnte doch unmöglich wissen, dass wir …«
»O doch, Mark! Sieh mal hier.«
Sarah zeigte auf einen Quittungsblock, der auf dem Ladentisch lag. Schlagartig war ihr klar, wieso ihr der Name des Blumenladens bekannt vorkam und was es mit dem seltsamen Gefühl von Vertrautheit auf sich hatte.
Die leuchtend violette Darstellung der Ganesha-Statue nahm die gesamte rechte Hälfte des auffälligen Adresskopfes ein. Sie stach ebenso ins Auge wie der verschnörkelte Schriftzug Shalimar Flowers .
»Jetzt weiß ich wieder, woher ich den Namen kenne. Als ich Stephens Unterlagen wegen der neuen Kundenadressen durchgesehen habe, lag eine dieser Quittungen bei seinen Steuerbelegen. Unverkennbar.«
Der Perlenvorhang raschelte wieder, und Farhan Ramesh kehrte zu ihnen zurück. Er hielt einen Briefumschlag hoch und reichte ihn Sarah.
»Hier, bitte schön.«
Sarah nahm ihn mit spitzen Fingern entgegen. Auf dem Umschlag stand ihr Name in ordentlichen Druckbuchstaben.
SARAH BRIDGEWATER
Und etwas kleiner darunter:
Glückwunsch! Ich habe es mir gedacht.
Sarah erstarrte. Diese kurze, zynische Nachricht gab ihr das Gefühl, als sei sie von einer Sekunde zur nächsten von einem Eisblock umschlossen.
»Dieser Mann«, Mark wandte sich wieder an Ramesh, »hat er Ihnen seinen Namen genannt?«
»Ich muss wieder bedauern«, sagte der Florist und hob entschuldigend die Hände. »Leider ist mein Namensgedächtnis nicht das beste. Gesichter kann ich mir merken, ja, aber Namen … Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er sich mir überhaupt vorgestellt hat.«
»Aha, und ist es üblich, dass Sie hier für Fremde als Postbote tätig sind?«
»Habe ich etwas Unrechtmäßiges getan?«
»Nein, Mr. Ramesh, ich frage mich nur, ob Ihnen die Bitte dieses Mannes nicht ungewöhnlich vorgekommen ist?«
»Ich will Ihnen etwas sagen, Sir.« Jetzt war Rameshs Lächeln nicht mehr so breit wie vorhin, es war allenfalls noch ein Ausdruck von höflichem Respekt. »Die Zeiten sind nicht einfach. Die Leute bestellen heute lieber einen Blumenstrauß online, als den Floristen aufzusuchen. Für die meisten Menschen zählt nicht mehr die Qualität, sondern die Bequemlichkeit. Und wenn dann jemand in meinem Laden auftaucht, einen teuren Strauß kauft und mir zusätzlich fünfzig Pfund für die Übergabe eines kleinen Briefes anbietet, dann bin ich gern der Postbote.«
»Fünfzig Pfund?«, wiederholte Mark. »Für einen Brief?«
»Ja, Sir, fünfzig Pfund für einen Brief. Es war ihm wohl viel wert, Sie zu überraschen. Und wenn Sie mir die Bemerkung erlauben, hatte ich darüber hinaus den Eindruck, dass dieser Herr recht vermögend ist. Seine Kleidung mochte täuschen, aber seine Brieftasche war gut gefüllt.«
»Und hat Sie dieser hohe Betrag nicht misstrauisch gemacht? Ich meine, fünfzig Pfund ist eine ordentliche Stange Geld.«
»Genau deshalb habe ich keine Fragen gestellt«, entgegnete Ramesh. »Denken Sie über mich, was Sie wollen, aber diesen Luxus kann ich mir nicht leisten.«
Sarah steckte den Brief ein und zog ihr Portemonnaie aus der Jackentasche.
»Mr. Ramesh, wenn Sie sich Gesichter so gut merken können, wie ist es dann mit diesem hier?«
Sie nahm Stephens Foto heraus und
Weitere Kostenlose Bücher