Phobia: Thriller (German Edition)
unfassbar, wie viele Blumenläden es hier gibt.«
»Du willst doch nicht etwa aufgeben?«
»Aufgeben? Ich? Mark, ich dachte, du kennst mich.«
Er lächelte. »Okay, also wer ist der Nächste auf der Liste?«
»Mal sehen … Hier, Marple Street, das ist nur zwei Straßen weiter.Stanford Flowers and more.« Plötzlich stutzte sie. »Obwohl … warte mal!«
»Was ist?«
»Ach, nichts.«
»Nichts?« Mark sah sie stirnrunzelnd an. »Also, ich bin bestimmt nicht der große Frauenversteher vor dem Herrn, aber wenn eine Frau nichts sagt, ist immer irgendwas im Busch. Also, was ist es?«
Stirnrunzelnd betrachtete Sarah das Display. »Es hat vielleicht gar nichts zu bedeuten.«
»Sag es mir trotzdem.«
»Dieser Laden hier – Shalimar Flowers. Irgendwo bin ich über diesen Namen schon einmal gestolpert. Erst kürzlich. Aber mir fällt nicht mehr ein, wo.«
»Hatte es mit Stephen zu tun?«
Sie wiegte den Kopf. »Kann sein. Ich weiß es wirklich nicht mehr.«
»Dann lass es uns einfach dort versuchen«, schlug Mark vor. »Ist es weit?«
»Ellerslie Lane. Nein, das sind nur ein paar Minuten von hier … Aber vielleicht habe ich den Namen auch nur in einer Annonce gelesen.«
»Versuchen sollten wir es trotzdem.«
Sarah nickte und ließ den Motor an. »Wir haben ja nichts zu verlieren.«
Außer wertvoller Zeit , fügte sie in Gedanken hinzu und fuhr aus der Parklücke.
46.
Als die Türglocke über ihnen anschlug, war es, als würden sie eine andere Welt betreten. Sarah war noch nie zuvor hier gewesen, dennoch empfand sie eine merkwürdige Vertrautheit. Sie schauderte wie bei einem Déjà-vu und konnte es sich zunächst nicht erklären.
Draußen herrschte das kalte, graue Dezemberwetter, doch im Inneren des Ladens empfing sie feuchtwarme Luft, gemischt mit den süßlich schweren Düften unzähliger Pflanzen, deren Farbenpracht im Licht der Halogenstrahler fast irreal wirkte. In der Mitte des Raums thronte eine von Orchideen umgebene Ganesha-Statue, die jeden Besucher mit erhobenen Händen und goldverziertem Rüsselgesicht begrüßte, und aus einem Wandlautsprecher drangen leise Sitarklänge, die den exotischen Eindruck zusätzlich verstärkten.
Sarah blieb vor der Statue stehen und betrachtete sie nachdenklich. Hier war ihr Déjà-vu-Gefühl am stärksten.
»Indien …«, flüsterte sie und wirkte für einen Moment wie entrückt.
Mark sah sie fragend an. »Ist irgendwas?«
Ohne den Blick von der Statue abzuwenden, schüttelte sie den Kopf. »Nur eine Erinnerung. Ist lange her.«
»Hat es mit deinem Mann zu tun?«
»Ja, es war unsere erste gemeinsame Reise, gleich nach der Graduierung. Stephens Jugendtraum, mit dem Rucksack durch Indien. Den Flug hatten uns seine Eltern bezahlt.« Sarah blickte ihn an. »Ich weiß, warum du fragst. Aber das alles kann er nicht wissen. Dafür liegt es viel zu lange zurück.«
Sie gingen an der Statue vorbei auf die Ladentheke zu, hinter der ein kleiner kahlköpfiger Mann mit rundlichem Gesicht an einem Tisch stand und ein Gebinde zusammenstellte. Als sie bei ihm angekommen waren, legte er die Blumen beiseite, rieb sich die Hände an seiner grünen Floristenschürze ab und kam ihnen lächelnd entgegen.
»Herzlich willkommen, die Herrschaften«, sagte er, und es klang, als würde er die Worte singen. »Ich bin Farhan Ramesh. Was kann ich für Sie tun?«
Wie schon in den anderen Blumenläden schilderte ihm Mark, weswegen sie gekommen waren. Dass sie auf der Suche nach einem Mann seien, der hier womöglich vor drei Tagen ein Gebinde gekauft hatte. Dass dieser Mann ein auffällig vernarbtes Gesicht habe …
Bei Erwähnung der Narben sah Farhan Ramesh sie überrascht über den Rand seiner Brille an.
»Aha, Sie sind das also«, sagte er bedächtig und nickte ihnen zu.
Sarah und Mark wechselten erstaunte Blicke.
»Soll das etwa heißen, Sie haben uns erwartet?«, fragte Sarah.
»Gewissermaßen.« Der Florist lächelte, sodass seine weißen Zähne in dem dunkelhäutigen Gesicht funkelten. »Ja, der Mann, den Sie mir beschreiben, war vor ein paar Tagen hier. Ein sehr netter Herr und äußerst großzügig. Er hatte mir angekündigt, dass mich womöglich jemand nach ihm fragen würde. Eine Frau.« Ramesh sah Sarah aus seinen großen dunklen Augen an, die ihn jünger wirken ließen, als er in Wahrheit sein mochte. »Dann müssen Sie Sarah Bridgewater sein, richtig?«
»Ja«, sagte Sarah, und Mark schien ebenso fassungslos wie sie. »Was hat dieser Mann zu Ihnen gesagt? Kennen Sie
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