Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
Was ist passiert?«, ächzte Munzheim und erhob sich aus der Hängematte und wischte sich über das Gesicht. Er war blass und hatte tiefe, schwarze Augenringe. Das Erste, das er erblickte, war Lea, die auf eine seltsame Weise verführerisch, am Ende ihrer Kräfte und mit zerzausten Haaren zwei Meter entfernt von ihm auf dem Boden saß und grinste. Sofort stand sie auf, rannte auf Munzheim zu und fiel ihm um den Hals. Der General verstand noch nicht, was eigentlich geschehen war.
Nachdem Lea dem General erzählte, was passiert war, lag seine Stirn in tiefen Falten.
»Ich verstehe«, bekundete Munzheim und nickte. Er legte eine Hand auf die Schulter der Prinzessin und schaute ihr besorgt in die Augen. »Aber eure Hoheit, dies ist noch lange kein Grund euch erneut zu entführen«, sagte er. »Und mich dazu! Ich muss den König über unsere momentane Lage informieren.« Munzheim kramte in einer seiner Taschen. Heraus zog er einen Telesensor, oder zumindest das, was von ihm übrig war.
»Verdammte Scheiße!« Er griff sich an die Stirn. »Entschuldigt Hoheit, aber der Telesensor ist absolut hinüber!«, sagte er und schmetterte die Überreste in eine Ecke. Dann setzte er sich zurück in die Hängematte.
»Robert...« Lea kniete sich vor den verzweifelten General, den sie noch nie zuvor so gesehen hatte. Von seinem Übermut und der stattlichen Statur war im Moment nicht viel übrig geblieben. »Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber Picardo und Lucius werden uns nichts tun. Sie sind nicht böse.«
»Schwer zu glauben, ja...«, entgegnete Munzheim und runzelte die Stirn.
»Wie lange soll ich noch die verdammten Popoknollen schälen?«, meckerte Lucius, war sichtlich genervt von der momentanen Situation und natürlich von dem Berg ungeschälter Popoknollen der sich neben ihm auftürmte und aussah wie ein Haufen kleiner orangefarbener Ärsche. »Solange bis ihr habt bezahlt angerichteten Schaden«, meldete sich ein kleiner Goblin zu Wort, der unten in der Kombüse das Sagen hatte. Lucius hatte schon einige Goblins gesehen, aber dieser war ein besonders hässliches Exemplar: klein, warzig, bläuliche Hautfarbe, einen Zinken, der den Popoknollen nicht unähnlich war und winzige, eingefallene Augen. Gekrönt wurde dieser Anblick von einer löchrigen Kochmütze und einer dreckigen Schürze. Mit dreckig ist gemeint, dass die eigentliche Farbe nicht mehr zu erkennen war. Goblins waren besonders als billige Arbeitskräfte sehr beliebt, denn für ein paar Bronzelinge taten sie alles was man ihnen sagte.
»Was überlegen du? Arbeiten du müssen!!«, schrie der kleine, blaue Wicht und hüpfte aufgeregt umher. Lucius schnappte sich ein neues Messer und fing an, weiter zu schnitzen. Was sollte er auch sonst tun, mitten auf hoher See. Den Goblin mit dem stumpfen Messer abstechen? Sicher nicht... Obwohl...
Picardo war gerade fertig damit, das Deck zu schrubben, als er Stimmen aus der Kajüte vernahm. Es waren Munzheim und Lea, die heftig diskutierten. Sofort stellte er seinen Eimer auf die Seite und schritt durch die Tür in die Kabine.
»Na so was!«, schrie er erfreut und lief in Richtung General.
»Bleib mir vom Leib, du kleiner Wahnsinniger!«, brüllte Munzheim panisch und drückte seinen Rücken gegen die Wand. Er schlug die Finger wie ein Kreuz vor die Brust.
»Es... es tut mir leid!«, sagte Picardo schnell, blieb abrupt stehen, scharrte mit dem Fuß auf dem Boden und starrte dabei auf die Astlöcher in den Planken. »Ich kann meine Kraft manchmal nicht einschätzen!«, beteuerte er und blickte den General an. »Ich bin froh dass es Ihnen jetzt wieder gut geht«, fügte er noch hinzu. »Wie hast du das geschafft, Lea?« Picardo blickte die Prinzessin fragend an.
»Wie kannst du es wagen?«, brüllte Munzheim. »Nenne die Prinzessin nicht bei ihrem Vornamen!« Er wurde rot vor Wut. »Das heißt: Eure Hoheit!«
Picardo schaute verwundert drein. Lea beachtete den General jedoch nicht weiter und versuchte, auf Picardos Frage zu antworten. »Es... es war...«, stotterte Lea, fand aber nicht die richtigen Worte und brach den Satz ab. »Ich muss heute Abend mit Lucius darüber sprechen.«
»Ich würde auch gerne so einiges besprechen!«, warf Munzheim ein und verschränkte beleidigt die Arme, da ihn offensichtlich nicht einmal mehr die Prinzessin beachtete. Picardo und Lea nickten sich zu und ignorierten den armen General, woraufhin Picardo die Kajüte wieder verließ. Schließlich musste er noch einige Masten
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