Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
ihre Augen, die jeweils doppelt so groß waren wie sein eigener Kopf. Er spürte, dass das Tier litt, es wurde geknechtet und wie ein Haustier dressiert . Du armes Geschöpf…
Er senkte den Kopf. Seine einzige Hoffnung lag darin, dass Iselia, Gamadas und Eloriel in Sicherheit waren. Der arme Euphorion hatte nicht mitbekommen, dass die Königin schon längst tot war.
Die Chimäre riss ihr gewaltiges Maul auf und brüllte, sodass die Fenster des riesigen Saales zersprangen und die bunten Scherben auf den Boden prasselten.
Ich verzeihe dir, geknechtetes Wesen...
Dann wurde Euphorion an Ort und Stellevom Boden gerissen. Einige Male schwenkte die Chimäre ihr Opfer durch die Luft, schlug es gegen die Wand der Universität, wie es wilde Tiere taten. Ihre Beute war schon tot, als sie sie schließlich mit einem knochenzermalmenden Knirschen auseinander riss. Während der gesamten Tortur gab Euphorion nicht einen Schrei von sich. Ein breites Grinsen war auf Kahns Gesicht zu erkennen, als das Blut des alten Magiers auf ihn herab regnete. Es färbte seine weiße Kutte rot und rann an ihm herab wie salziger, dickflüssiger Regen.
»Durchsucht die Universität!«, befahl der Bischof schließlich, woraufhin seine Gefolgschaft in die Halle stürmte, hinauf in die etlichen Türme, Brücken und Lehrräume und bis in die kleinsten Winkel der magischen Universität. Einige der fliehenden Magier und die Studenten befanden sich noch im Inneren, wo sie an Ort und Stelle von den Angreifern überwältigt wurden. Andere, die bereits den Hinterausgang genommen hatten, trafen auf Voldho und einige bewaffnete Personen, die sich von der Gruppe abgespalten hatten. Während dieses unsäglichen Gemetzels, schritt der Bischof durch die Halle der Elemente. Unbeeindruckt von der Gewalt, die rings um ihn herum stattfand, wich sein hämisches Grinsen nicht von seinem Gesicht. Er steuerte auf den Tisch zu, auf dem die alten Pergamente der Magier lagen. Einige davon hatte Iselia an sich genommen, aber das nach dem Kahn suchte, lag unter dem Tisch. Er bückte sich, nahm das vergilbte Papier an sich, öffnete das Siegel und ließ seine Blicke über die kryptischen Zeichnungen schweifen. Dann fing er aus vollem Halse an zu lachen. Sein Gelächter hallte an den steinernen Wänden wider und brannte sich in die Ohren der mit dem Tode ringenden Magier ein, die ringsum am Boden lagen.
Der Wegweiser zum Schrein der Thohawk und die Aufzeichnungen über die Zepter der Elemente waren sein. Die Karte des Wanderers... Endlich!
Schließlich gab Kahn der Chimäre, die erhaben und wie ein gigantischer Leibwächter hinter ihm stand, den Befehl den Überlebenden einen Gefallen zu tun und sie von ihren Qualen zu erlösen. Kurz bevor die Chimäre in den Saal trampelte, wich sein Blick nach oben an die Dachpfeiler, die die hohe Decke stützten. Kurz glaubte er, eine schwarze Gestalt gesehen zu haben.
Staub rieselte leise von der Decke.
Kapitel 10
Verkauft und verraten, die Kirche will Macht.
Wer stets nur dem Licht folgt, als Letzter wohl Lacht?
Tag 30, Jahresanfang 358 n. E.
Fluss Gülden, einige Kilometer vor Goldhafen
Das Lagerfeuer erhellte die finstere Nacht und gab einen wärmenden Schein von sich. Lea hüllte sich in eine Decke, die der General ihr besorgt hatte und blickte schweigend in die tanzende Glut. Millionen Funken wurden in einem Moment geboren, nur um im Nächsten wieder zu erlöschen und ein unbedeutendes Stückchen Asche zurückzulassen. Picardo stocherte mit einem kleinen Stock im Feuer herum, bis er sich schließlich die Fingerkuppen verbrannte. Er steckte sich die Finger in den Mund, um sie zu kühlen.
»Pass auf!«, kicherte Lea. »Ich kann nicht die ganze Zeit heulen, nur um deine Wunden zu versorgen.« Tatsächlich hatte sich Lea noch vor einigen Stunden die Augen ausgeweint, um den angeschlagenen Picardo wieder auf die Beine zu bekommen. Doch da er hart im Nehmen war, verlief seine Heilung relativ rasch.
Der im dunklen Schein der schwarzen Sonne glänzende Fluss Gülden plätscherte friedvoll in nicht weiter Ferne. Kleine Nachtelfen schwirrten über ihn hinweg und sammelten winzige Wassertropfen für ihren Nachwuchs.
»Lucius«, begann Munzheim, der dicht neben Lea Platz genommen hatte. Zum ersten Mal nahm er seine Genaralsmütze ab und entblößte seine kurzen, dunkelblonden Haare. »Wohin genau führt uns unsere Reise nun?« Er blickte erwartungsvoll in Lucius' dunkle Augen. Das Feuer spiegelte sich darin und ließ ihn
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