Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
Staub drang durch die Ritzen der dicken Bretter. Euphorion trat einen Schritt nach hinten, um nicht von dem riesigen Tor zerquetscht zu werden, das donnernd in den Raum fiel. Er hob sich die Hände schützend vor sein bärtiges, altes Gesicht und schloss die Augen.
Das Tor krachte auf den steinernen Boden, ohrenbetäubender Lärm hallte wie tausend Trommeln durch die große Halle und einige Magier warfen sich flach auf den Boden.
Noch bevor sich der Staub lichtete, erhob Euphorion die Hände und murmelte einen Zauberspruch. »GEHT!«, unterbrach er kurz sein Gemurmel und blickte ernst in die Gesichter der drei anderen Magier. Seine Stimme hallte lauter als jedes Gebrüll eines Menschen hallen konnte. Er sprach direkt zu ihren Gedanken. Nun galt es, nicht mehr lange zu zögern!
»Legt eure Hände darauf!« Cora überreichte Gamadas den Rubin.
»Die Schriften!«, schrie Iselia, rannte flux zu einem großen Tisch und schnappte sich so viel Pergamente wie sie tragen konnte. Einige fielen dabei unter den Tisch, aber es war jetzt keine Zeit sie zu sortieren.
»Schnell!!«, schrie Cora. Die ersten Menschen stürmten bereits in den Saal.
Iselia keuchte vor Anstrengung, versuchte gleichzeitig die Schriften zu halten und eine ihrer dicken Hände auf dem Rubin zu platzieren. Eloriel legte ebenfalls zögerlich ihre Hände darauf. Ihr war nicht wohl und sie blickte immer wieder verstohlen zu dem alten Euphorion Dark, den mittlerweile schwarze Schatten umhüllten.
Plötzlich sprühten rote Funken aus dem Rubin. Munzheim betrachtete das Schauspiel aus einiger Entfernung und machte sich um sein eigenes Schicksal gerade keine Gedanken. Seine Loyalität und auch sein Leben galten nun alleine der Königin. Dann war ein leichtes Summen zu vernehmen und ein rotes Schimmern hüllte die drei Magier ein. Cora wich etwas zurück, um nicht auch erfasst zu werden. Kurze Zeit später schwebten die drei bereits einige Zentimeter über dem Erdboden. Sie alle sorgten sich um die anderen, dennoch war ihre Flucht im Moment die einzige Chance für die Zünfte. Sie hofften alle auf die außerordentlichen Mächte des alten Euphorion und die Kraft des geheimnisvollen jungen Mädchens.
Plötzlich ein Schrei. Die Königin riss, über dem Boden schwebend, ihre Augen weit auf und ein kleiner Rinnsal Blut tropfte aus ihrem Mundwinkel. Ihre Augen wurden glasig und nur mit Mühe konnte sie diese offenhalten. Sie drehte sich zu General Munzheim um und versuchte zu sprechen.
»Robert... beschütze........ meine Tochter!«, sagte Eloriel müde. Es dauerte einige lange Sekunden, bis der General begriff was geschehen war. Seine Augen weiteten sich als er erblickte, dass aus dem Bauch der Königin eine rostige Mistgabel ragte, die sich von hinten durch sie gebohrt hatte. Ihr Blut tropfte auf den Boden und bildete eine schimmernde rote Pfütze.
»Sie ist eine«, begann Eloriel. Da griff Munzheim reflexartig nach der Hand der Königin.
»MAJESTÄT!!«, schrie er verzweifelt.
»NICHT!!!« Cora drehte sich blitzschnell um, wandte sich vom Kampfgetümmel ab und rannte auf den General zu. In dem Moment als Cora ihn wegstoßen wollte, entflammte der Rubin und eine feuerrote Lichtwelle hüllte die Umgebung ein. Während sie alle in einem roten Blitz verschwanden, blickte Munzheim ein letztes Mal in die smaragdgrünen Augen Eloriels, bevor seine Sinne ihn verließen.
Dann waren Iselia, Gamadas, Eloriel, Munzheim und Cora verschwunden.
Empiris, Phönix Gesellschaft
»Während sich die Lage in unserer Stadt langsam wieder beruhigt, scheint eine größere Gruppe von Menschen mittlerweile die Bergfestung von Mhyra gestürmt zu haben. Neuesten Meldungen zufolge, will der Bischof seinen heiligen Kreuzzug mit einem Vergeltungsschlag gegen die Magierzunft zu Ende bringen! Weitere Informationen...«
Lupos drehte sich auf dem großen Sessel seines Vaters, legte die Füße auf den Tisch und schaltete den Sphärodron mit einer Art Fernbedienung aus.
Er schien in Gedanken versunken, als sich plötzlich die vom Angriff noch schwer beschädigte Tür zum Büro auftat. Herein kam eine, in einen roten, engen Overall gekleidete Frau. Ihr Gesicht war in Falten gelegt und sie zog ihre Brille zurecht während sie auf Lupos' Schreibtisch zustürmte.
»Was ist geschehen?«, schrie sie und schlug mit den Händen auf den riesigen Tisch. Man konnte nicht genau sagen ob sie wütend oder erschüttert war. Lupos nahm die Füße herunter und blickte sie durch seine schimmernden Augen an.
Weitere Kostenlose Bücher