Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
nie zuvor ausgesprochen. Es folgte Stille.
»Lasst uns mal nachdenken!«, sagte Iselia schließlich. Sie drückte sich je einen Finger gegen die Schläfen und rieb sich daran. »Das Tor der Finsternis wurde geschlossen. Die Welt verfärbt sich, Schatten verschwinden…«
»Wenn die Finsternis weicht, müsste auch ich mich auflösen«, unterbrach Gamadas.
»Oder nur deine Kräfte!«, sagte Iselia erst zögerlich. Dann ging ihr ein Licht auf. »Natürlich! Als Schattenmagier bestehst du aus deutlich mehr finsterem Element als aus dem lichten. Dein Körper kann keine Schattenenergie mehr speichern und verliert seine Kräfte!«, erklärte sie.
»Glaubst du wirklich, dass unsere Welt so funktioniert?«, meinte Gamadas.
»Wie erklärst du dir sonst den Verlust deiner Kraft?«, überlegte Iselia und zuckte mit den Schultern. »Es liegt auf der Hand!« Doch so sicher wie sie sich gab, war sie bisweilen nicht.
»Demnach müssten die Lichtmagier nun über immense Kräfte verfügen!«, führte Gamadas weiter aus. Er schwieg kurz und berichtigte sich dann selbst.
»DIE Lichtmagierin«, berichtigte er sich. »Ich fürchte es gibt nur noch eine! Außer dir natürlich, Iselia, aber deine Kräfte waren noch nie sehr mächtig.« Iselia war leicht gekränkt, lies sich aber nichts anmerken.
Die Prinzessin... Gamadas, Feghnom und Iselia blickten sich an. »Nun gut... trotz allem wissen wir nicht, was passieren wird und was das Zepter vorhat.« Plötzlich zuckte ein Gedanke wie eine spitze Nadel durch Iselias Kopf. »Das Zepter ist der gebündelte Hass der Göttin, richtig?«, bemerkte sie und blickte die beiden Männer abwechselnd an.
»Aus den letzten Überbleibseln an Hass formten die Götter mächtige Zepter, die im Stande sind, ihren Gegenpart zu vernichten«, bemerkte Feghnom. »Die Macht Belias' ist nicht gegenwärtig, um den Hass Elias zu zügeln!«, ergänzte Iselia. Ihre Kombinationsgabe war verblüffend. »Der lichte Strudel, von dem in den Schriften gesprochen wird...«, sagte sie und stockte kurz. Gespannt wartete Gamadas auf die Pointe. »In bereits wenigen Tagen holt sich die Göttin die restliche Energie der Menschen, um zu bekommen, was ihr gebührt«, fuhr Iselia fort. Ihr schauderte.
»Du bist verrückt!«, sagte Gamadas nur, aber nicht ohne Zweifel in seiner Stimme. Schließlich war mittlerweile nichts mehr unmöglich.
Kapitel 16
Wenn Schatten schwinden,
die Nacht verrinnt,
der Anfang vom Ende schon beginnt.
Tag 6, Elium 358 n. E.
Tempelstätte der Thohawk
Cora tastete sich verzweifelt an den Wänden entlang. Sie wusste selbst nicht was sie suchte. Eine hohle Stelle? Einen Geheimgang? Irgendwie muss man doch hier raus kommen. Als sie schon zum dritten Mal an dem Trümmerhaufen vorbei kam, an dem Lea noch immer neben dem General kniete, seufzte sie laut. Sie lehnte sich gegen ein großes Stück Fels und schlug mehrmals mit der Faust dagegen.
»Die Tränen eines Einhorns!«, sagte Lea plötzlich. »Was?«, erwiderte Cora und drehte sich zur Prinzessin. »Lucius sagte, die Tränen eines Einhorns können die Toten ins Leben zurückholen.«
»Lucius sagte auch, dass er den Bischof aufhalten will, stattdessen hat er das Schicksal der Welt besiegelt!« Cora wurde laut, allein der Name 'Lucius' bereitete ihr nun Kopfschmerzen. Doch nicht nur ihr, auch Picardo wurde bei seinem Namen zornig. So hatte Lea Picardo noch nie gesehen. Er hatte, seit der Bischof verschwunden war, nichts mehr gesprochen und saß stumm auf dem Brunnen. Lea legte ihren Kopf wieder auf die Brust des Generals. Sie wollte ihn nicht loslassen.
»Lea«, sagte Cora, beugte sich zu ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter, »du musst jetzt stark sein!« Sie strich ihr sanft über den Rücken. »Er hätte es so gewollt.«
Lea nickte, richtete sich auf und legte den Kopf in den Nacken. Picardo saß noch immer stumm auf dem Rand des Brunnens, dessen Wasser nur noch eine milchige Suppe war. Plötzlich hob er den Kopf.
»Was ist hinter den Toren?«, fragte er wissbegierig und blickte Cora an. Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet, geschweige denn, hatte sie eine Antwort.
»Ich…«, überlegte sie. »Die Quelle der Finsternis und des Lichts?!« Sie klang unsicher.
»Warum nimmt Lucius dies alles auf sich, um am Ende in der Quelle der Finsternis eingeschlossen zu werden?« Picardo klang ernst, seine kindliche Seite war wie weggeblasen.
»Er hat recht«, bekundete Lea und nickte ihm zu.
»Na gut, vielleicht ist mehr hinter den Toren
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