Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
stehen still!!«, fuhr Lupos ihm ins Wort. »Es scheint, als ob es keine Schattenenergie mehr gäbe?!« Er drehte sich mehrmals im Kreis, schaute auf den ausgebleichten Horizont, dann wieder auf einige Unterlagen, die auf seinem Schreibtisch lagen und fegte sie mit einem Ruck vom Tisch. »Verdammte Kacke!!«, brüllte er. »Los! Bring in Erfahrung was da los ist!« Er zögerte kurz. »SOFORT!!«, schrie Lupos und ließ sich in seinen Bürostuhl fallen, als der Sicherheitsmann hektisch durch die Tür davon rannte.
Langsam rieb sich Lupos die Stirn. Einige Minuten später fing der Bildschirm des Sphärodrons, der über seinem Schreibtisch hing, an sich zu verfärben. Es kriselte und brummte leise. SONDERMELDUNG! blinkte in grellen Farben auf dem Bildschirm auf. Lupos fragte sich, ob dies etwas mit den Vorkommnissen zu tun hat und betätigte einen Knopf vor sich am Schreibtisch. Was auf dem Sphärodron zu sehen war, wurde gleichzeitig an einen riesigen Bildschirm außerhalb des Gebäudes übertragen, sodass ganz Empiris es mitverfolgen konnte.
Es erschien das Gesicht von Bischof Kahn. Das Bild flackerte hell und brauchte einige Sekunden, bis es sich beruhigt hatte. Draußen vor den Toren der Phönix Gesellschaft fanden sich schnell einige Leute ein, die aufgeregt diskutierten. Auch einige Bewohner der zweiten Etage steckten neugierig ihre Köpfe aus den Luken zur Unterstadt.
Meine Freunde,
ich spreche hier nicht nur als Oberhaupt der Kirche zu euch, nein ich spreche, wie ihr wisst, zu euch als euer König. Mit Freuden darf ich bekannt geben, dass die Dunkelheit für immer aus dieser Welt verbannt wurde. Seht euch um, seht das Licht, das nun überall und allgegenwärtig ist. Ihr seht, was die Göttin Elia für euch erschaffen hat, ungeachtet der Finsternis Belias'. Ich erwarte euch in zwei Tagen zur Mittagsstunde auf dem Marktplatz von Archadis, wo ich euch meinen Segen geben will und wo ich mit euch den Anbeginn einer neuen, besseren Zeit feiern will!
Langsam verschwamm das Bild wieder. Lupos tippte mit dem Finger auf seinen Tisch und blickte noch immer auf den Bildschirm, wo nur noch blaues Kriseln zu sehen war. Plötzlich sprang er auf, so ruckartig, dass sein Stuhl gegen das dahinter liegende Fenster knallte.
»Ist der total bekloppt??«, schrie er und schlug mit der Faust auf den Tisch, dass es nur so krachte.
Dorf Uru, Urugai-Wald
Feghnom trat aus seiner Hütte und senkte den Kopf.
Sie haben es nicht geschafft... Es dauerte nicht lange, bis Iselia und Gamadas neben ihm standen und über die hohen Baumwipfel in den Himmel blickten. Alles war nun grau und nichtsagend. Geradezu leblos.
»Wie in den Aufzeichnungen der Thohawk prophezeit!«,bemerkte Iselia, die sich als Hüterin der Schriften in solchen Dingen sehr gut auskannte. Sie blickte zu Gamadas, der seine Augen geschlossen hatte. Möglicherweise sah er etwas. Die dicke Frau trat nach vorn. »Die Farbe des Himmels, der Erde und sämtlicher Lebewesen Phöns wird verblassen. Und wie die Farbe den Anfang macht, folgt ihr das Leben!«, zitierte Iselia.
Sie hatte diesen Satz in einer Abschrift eines Buches gelesen, welches leider beim Angriff des Bischofs zerstört wurde. Sie schien es für passend zu halten, ihn jetzt von sich zu geben.
»Ein lichter Strudel aus reiner Energie wird sich über dem mittleren Lande entladen und sämtliche Lebewesen vom Antlitz der Erde fegen«, ergänzte Feghnom und versuchte durch das dichte Blätterdach des Waldes etwas zu erkennen. Den Strudel über dem ewigen Ozean konnte man von hier aus aber nicht sehen.
»Was sollen wir tun?«, fragte Iselia und klang etwas verärgert, sie hatte seit Stunden nichts gegessen. Zumindest kam ihr es so vor.
Plötzlich riss Gamadas die Augen auf. »Ich kann die Bilder nicht deuten!« Verzweiflung hallte in seiner Stimme wider. Iselia und Feghnom schauten ihn verwundert an. Noch nie war Zweifel in Gamadas' Stimme, noch nie waren seine Visionen undeutlich gewesen. Er fing an, hin und her zu trotten, starrte auf den moosigen, von Pflanzen überwucherten, jedoch trotzdem nicht mehr grünen, Boden.
»Das Zepter kontrolliert Kahn, der Hass der Göttin ist auf ihn übergegangen!« Er blieb stehen und scharrte mit dem Fuß. »In zwei Tagen, zur Mittagsstunde wird es geschehen!«, sagte er.
»Was?« Iselia wurde immer aufgeregter. »Was wird geschehen?«
»Ich«, Gamadas zögerte, »Ich weiß es nicht! Ich blicke in eine ungewisse Zukunft«, meinte er schließlich. Diesen Satz hatte er noch
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