Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
vorerst zurücklassen müssen!« Coras Worte waren wie Schwerthiebe für die Prinzessin. Aber sie wusste, dass sie ihn jetzt nicht die Strickleiter hinauftragen konnten. Sie seufzte und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
»Lea? Komm«, schrie ihr Cora zu, die bereits bei ihrem Bruder stand und sie zu sich winkte. »Wir holen ihn später ab!« Lea konnte nicht glauben was sie da taten. Sie liefen dem Feind direkt in die Arme, dabei waren sie vielleicht die letzte Hoffnung Phöns. Sie zögerte, doch dann raffte sie sich auf und trat zur Strickleiter.
Fluss Golgan, wenige Kilometer vor der Stadt der Engel
»Das Wasser hat seinen Glanz verloren!«, sagte Alkatras, kniete vor dem Fluss und ließ seine Hand durch das einst glänzende Wasser gleiten. Es war trüb, aber auf eine absurde Art und Weise. Plötzlich hüpfte ein Fisch aus dem kühlen Nass und spritzte Alkatras das seltsame Wasser ins Gesicht. Er rechnete mit dem Schlimmsten, jedoch fühlte es sich an wie ganz normales Wasser.
»Es ist jedenfalls nicht giftig!«, rief er zu Pyra, die einige Meter entfernt mit Barthas auf der kahlen Wiese saß. Alkatras beobachtete den Fisch, wie er davon schwamm. Den Tieren scheint es also noch gutzugehen, aber... Irgendetwas Seltsames hatte auch der Fisch an sich. Er überlegte. Ja natürlich! Der Fisch wirft keinerlei Schatten! Normalerweise konnte man den Schatten der Fische noch vor ihnen selbst erkennen. Alkatras blickte an sich herab, stand auf und drehte seinen Körper hin und her. Er hob die Arme, hüpfte, fing an zu tanzen, den Blick nicht vom Boden abgewandt. Pyra, die gerade zufällig zu ihm blickte, kniff die Augen zusammen und rückte ihre Brille zurecht.
»Bist du ein Idiot?«, rief sie ihm lachend zu. Barthas konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, obwohl ihm angesichts der Lage nicht danach zu Mute war.
»Schaut auf meinen Schatten!«, rief Alkatras zurück und hüpfte weiter sodass sich seine Dreadlocks unter der Mütze hervorschlängelten. Pyra stand auf und schaute wie gebannt auf den hüpfenden Gaukler in seinem bunten Kleid.
»Aber«, sie zupfte erneut an ihrer Brille. »Alkatras, du hast keinen Schatten!?«, sagte sie und zuckte mit den Schultern. Das ist ja unglaublich...
»Aha!!«, bekundete er und hörte erst jetzt auf zu hüpfen. »Dann schaut mal an euch hinab, schaut die Bäume an, die Büsche,... Alles« Er rutschte seine Mütze zurecht.
»Ich«, begann Pyra und blickte sich zunächst um. »Tatsächlich!« Nicht nur, dass die Natur an Farbe verloren hatte, auch sämtliche Schatten waren verschwunden. »Ich wusste, dass irgendetwas fehlt!«, bekundete Pyra. Barthas saß nur da, saß da und grübelte. Aber auch er ließ seinen Blick über die karge, schattenlose Landschaft schweifen und seufzte. Ein Vogel flog vorbei. Er war verwirrt, gab keinen Ton von sich und knallte fast gegen einen Baum. Die Lebewesen Phöns waren also noch da, aber trotzdem war alles anders. Auch der Strudel am Horizont wurde kontinuierlich größer. Was würden wohl die Leute aus Calypso denken? Die hatten das Ding genau über sich.
Plötzlich waren Laute zu hören. Pyra drehte sich ruckartig um, die Hand griffbereit am Halfter ihrer Pistole. Alkatras trat neben sie. Drei Menschen kamen aus Richtung Belgis durch die Soprafelder marschiert. Sie waren noch zu weit entfernt, um sie genau erkennen zu können, aber scheinbar waren alle in weiße Kutten gekleidet.
»Was ist das denn?«, fragte Alkatras und hielt die Hand schützend über seine Augen, um besser sehen zu können.
»Jedenfalls sehen sie nicht gefährlich aus«, warf Barthas ein.
»Wir werden sehen!«, entgegnete Pyra. Die Menschen kamen näher, sie diskutierten heftig und ruderten mit den Armen, um ihre Emotionen zu verdeutlichen. »König Barthas?« Pyra schaute den König an. »Versteckt Euch hinter dem Busch dort!« Sie deutete auf einen großen Strauch, der zwar komisch aussah, so ohne Schatten, aber was sollte man machen. Der König nickte und rannte hinter das Buschwerk. Einige Minuten später waren die Personen auch schon bei ihnen.
»Seid gegrüßt!«, begrüßte sie Alkatras.
»Wohin des Weges?«, warf Pyra gleich ein. Die Leute grinsten, schauten sich an und brachen in schallendes Gelächter aus.
»Was?...« Pyra schaute sich um, blickte Alkatras an, der nur mit den Schultern zuckte. Sie hasste es, ausgelacht zu werden und ließ ihren Blick zurückschweifen. »Hey!«, brüllte sie verärgert. »Was is so witzig?« Sie machte einen
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