Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
Schritt auf die Männer zu. Sofort verstummten sie und wichen etwas zurück.
»Wa... Warte!«, stotterte der Größte von ihnen. »Es ist nur lustig, dass ihr nicht wisst, dass bereits in zwei Tagen die neue Welt ausgerufen wird!«, verteidigte sich der Mann und grinste wieder. »Schaut euch doch um! Es ist herrlich!«
»Herrlich?« Pyra war drauf und dran, dem Mann eine zu verpassen, doch Alkatras hielt sie zurück.
»Warte noch!«, beruhigte er sie. Dann trat er auf die Männer zu. »Neue Welt?«, fragte er sie.
»Ja, unser Bischof und neuer König, hat das Tor der Finsternis geschlossen, er wird diese Welt in eine Ära des Lichts führen.« Barthas konnte alles mit anhören. Ihm drehte sich der Magen um.
»Ahja...« Alkatras verschränkte die Arme.
»Ja«, begann einer der anderen Männer. »Am achten Tag zur Mittagsstunde wird unser König uns mit seiner Weisheit segnen und die neue Ära einläuten.« Der Mann hob die Hände in die Höhe und wirkte von Sinnen. Alkatras räusperte sich kurz und blickte zu Pyra.
»Jetzt darfst du!«, sagte er und ging Richtung Busch, wo sich der König versteckte. Einige Sekunden später kam Pyra mit drei weißen Kutten zurück und warf sie hinter den Strauch.
»Zieht das an, wir wollen ja nicht auffallen.«
»Was hast du...« Pyra legte ihren Finger auf Barthas' Mund. »Du willst es nicht wissen«, unterbrach sie ihn.
»Sie schlafen sicher nur!«, sagte Alkatras. Er sah Pyra an und beide brachen in schallendes Gelächter aus. Dann wischte er sich eine Träne aus dem Auge und stülpte die Kutte über, was unmittelbar auch der König und Pyra taten.
»Steht mir nicht. Ich sehe aus wie ein Kartoffelsack!«, beschwerte sie sich.
»Also auch nicht anders als sonst«, neckte Alkatras. Pyra holte aus, zog dann aber ihre Hand zurück. Keine Zeit für Streitereien, dachte sie.
»Wir müssen nach Archadis!«
»Am achten Tage?«, fragte Barthas und zog sich die Kutte zurecht. »Den Wievielten haben wir?«
»Nun ja...« Alkatras suchte den Himmel nach den Sonnen ab, die Schwarze war verschwunden. Wie soll man sich so orientieren? »Ich weiß nicht genau, aber eigentlich ist es mitten in der Nacht!«
Engelssegler, über der Tempelstätte
Als Cora die lange Leiter emporstieg, hatte sie seltsamerweise kein schlechtes Gefühl. Irgendetwas sagte ihr, dass kein Gesandter des Bischofs in dem glänzenden Segler warten würde, um ihnen den Rest zu geben. Unter ihr ragte die Tempelstätte imposant in die Höhe. Von hier oben war der entstandene Schaden an der Zitadelle erst in vollem Ausmaße sichtbar. Cora seufzte. Das soll er mir büßen! Sie war nun fast auf gleicher Höhe mit dem Elementum, nur wenige Meter trennten sie von der riesigen Scheibe. Der verschnörkelte Zeiger zuckte wild hin und her, die Tafel fluoreszierte in einem hellen Grau. Es bedurfte keiner langen Erklärung, dass dieses Zeichen nicht gut war. Nach einigen Minuten erreichte Cora die letzte Sprosse. Sie zögerte kurz, steckte dann ihren Kopf durch die offene Luke und blickte in einen hellen Raum, der mit Mystrill verkleidet war. Er schimmerte bläulich, wirkte etwas steril. Dann los! Sie griff nach einer Halterung und zog sich ins Innere. Drinnen war sie alleine. An den Wänden lagen einige Geräte und Werkzeuge, sonst war nichts zu entdecken. Kurze Zeit später streckte auch Lea ihren Kopf durch die Luke. Sie schaute angestrengt und traurig zugleich, als Cora sie zu sich hineinzog. Es war keine Zeit vergangen, in der sie nicht den Tränen nahe war. Sie blickte durch die Luke hinaus auf die zerstörte Zitadelle.
Robert... ich werde das nicht so geschehen lassen! Da schob sich Picardo ins Bild und hüpfte an Lea vorbei ins Innere. Sie blickten sich um, es war noch immer niemand zu sehen.
»Wer hat uns hier hergeholt?«, fragte Lea und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Neben den Geräten standen einige Sitzbänke an der Wand, darüber ein grauenvolles Bild des Bischofs. In der Ecke standen noch einige Baren für eventuelle Krankentransporte.Plötzlich schob sich zischend eine Tür zur Seite. Lea staunte, sie hatte von Technologie wenig Ahnung, und noch nie eine Tür gesehen, die wie von selbst in der Wand verschwand. Was aus der Tür trat, war keinesfalls Bischof Kahn oder einer seiner Elitesoldaten.
»Es tut mir so leid!«, bekundete die kleine Figur und fiel gleich nach der Tür auf die Knie. Sie zitterte am ganzen Leib.Picardo sah Cora an, zuckte mit den Schultern und ging langsam auf den
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