Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
dunklen Torflügel knarrten, gaben ächzende Geräusche von sich, als ob sie sich gegen die Macht wehren wollten, die da auf sie einschlug. »Selbst wenn, dann wird der dunkle Magier die finstere Dimension in der er sich nun befindet, nie wieder verlassen!«Die letzten Worte sprach er so laut aus, dass einige Gesteinsbrocken von der Decke fielen. Die Mauern erbebten mit jedem Zentimeter mehr, den das Tor sich schloss. Selbst die Chimäre wich zurück, drehte sich ängstlich hin und her. Nun konnte Lea endlich zu Munzheim gelangen, sie fühlte seinen Puls... Nichts. Tu mir das jetzt nicht an, flehte sie.
»Und so beginnt es! Der Anbeginn eines neuen Zeitalters, einer Zeit ohne Dunkelheit, ohne Krieg, ohne Gewalt!« Der Bischof riss die Arme in die Luft, der Wirbelsturm über dem Brunnen wurde größer und gab ein gleißendes Licht von sich. Just in diesem Moment fiel das Tor in seine Angeln und die heraus strömende Energie wurde schwächer und schwächer, bis sie schließlich gänzlich verschwand.
»NEIN!!«, schrie Cora und stand auf. Der Wind, die tosenden Wirbel sowie das gleißende Licht legten sich genauso schnell wie sie gekommen waren. Kahn landete unsanft auf dem Boden, das Zepter noch immer fest umklammert. Sein langer Mantel legte sich über ihn. Picardo und Cora traten langsam an den Brunnen. Wortlos sahen sie sich an und ließen ihre Blicke über das, einst in allen Regenbogenfarben schimmernde, Wasser schweifen. Es wurde heller als zuvor, einige der Farben verschwanden aus dem Brunnen und der schimmernde Inhalt wurde milchig. Es war still im Raum. Totenstill.
»Es ist zu spät«, sagte Cora leise. »Ich habe erneut versagt! Er hat das Amulett mit sich genommen, wir können nichts tun! Einzig die Amulette zusammen können die Tore offenhalten«, sie schluckte, »oder Öffnen.« Sie setzte sich auf den Boden und legte die Hände ins Gesicht. Picardo stand regungslos da, beobachtete das Wasser und die Umgebung, die sich langsam verfärbte. Obwohl 'verfärben' das falsche Wort war. Es verschwand eher Farbe. Einige Pigmente, Maserungen, sowie jeder Schattenwurf wurde weniger und weniger. Alles wirkte trist, obwohl nur Gestein um sie herum war. Auch draußen im Gang verschwanden das Flackern und die Schatten, die durch das Feuer geworfen wurden. Die Chimäre, ein Geschöpf des Lichts, das fast vollständig aus dem lichten Element besteht, blickte sich leise um. Sogar sie hatte Angst und bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Der Bischof hatte das Zepter noch umklammert und kniete auf dem Boden. Seine lange Kutte und die Kapuze verdeckten ihn. Er bewegte sich nicht.
Lea blickte sich um. Diese Stille... Sie drehte ihre Hände vor ihrem Gesicht hin und her und bemerkte, dass diese blasser wurden. Auch Munzheim verlor an Farbe, seine sonst eher gesunde Gesichtsfarbe verschwand von seinem Antlitz. Nun konnte sie sich nicht mehr zurückhalten, ihre Gefühle übermannten sie: Trauer über den toten General, Wut über den Verräter Lucius und den Bischof, der das Schicksal Phöns besiegelt hatte. Doch die Tränen die über ihre Wangen liefen und den Brustkorb des Generals bedeckten, zeigten keine Wirkung. Das grüne Funkeln blieb aus. Die Gefühle die sie damals auf dem Schiff überkamen, waren nicht wiedergekehrt. Er war tot. Dieses Mal unwiderruflich.
Plötzlich ein Kichern. Die Kutte, die den Körper des Bischofs gänzlich verdeckte, bewegte sich langsam. Es sah aus, als versuche ein großes Tier sich aus einem Netz zu befreien. Das Kichern wurde lauter. Der Bischof, der das Zepter nach wie vor fest umklammert hatte, schlug seine Kapuze zurück. Er schaute sich um. Seine Augen funkelten wie die eines Kindes, das seinen ersten Lutscher geschenkt bekommen hatte. Langsam richtete er sich auf, seine Füße waren schwer wie Blei. Sein Körper war ausgelaugt und müde. Er ließ seine Schulterblätter kreisen. Es knackte laut.
Cora und Picardo saßen noch immer hinter dem Brunnen, sahen den Bischof mit großen Augen an. Sie waren geschlagen, was sollten sie jetzt noch tun? Coras Blick hatte etwas von Trauer, Verwunderung und Wut zugleich. Picardo war ratlos.
»Du MONSTER!« Lea sprang auf, ließ die Hände von Munzheim ab und rannte auf Kahn zu. Mit einer einfachen Handbewegung und ohne sie zu berühren, fegte er Lea von den Füßen. Sie landete unsanft auf dem Hintern.
»Ich muss jetzt los! Die Geschäfte warten«, sagte Kahn mit heller Stimme. Dann drehte er sich um und befehligte seine Chimäre, die noch immer
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