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Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)

Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)

Titel: Phoenice wechselt die Seiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mattie Phlox
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die ihr am nächsten stand. Das Kostüm zog sie ihm aus und warf es sich über. Die Stiefel waren ihr eine Spur zu groß, dafür band sie die geschnürten Enden umso fester zu. Die Filzmaske bedeckte einen Großteil des Gesichtes. Nase und Kinn blieben unbedeckt, ebenso die Augen. Sie bot ein erstaunlich weites Sichtfeld. Das verräterische Armband riss sie sich zum zweiten Mal vom Handgelenk.
    Ihre roten Haare verschwanden komplett in der Kapuze. Das weite, weiße Gewand empfand sie als bequem. 
    Sie begutachtete gerade ihre neuen Stiefel, als ihr eine Hand auf den Rücken klopfte. Was die Gestalt dachte, konnte sie nicht erkennen. Beinahe rechnete sie damit, den Fremden mit einem Schulterwurf zu Boden bringen zu müssen, wollte jedoch nicht zu voreilig handeln. Der Kopf mit der spitzen Kapuze neigte sich langsam zu ihr. “Beeil dich!“ flüsterte die Person. Phoenice nickte. Ob eine Frau oder ein Mann zu ihr sprach ließ der Flüsterton nicht erkennen. Er verbarg die Eigenheiten der Stimme  genauso wie die Maske das Gesicht.
    Der oder die andere musste annehmen, sie hätte sich neben der Hecke erleichtert. Sie nickte, schob den bewusstlosen Körper weiter unter die Zweige und folgte der ungeduldigen Gestalt, in dem sie über die Hecke stieg.
    Die Gestalt, die zu ihr geflüstert hatte, trieb sie weiter. Drei der Maskierten hielten Dan fest, eine vierte band Trix die Hände hinter den Rücken, sodass sie sie tragen konnte. Phoenice folgte dem Trupp. Sie bekam ein Bein von Trix zu fassen und versuchte, ihr durch beruhigende Handbewegungen klarzumachen, was los war, doch sie trat mit aller Kraft nach allen Maskierten. Erst nach einem unsanften Schlag auf den Kopf hörte sie damit auf.
    Die fünf Entführer trafen auf andere Maskierte. Als nunmehr vergrößerte Gruppe steuerten sie auf den Ausgang zu. Phoenice befand sich nun mitten in einem Stoßtrupp Verkleideter. Die äußeren Roben trieben sie zur Eile an, ohne dass die Inneren wussten,warum.
    Fliegende Steine erklärten die beginnende Unruhe. Die Festivalbesucher setzten sich zur Wehr. Größere und kleinere Kieselsteine pfiffen um ihre Ohren. Die  Maskierten schirmten ihre Gefangenen ab und versuchten, die Steine mit gleicher Kraft zurückzuwerfen. Phoenice mischte sich nicht in die Steinschlacht ein, was nicht weiter auffiel, weil  sich zwei der Maskierten ebenfalls nur mehr die Hände schützend vor den Kopf hielten. Eines der Geschoße traf ihren Hinterkopf, sodass ihr Hören und Sehen verging.
     

 
    Das Brummen in ihrem Schädel wurde stärker, als sich sich aufrichtete. 'Ich trinke nie wieder Alkohol' dachte sie bei sich.  Erst als sie ihren Kopf mit den Händen stützte und dabei die Beule am Hinterkopf ertastete, erkannten sie, dass sie keinen Kater hatte. Sie versuchte sich zu erinnern. Was war passiert? Sie lag auf einem Feldbett, wie viele andere Menschen auch.
    Eine zierliche Frau mittleren Alters kam auf sie zu. Das lange, blonde Haar hatte sie in einem strengen Pferdeschwanz gebündelt, ihr Gesicht drückte freundliche Besorgnis aus: „Wie fühlst du dich?“
    Phoenice wusste nicht, wie sie sich fühlte. „Deine Robe habe ich zusammengelegt. Eure Gruppe hat tapfer gekämpft. Schlaf noch etwas, Du bist noch immer ganz weiß im Gesicht.“
    Sie wagte nicht zu fragen, wo die Gefangenen untergebracht waren. Vielleicht hätte sie das selbst wissen sollen. Phoenice richtete sich auf, um sich umzusehen. Ihr Kopf protestierte dagegen, doch sie ignorierte den Schmerz. Das Zelt, in dem sie lag, beherbergte unzählige Feldbetten. Ob alle davon belegt waren, konnte sie nicht erkennen.
    Sie zwang sich, ihre Gedanken zu ordnen.
    Offensichtlich kannten nicht alle Sektenmitglieder einander. Dieser Umstand gab ihr Hoffnung, ihre Freunde schnell wiederzufinden. So sehr ihr die weißen Masken und Umhänge halfen, so wusste sie auch, dass die Verkleidung nicht nur ein gutes Zeichen war. Verbrechen ließen sich  maskiert viel leichter durchführen. Mit der Individualität legten viele Menschen auch ihre Hemmungen ab. Später würde kein Zuseher – egal ob selber maskiert oder nicht – sagen können, wer welche Tat begangen hatte. Die Gewandung diente zurzeit ihrem Schutz – als Verbrecherin. 
    Während sie versuchte, das Dröhnen aus ihrem Kopf zu bekommen,beobachte sie den Zelteingang.  Draußen herrschte rege Betriebsamkeit. Viele Menschen versammelten sich vor dem Zelt, redeten oder flüsterten miteinander und zerstreuten sich wieder. Phoenice

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