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Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)

Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)

Titel: Phoenice wechselt die Seiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mattie Phlox
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schätzte, dass sich ein Vielfaches an Maskierten außerhalb ihres Zeltes herumtreiben. Wie viele genau, vermochte sie nicht abzuschätzen. Sie fasste einen Plan. Nicht konkret genug, um ihn bis ins Detail durchzudenken. Zumindest fiel ihr ein, was sie als Nächstes tun wollte: Sie würde ihre Freunde befreien und dann in das Lager der Festivalbesucher zurückkehren, auf ihre eigene Seite. Dort könnten sie die ahnungslosen Festivalbesucher gegen die Masse der Maskierten wappnen.
    Sie atmete erleichtert durch. Ein Ziel zu haben, erleichterte sie ungemein. Sie schlief kurze Zeit, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
    Das gelang ihr. Erfrischt erwachte sie aus dem Tagesschlaf. Wie lange sie tatenlos im Bett gelegen hatte, wusste sie nicht. Zeit hatte für sie keine Bedeutung. Wichtig war nur, ihre Freunde zu finden.
     
    In dem Moment, in dem sie aus dem Zelt auf den Lagerplatz treten wollte, klopfte ihr jemand auf die Schulter. Verärgert drehte sie sich um. Die blonde, zierliche Frau, die sie nach ihrem Wohlbefinden gefragt hatte, stand hinter ihr. Über ihrem Arm lag fein säuberlich gefaltet das weiße Gewand und die Kapuze. In der anderen Hand hielt sie die weißte Filzmaske. Phoenice sah sie fragend an.
    „ Ich weiß, die Vorgaben sind schwierig einzusehen, für junge Spitzen, wie Sie“, begann die Frau höflich, aber bestimmt, „doch das Gewand schützt euch“. Als Phoenice ihr die Kleidung immer noch nicht abnahm, weil sie aus dem Staunen nicht herauskam, holte sie weiter aus. Geduldig, wie zu einem wissbegierigen Kind, sprach sie: „Schauen Sie, als Speerspitze habt ihr auch unreine Aufgaben zu erfüllen. Da hilft es, eine weiße Weste zu tragen, oder einen Umhang. Niemanden interessiert, wer das Unkraut von der Erde tilgt, aber irgendjemand muss es tun. So namenlos wie die Speerspitzen in Gottes Köcher möchtest du sein.“ Phoenice nickte sicherheitshalber. Bestimmt hatten das alle Maskierten zuvor schon gehört. “Du weißt, namenlos bedeutet gnadenlos. Deshalb zieh das Gewand an und töte so viele Teufel wie es dir möglich ist.“ Sie nahm die Robe, zog sich die weiße Gesichtsmaske und die schwarze Kapuze über, damit sie sich den anderen anschließen konnte. Die blonde Frau wirkte sehr zufrieden mit sich selbst.
    Auf den Platz herrschte reges Treiben. Aus den anderen Zelten kamen viele weitere Maskierte, die alle zielstrebig in dieselbe Richtung marschierten. Aus einem davon roch es verlockend nach Essen. Phoenice überlegte kurz,ob es möglich wäre, hineinzugehen, um ihren knurrenden Magen zu trösten. Jemand stieß sie an. Ein Arm bedeutete ihr unmissverständlich, dass sie dem Strom der weißen Roben zu folgen hatte. Sie konnte sich nicht zurückhalten, sich noch einmal nach dem duftenden Geruch umzudrehen. Die Person, die sie vorantrieb, fasste unter den Umhang und zog eine Wurstsemmel heraus. „Nimm, aber jetzt geh schon!“ knurrte die Stimme so leise wie möglich. Phoenices Herz sprang freudig höher. Anscheinend hatte ihr Gegenüber ihr etwas vom eigenen Proviant gegeben.
    Mampfend folgte sie ihm. Die weißgekleideten Gestalten versammelten sich vor einem großen Rundzelt. Davor stand ein Mann, der zu Phoenices Überraschung kein Kostüm trug. In Wams und Lederstiefeln sah er aus, wie ein mittelalterlicher Feldherr. Vermutlich fühlte er sich auch genauso. Seine langen, schwarzen, gewellten Haare trug er offen. Der gepflegte rabenschwarze Oberlippenbart hing an beiden Mundwinkeln herab, sodass er dem eher kleingewachsenen Mann ein strengeres Erscheinungsbild verlieh.
    Mit den Händen wies er die Ankommenden auf ihre Plätze. Jeder sollte die Vorgänge beobachten können. Er wollte gehört werden. Um ihn herum lagen vier Menschen auf dem Boden. Wie gut verschnürte Pakete lagen sie Gras, unfähig sich zu bewegen, oder auch nur einen Ton von sich zu geben. Phoenice erkannte die Gefangenen des gestrigen Überfalls. Dan, Trix und zwei andere Frauen wanden sich in bedauernswerten Positionen in ihren Fesseln.
    Der Mann hob seine Hände. Sofort hörte das Getuschel unter den maskierten Gestalten auf. Phoenice hatte den Lärmpegel gar nicht bemerkt, doch die plötzlich einkehrende Stille überraschte sie. 
    Seine Stimme übertönte die gesamte Versammlung. Wie ein Priester sprach er zu den Anwesenden. Mit einer Begrüßung hielt er sich nicht auf. „Die Rettung für diesen Teil der Erde naht“, verkündete er. „Krankheit hat in Gottes Reich keinen Platz. Als Speerspitze der radikalen

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