Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)
Umhang aus dem Zelt verschwunden war, nahm sie sich die Maske und die Kapuze vom Kopf. Trix brachte mühsam ein Lächeln zustande. Phoenice kniete sich vor sie hin. „Ich bringe dich zurück.“ Bedauernd sah sie zu Dan. „Mehr als einen kann ich leider nicht auf einmal tragen.“ Er sagte nichts.
„Tut mir leid für dich“. Ihr fiel doch noch etwas ein, das sie für ihn tun konnte. Sie griff erneut nach den Wurfeisen und durchtrennte seine Fesseln. Mit einer dankbaren Miene schüttelte er seine verkrampften Arme aus. Phoenice hätte ihm gerne ein oder zwei Shuriken anvertraut, für den Notfall, doch Dan schüttelte den Kopf: „Shuriken sind zu auffällig. Ich kämpfe lieber waffenlos.“ Trix stürzte auf eine der gefesselten Frauen zu. „Sandy Beren! Ich wollte dir schon immer mal sagen, wie toll deine Stimme ist!“
Dan bedeutete ihr, leise zu sein. Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. „Du singst so wunderschön! Ich wollte dich immer schon mal treffen, auch wenn vielleicht unter anderen Umständen.“ Sie lockerte ihre Fesseln und richtete sie in eine bequemere Position. “Ich hätte ja total gerne ein Autogramm von dir, aber das verschieben wir wohl besser auf später.“
Die Hände, wie auch die anderen Muskeln, mussten ihr immer noch schmerzen. Trotzdem brachte die Musikerin ein Lächeln zustande. Dan bestand darauf, dass sie reglos liegen blieben, für den Fall, dass unerwartet maskierte Gestalten eintraten. Dass die Gefangenen nicht mehr so wehrlos waren, mussten sie ja nicht vorzeitig erfahren.
Trix kniete andächtig vor der zweiten Frau, die Phoenice vage bekannt vorkam. Sie erkannte das Gesicht von CD-Cover, obwohl es heute bei weitem nicht so attraktiv aussah.
“Felice Sellick! Ich fass' es nicht! Es ist mir eine Ehre, mit dir gemeinsam hier zu sein!“ Sie umarmte die Sängerin, die sich noch immer nicht bewegen konnte. Rasch glitt Trix hinter ihren Rücken und machte sich an den Seilen am Handgelenk zu schaffen. Sie sah Phoenice flehend in die Augen: „Kannst du nicht jemand anderen mitnehmen?“ Sie wollte nicht gleich wieder von ihrem Idol getrennt werden.
Phoenice schüttelte den Kopf: „Ich brauche jemanden, der nach Dahne sucht.“
„Die wird bei Christine und Carmen Unterschlupf gefunden haben.“
„ Eben, jemand muss nach ihr sehen.“ Trix sah betreten drein. Ihre Freundin hatte Vorrang vor einem privaten Gespräch mit einer Musikerin, auch wenn sie diese noch so verehrte.
Phoenice hob den Umhang, damit Trix darunter schlüpfen konnte. Diese sprang hoch und umklammerte mit beiden Beinen ihre Hüftknochen. „Bist du schwer!“, stöhnte Phoenice. Das ließ Trix nicht gelten: „Ich hab seit gestern abend nichts mehr gegessen.“
Auf wackeligen Beinen schritt Phoenice langsam und bedächtig hinaus. Jeder, der ihr begegnete, glaubte ihr sofort, dass sie dringend in das Krankenzelt musste. Es lag nicht weit vom ehemaligen Eingang zum Festivalgelände entfernt. So musste man diejenigen, die bei einem Überfall der einen oder anderen Seite verletzt wurden, nicht weit schleppen.
Dennoch lag es naturgemäß etwas abseits, um nicht selbst in den Kampf einbezogen zu werden. Phoenice erreichte das Zelt und bog dann in Richtung der Steinmauer. Niemand belästigte sie. Krampfhaft überlegte, was sie den Wachen am Tor vorspielen wollte, damit sie Trix in das Gelände bringen konnte. In Gedanken versunken setzte sie vorsichtig einen Schritt vor den anderen. Das Gewicht an ihrer Hüfte behinderte sie immer stärker. Lange hielt sie dem Druck nicht mehr stand.
Sie musste wie ein gebrechlicher Greis wirken, der sowohl an seinem Bauch als auch an seinem Buckel litt.
Viel zu spät bemerkte sie, dass sie bereits am Eingangstor angelangt war.
„Ich halte nach den Wachen Ausschau“ erklärte sie Trix, als sie stehen blieb. „Ich kann mich kaum noch festhalten!“
„ Warte, wir sind gleich durch das Tor hindurch.“
Sie konnte nicht verhindern, dass die Beine auf ihrer Hüfte zu Boden sanken. Ihre Arme versagten, als sie sie wieder hochheben wollten. Trix rutschte zu Boden. Noch immer hatte sie die Wachen nicht entdeckt. Dafür näherte sich jemand von hinten. Sie ließ Trix los. Die erste Person, die sie von hinten attackierte, warf sie zu Boden, ohne sich umzudrehen. „Pass doch auf!“ beschwerte sich Trix, auf die der Fremde fast gefallen wäre. „Entschuldige!“ Ein Mann ohne Gewandung lag zu ihren Füssen. An seinem Handgelenk war das Armband des RedRockfestivals
Weitere Kostenlose Bücher