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Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)

Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)

Titel: Phoenice wechselt die Seiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mattie Phlox
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Fleisch berührte. Nachdem ihr Handteller und die Wunde gereinigt waren, sagte die Medizinerin: „Das muss genäht werden.“ Sie rollte die Augen.
    „Ihr müsst vorsichtiger sein, da draußen. Am besten macht ihr kurzen Prozess mit den Biestern. Je eher sie zu Boden gehen, desto schneller ist alles hier vorbei.“ Sie holte sich rasch Nadel und Faden aus dem Arzneikoffer und begann, die Wunde zu nähen.
    „ Der Mann hat sich gewehrt“, verteidigte sich Phoenice. Sie musste ja nicht erwähnen, dass sie sich nur halbherzig verteidigt hatte. Die Frau sah ihr plötzlich in die Augen. Hatte sie etwas falsches gesagt? Offensichtlich hatte sie das, denn die Frau korrigierte sie sofort: „Wie sprichst Du denn von denen?“
    'Wie soll ich den über wildfremde Menschen sprechen, die meine Freunde sind, denen ich gar nicht weh tun will?', lag ihr auf der Zunge, doch sie überließ es der anderen, weiterzureden: „Du tust ja so, als ob diese Dinger da drüben eine Seele haben.“ Die Frau lachte ein unheimliches Lachen, als ob sie gerade einen Witz gemacht hätte.
    „Das bin ich so gewohnt,“ rutschte Phoenice heraus, bevor sie sich auf die Zunge beißen konnte. Es schmerzte trotzdem.
    Die Frau führte ihr schmerzverzerrtes Gesicht auf ihre kleine Operation zurück. „Halt still, so weh tut das nicht!“ Sie wusste ganz genau, dass das mehr eine Suggestion als die Wahrheit war.
    „Ach was, leg das ab“, setzte sie redselig fort, „etwas das von Gott nicht gesegnet wurde, kann keine Seele haben. Das weiß doch jedes Kind.“ Phoenice sah sie neugierig an und nickte. Auf diese Weise hatte sie in der Schule stets gute Noten in den Fächern zu bekommen, für die sie nicht lernen wollte. Die Lehrer unterstellten ihr reihenweise größtes Interesse im eigenen Fach und attestierten ihr hervorragende Mitarbeit. Fragen stellten sie ihr keine. Sie nahmen einfach an, dass sie den Stoff beherrschte, bloß weil sie eine interessierte Miene aufsetzte und an den richtigen Stellen nickte. Dieses Verhalten versetzte Phoenice immer wieder in Staunen, so auch jetzt. War es tatsächlich so einfach, Menschen zu manipulieren?
    „ Seit wann bist du denn dabei?“, fragte die Frau. Phoenice überlegte. Eine Zeitangabe konnte sie nicht machen. Wahrheitsgemäß antwortete sie: „Nicht lange.“ Damit konnte sich die andere selbst aussuchen, wie das in ihr Weltbild und diese eigentümliche Gemeinschaft passte. Tatsächlich gab sich die Medizinerin damit zufrieden. Sie zeigte sogar etwas wie ein Lächeln, denn diese Antwort gab ihr die ehrenvolle Gelegenheit, jemandem die eigene Sichtweise zu erklären. Phoenice war durchaus aufnahmebereit, konnte ihr doch jede Information helfen, heil aus dieser Situation herauszukommen.
    „ Ist der Schnitt sehr tief?“ begann sie das Gespräch.
    „ Ein bisschen Schmerzen wirst du schon aushalten müssen. Nachdem ich dir das verbunden habe, ruhst du dich ein wenig aus, dann kannst du an der Aufgabe wieder teilnehmen.“
    Phoenice nickte, das gefiel der Frau.
    “Ihr werdet die Krankheit aus der Menschheit ausmerzen. Ich verstehe nicht, warum Baal ihnen noch Gelegenheit zur Reue geben will ...“
    'Deshalb hatten sie das Gelände noch nicht überrannt', begriff Phoenice.
    “Wenn es zur Zeremonie kommt, wird sich wohl nicht verhindern lassen, dass die eine oder andere Speerspitze voreilig zustößt.“ Phoenices Gedanken überschlugen sich.
    Dan hatte also recht gehabt: Ein Blutbad stand unmittelbar bevor.
    Die Verkleidung erfüllte einen weiteren Zweck: Dank der Masken würde niemand feststellen können, wer gegen die Regel verstoßen hat. “Hm ...“, machte Phoenice, um das Gespräch am Laufen zu erhalten. Die Frau nickte ihr zu. Sie sah in ihr, was sie so gerne sehen wollte: eine Verbündete, ein junges, formbares Geschöpf, willig die eigenwillige Perspektive eines älteren Mitgliedes zu teilen. Während sie sprachen, kamen mehr verletzte Maskierte in das Zelt. Viele zogen sich die Verkleidung vom Körper, um sich  behandeln zu lassen. Außer der Frau, die Phoenice den Schnitt an der Hand nähte, gab es noch anderes medizinisches Personal, das sich um die Verwundeten kümmerte. In weißen Hosen und Hemden traten die Männer und Frauen hervor, um die Hereinkommenden zu verarzten. Einer der ehemals Maskierten trat auf Phoenice zu: „Bist du schwer verletzt?“ fragte er mitfühlend.
    “ Geht gleich wieder“, antwortete sie. Er erzählte ihr von einem Ausfall der Festivalbesucher, bei dem er sich

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