Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)
sollte sie die Maskierten nennen? „ .... so viele von uns dazukommen würden und mich hierher bringen.“ Der Mann klopfte ihr anerkennend auf Schulter. „Dann hast du ja schon gekämpft. Das ist gut. Keine Angst, irgendjemand kommt dir immer zu Hilfe. Das ist Prinzip. Sehen wir, dass jemand Schwierigkeiten hat, kommen die anderen hinzu. Zuerst glaubt man das nicht, und ist versucht, allein zurecht zu kommen, aber dann erfährt man, wie hilfreich die Gemeinschaft sein kann. Mich hat das bei meinem ersten Einsatz auch umgehauen. Ich habe noch nie soviel Freundlichkeit erfahren wie hier, es ist wirklich erstaunlich.“
„ Das ist es“, sagte sie schnell, weil sie sonst nichts zum Gespräch beitragen konnte.
„ Ja, darum feiern wir heute abend. Wann die Zeremonie stattfinden wird, weiß niemand so genau, außer Baal vielleicht.“ Sie sah ihn neugierig an, damit er weitersprach. „Die Sängerinnen sollen für alle sichtbar gehängt werden. Die zwei aus dem Publikum werden auf eine andere Weise gereinigt, verbrannt glaube ich.“ Phoenice versuchte, ein Pokerface aufzusetzen, was ihr gut zu gelingen schien. „Und wenn die anderen ...“, ihr war klar, dass er die Festivalgäste meinte, „sich nicht der Zeremonie anschließen, haben wir einiges zu tun.“ Ein glitzern der Vorfreude erschien in seinen Augen. „Sich der Zeremonie anschließen?“ „Sie müssen sich von ihrer Krankheit reinigen lassen, indem sie uns die unbelehrbaren Unkräuter ihres Kults aushändigen.“ Sie beabsichtigten also, die Aushängeschilder der Kultur der Lesben und der Schwulen zu Demonstrationszwecken aufzuhängen.
Peterle legte die Hand seitlich an den Mund, als ob er ihr ein Geheimnis verraten würde. Er ging davon aus, dass dies ihr erster Einsatz war, womit er in gewisser Weise ja auch recht hatte. „Erfahrungsgemäß haben wir freie Hand und kommen mit dem Reinigen nicht nach.“
Reinigen, so nannten sie also das Töten. Sich in ihrer Aufmerksamkeit sonnend verriet er ihr noch mehr: „Diesmal soll Baal auch käufliche Reinigungstruppen angeworben haben.“
Gedungene Meuchelmörder? Er musste ihre Gedanken erraten haben. „Mir ist es auch unheimlich, doch sie sollen sicherstellen, dass uns keiner entwischt. Er hat uns versichert, dass sie nicht auffallen werden und uns gebeten, freundlich zu ihnen sein. Als ob wir das nicht immer wären.“ Peterle lachte. Phoenice hakte nach: “Wie viele hat er den geworben?“ “Das weiß man nicht genau, man munkelt von einem Dutzend bis zu einigen hunderten, wobei ich letzteres für stark übertrieben halte. Wenn sie so gut sind, wie man sagt, braucht man nicht viele. Vielleicht sind es aber auch nur zwei. Du weißt ja, wenn Baal schweigt, streuen die Priester Gerüchte.“
Sie hätte zu gerne mehr über die Priester erfahren, wollte ihr Unwissen aber auch nicht preisgeben. Alles zu seiner Zeit, ermahnte sie sich.
Sie stand auf. Auf seine Nachfrage entgegnete sie, dass sie Frischluft brauche. Das neuerworbene Wissen musste sie erst einmal verdauen. Diesmal vergaß nicht auf ihr Kostüm. So konnte niemand sehen, wie wütend sie war. Diese Sekte beabsichtigte einerseits, tausende Menschen zu ermorden und verhielten sich andererseits so zuvorkommend, dass Phoenice erschauerte. Die Anhänger betrachteten sich selbst vermutlich als die freundlichsten Zeitgenossen der Welt. Irgendetwas stimmte mit diesem Weltbild nicht. Oder war es ihr eigenes, das nicht stimmte?
Draußen dämmerte es bereits.
Peterle und der andere Mann, der ihr das zweite Hotdog gebracht hatte, traten nach ihr in das Freie heraus. Zu dritt marschierten sie in ihren Roben, Masken und Kapuzen an den anderen Lagerplätzen vorbei. Ein kurzer Blick zum kleinen Kuppelzelt verriet ihr, dass die Gefangenen von mindestens zwei weißen Roben bewacht wurden. Hinter dem Zelt stand vermutlich eine dritte Wache. Sie hoffte für die Fremden, dass sie Dan nicht überraschten. Ein zweites Mal würde er sich nicht im Schlaf überwältigen lassen. Jetzt, wo ihn die Fesseln nicht mehr hinderten, war mit seinem Können nicht zu Spaßen. Dan besaß, wie sie selbst, einen schwarzen Gurt, allerdings in einer anderen Kampfkunst. Phoenice bewunderte seine Fertigkeiten. Sie vertraute ihm vollkommen. Drei Wachen würden ihn nicht daran hindern, sich selbst und seine Mitgefangenen wohlbehalten in das Gelände der Festivalbesucher zurück zu bringen.
Mit ihren zwei maskierten Begleitern im Rücken wagte Phoenice nicht, nach ihrem Freund und
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