Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)
jetzt nicht gehen.
Die Öffnung des Zelteinganges wurde beiseite geschoben.
Trix warf sich in Phoenice Arme. „Willkommen zurück!“ Nach der Begrüßung erzählte Phoenice den beiden, was sie auf der anderen Seite erfahren hatte.
„ Sie planen eine Zeremonie?!“ wiederholte Trix.
„ Es ist eine religiöse Splittergruppe“, erklärte ihr Dan.
Phoenice fiel ein: „Ich nehme an, deshalb sollte ich mit den anderen das Tor freimachen. Sie wollen hier, auf dem Gelände feiern.“
„Warum?“, warf Trix ein, „Dann sind sie ja von den Steinmauern umgeben, das halte ich nicht für wahrscheinlich. Wenn ich so ein Maskierter wäre, fände ich das nicht sehr weise.“
Dan lächelte ihr zu: „Sie sind nicht weise, sie sind ...“
„... eine religiöse Splittergruppe“ seufzte Trix. „Sie werden zu den Bühnen wollen, dort feiert es sich bestimmt besser.“
Das brachte Phoenice auf den nächsten Gedanken: „Baal hat davon gesprochen, dass er die Musikerinnen hängen will. Dafür eignen sich erhöhte und gut sichtbaren Plätze am besten.“
„Sie wollen auf die Bühnen!“ folgerte Trix erneut. Dan nickte.
„ Apropos Musikerinnen, ... “, begann Phoenice. Sie erinnerte sich daran, den vier Gefangenen die Fesseln durchschnitten zu haben, bevor sie sie zurück gelassen hatte. Dan hatte es offensichtlich auf die andere Seite geschafft.
„ Wir haben einen Transportwagen gekapert“, erzählte er. „Die zwei sind wohlauf. Ich konnte mit ihnen aus dem Lager der Speerspitze flüchten. Ich nehme an, dass sie das Gelände bereits verlassen haben.“
Trix machte ein enttäuschtes Gesicht. „Ich hätte sie doch so gern nach einem Autogramm gefragt!“ Dan legte den Kopf schief. Die zwei Frauen hatten wirklich andere Sorgen gehabt, als irgendwo ihren Namen darauf zu schreiben.
Phoenice atmete erleichtert auf. Zumindest irgendjemand war dem Gefängnis entkommen. Dan erzählte ihr, was in der Zwischenzeit auf dem Konzertareal passiert war. Baals Leute hatten nicht nur einen einzigen Überfall unternommen. Kurze Zeit, nachdem sie bemerkt hatten, dass ihre Gefangenen geflohen waren, hatten sie weitere Ausfälle unternommen. Trix verhärmtes Gesicht begleitete Dans Worte. „Sie haben sich zwei Künstler und zwei Personen aus dem Publikum geholt.“
„ Mary ist weg!“, schluchzte Trix. „Und Rocko, der Sänger von Baccate!“ Eine Weile sagte niemand etwas. Trix hing ihren trauernden Gedanken nach. „Viele sind nur wegen Rocko hier und jetzt so etwas!“
Sie hing offensichtlich sehr an den Musikern, wie vermutlich viele andere Festivalgäste auch. Phoenice begann zu verstehen, warum Baal ausgerechnet die Künstler hatte entführen lassen. Sie am Galgen zu sehen würde den Festivalgästen einen lähmenden Schock versetzen und für die Speerspitze einen umso größeren Triumph bedeuten.
Allmählich beruhigte sich Trix wieder. Noch immer schluchzend, hob sie den Kopf. Ihre Stimmung besserte sich jedoch keineswegs. „Christine ist ihnen in die Hände gefallen.“ Phoenice schluckte. Sie erinnerte sich gern an die lebenslustige Frau, die sich so über Dahnes Wedeln gefreut hatte. Der Gedanke, dass sie gefesselt unter Schmerzen irgendwo lag und auf ihre Hinrichtung warten musste, schmerzte sie. Sie sah Dahne an. Diese konnte sich bestimmt noch an Christine erinnern.
„ Sie haben sie in den Waschräumen erwischt“, erzählte Trix, „zu uns ins Zelt haben sie sich nicht getraut.“
„ Nicht, dass sie es nicht versucht hätten,“ fügte Dan hinzu, „aber Dahne hat einem der Maskierten den Umhang zerrissen, bevor er einen Stiefel hinein setzen konnte. Ob sie ihn noch woanders erwischt hat, weiß ich nicht.“ Phoenice kraulte ihrem Hund zufrieden die Ohren. „Vielleicht überdenken die Veranstalter ihr Hundeverbot nochmals“, hoffte sie.
Der Zelteingang öffnete sich erneut. Carmen kam herein. Dahne begrüßte sie stürmisch. Die große Frau staunte beim Eintreten über Phoenices Anwesenheit, begrüßte sie danach erfreut und setzte sich zu ihnen. Dan und Trix gaben ihre Informationen in aller Kürze weiter. Sie konnten gar nicht genug vertrauenswürdige Helfer haben.
Zu viert besprachen sie, wie sie die Gäste vor dem Massaker retten konnten.
Bis zum Zeitpunkt der Zeremonie schienen sie in Sicherheit zu sein. Die Gefangenen waren geholt, somit gab es keinen Bedarf an Überfällen mehr.
„ Wie viele sind es?“, fragte Dan. „Viele, ich nehme an, es sind halb so viele, wie die
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