Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)
sofort eingeleitet. Den haben wir gleich.“
In Robertas Miene mischte sich Besorgnis. Fünf Polizisten hielten den dritten Mann aus der Gruppe fest. Sein Gesicht drückte Wut aus. Er ärgerte sich über sich selbst und schielte nach einer Gelegenheit, auszubrechen. Doch die bekam er nicht. Bei der kleinsten Regung kamen ihm Romans Männer zuvor. Dass er sie anspuckte, half ihm nicht. Erst nachdem sie ihn gewaltsam in den abgesicherten Wagen bugsiert und die Türe zugeworfen hatten, atmete Roman auf.
Während er seinen Mitarbeitern dankte, ging Roberta gemeinsam mit Dan auf den regungslosen Mann zu. Ihr Bruder legte die Hand auf ihren Arm: „Seid vorsichtig, er könnte noch gefährlich sein.“ Seine Schwester bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick. Sie wischte seine Hand weg wie ein lästiges Insekt. Er sah sich zu einer Entschuldigung genötigt: „Sorry, ich sage das zu jedem. Das ist ein Reflex.“
Nun wollte es Phoenice auch wissen. Dahne und Trix erhoben sich mit ihr, um nachzusehen, was es mit diesen Verhafteten auf sich hatte. Dan achtete darauf, in Kampfbreitschaft, also im Gleichgewicht, zu bleiben, für den Fall, dass der Fremde unerwartet reagierte. Er drehte den Mann um. Das gebräunte Gesicht trug asiatische Züge. Ohne Robe wirkte der Körper klein, aber keineswegs schmächtig, sondern durchtrainiert und flink. Dan schob das Hemd des Liegenden hoch. An derselben Stelle, die er auch bei dem Gegner hinter der Bühne untersucht hatte, fand der das Zeichen.
Roberta schrak zurück. Auch Phoenice öffnete die Kinnlade. Dieses Bild hatte sie schon einmal gesehen. Wo war das doch gleich? Ach ja, letzten Herbst, als sie Burg Pegastein besucht hatten. Nur was hatte das mit dem Zeichen zu tun? Kurz darauf fiel es ihr wieder ein: Auf einer Schriftrolle war es gewesen! Genau dasselbe Bild. Der Mann trug nicht die Tätowierung seines Sternzeichens oder eines beliebigen Schalentieres, nein, er hatte genau dasselbe Bild, das Phoenice von der Schriftrolle her kannte.
Auch Trix hatte das Zeichen schon vorher gesehen.
„Er gehört also dazu“, sagte Roberta mit heiserer Stimme.
„ Ja“, bestätigte Dan, „die schwarzen Skorpione formieren sich wieder.“
Phoenice dachte an ihre Unterhaltung mit Peterle. Nicht alle der Spitzen waren derart kompromisslose Kämpfer. Dieses Jahr hatten sie käufliche Reinigungstruppen aufgenommen.
„Sie haben sie angeworben“, schloss Phoenice.
„ Ja, damit verdienen sie ihr Geld, das ist ihre Berufung“, sagte Dan, „Früher gab es Söldner, die ihre Kampfbereitschaft dem meistbietenden anboten, heute gibt es“ er suchte nach einer geeigneten Bezeichnung, deutete schließlich mit dem Kinn auf den fremden Mann: „sie“.
„ Wie viele sind es?“ wollte Trix wissen. Roberta seufzte. Sie wusste es nicht. „Zu viele.“
Dan nahm die Ausweise des Fremden an sich. „Yome Keko, ein japanischer Name“, stellte er fest.
Roman würde die Angaben näher überprüfen.
Obwohl kaum jemand geschlafen hatte, trafen sie sich gleich am nächsten Morgen im Büro. Sandra brauchte nicht zu fragen, was geschehen war. In Kürze würde sie mehr erfahren, wenn sie die anderen nur Reden ließ. Onji vertrieb eventuelle Sprachlosigkeit sehr schnell. Ihr Kater, der sich im Büro wie zu Hause fühlte, schmiegte sich gerne an die Person, die gerade erzählte. Plötzlich fand sie ihre Worte wieder und erzählte weiter. So erfuhr die Sekretärin stets alles, was sie wissen wollte. Ihre Arbeitskollegen sahen übermüdet aus. Eifrig bot sie ihnen Kaffee, Milch und Zucker an.
Als letzter betrat Roman das Büro. Ohne Umschweife berichtete er von seiner Niederlage: „Stephan Kikod hat sich dem Verhör entzogen.“ Trix verstand nicht, was er damit sagen wollte. Roman erzählte, er hätte den widerspenstigen Mann, den seine Kollegen, in den Wagen gebracht hatten, gerne ausführlicher befragt. Dieser lag jedoch bereits tot am Boden, als er den Raum betrat. Der Festgenommene hatte sich selbst vergiftet, bevor ihn irgendjemand verhören konnte. Roman blieben nur die Angaben seines Ausweises. Die Polizeidatenbank spukte jedoch nichts Brauchbares aus. „Ein Stephan Kikod ist vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Damals haben wir keinen Führerschein bei ihm gefunden, obwohl seine Frau uns versicherte, dass er einen besessen hatte. Tatsächlich haben wir eine gültige Lenkerberechtigung in der Datenbank gefunden. Jetzt wissen wir, wo der Ausweis
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