Physiologie der Ehe (German Edition)
›Tausendundeine Nacht‹, Redoutés ›Rose‹, die ›Sitten Chinas‹, Madame Knips ›Tauben‹, das große Werk über Ägypten usw. Mit einem Wort: richte dich nach dem geistreichen Ausspruch jener Prinzessin, der man erzählte, es sei wegen der Teuerung des Brotes ein Aufstand ausgebrochen, und die darauf erwiderte: »Warum essen denn die Leute keinen Kuchen?«
Vielleicht wird deine Frau eines Abends dir den Vorwurf machen, du seist verdrießlich und sprächest nicht; vielleicht wird sie dir sagen, du seist ein netter Kerl, wenn du ein Wortspiel gemacht hast; aber dies ist nur ein sehr geringfügiger Übelstand unseres Systems. Was macht es dir außerdem aus, daß die Frauenerziehung in Frankreich die lächerlichste aller Abgeschmacktheiten ist, und daß unser Finsterlingssystem dir eine Puppe in die Arme legt? Da du nicht Mut genug hast, an eine schönere Aufgabe heranzugehen – ist es nicht besser, du ziehst mit deiner Gattin ein altes ausgefahrenes, aber recht sicheres Geleise entlang, als daß du es wagst, sie kühn die schroffen Abhänge der Liebe erklimmen zu lassen? Deine Frau ist ja die Mutter deiner Kinder – aber dir liegt eigentlich nicht so sehr daran, Gracchen zu Söhnen zu haben, sondern mehr daran, wirklich ›pater quem nuptiae demonstrant‹ zu sein. Um dir nun zu helfen, zu diesem Ziele zu gelangen, müssen wir aus diesem Buch ein Zeughaus machen, worin ein jeder, je nach seinem Charakter oder dem seiner Frau, die Rüstung sich auswählen kann, die ihn instand setzen wird, den fürchterlichen Geist des Bösen zu bekämpfen, der stets in der Seele einer Ehegattin zu erwachen bereit ist. Und da, alles wohlerwogen, die unwissenden Männer die erbittertsten Feinde der Frauenbildung sind, so wird diese Betrachtung für die meisten Ehemänner ein wahres Brevier sein.
Eine Frau, die eine Männererziehung erhalten hat, besitzt allerdings die glänzendsten Fähigkeiten, die wie keine andern geeignet sind, ihr und ihrem Mann das Glück zu bringen; aber eine solche Frau ist selten wie das Glück selber, und wenn die deinige nicht eine solche Frau ist, so mußt du sie im Interesse eurer beiderseitigen Glückseligkeit in dem Ideenkreise erhalten, in dem sie geboren ist; denn man darf auch nicht vergessen, daß eine augenblickliche Aufwallung des Stolzes in ihr dein Unheil sein kann, wenn du eine Sklavin, die sofort in Versuchung sein wird, ihre Macht zu mißbrauchen, auf den Thron gesetzt hast.
Alles in allem wird ein überlegener Mann, der das in dieser Betrachtung angeratene System befolgt, nichts weiter zu tun brauchen, als daß er seine Gedanken in kleine Münze umsetzt, wenn er von seiner Frau verstanden sein will – vorausgesetzt überhaupt, dieser überlegene Mann habe die Dummheit begangen, solch ein armes Geschöpf zu heiraten, und nicht ein junges Mädchen, dessen Seele und Herz er in langer Prüfung als vollwertig erkannt hat.
Mit dieser letzten Bemerkung beabsichtigen wir nicht, allen bedeutenden Männern den Rat zu geben, sich eine bedeutende Frau zu suchen; wir wünschen keineswegs, daß ein jeder unserer Grundsätze auf die Art der Frau von Staël ausgelegt werde, die einen so plumpen Versuch machte, Napoleons Gattin zu werden. Diese beiden Menschen wären sehr unglücklich in ihrer Ehe gewesen, und Josephine war für Napoleon eine ganz andere Gattin, als dieses Mannweib des neunzehnten Jahrhunderts es hätte sein können.
Nein, wenn wir die auf dieser Welt kaum aufzufindenden jungen Mädchen rühmen, die der Zufall so glücklich aufgezogen hat, die die Natur so vollkommen gebildet hat, daß ihre zarte Seele bei aller Zartheit die ungestüme Berührung jener großen Seele erträgt, die das ausmacht, was wir ›einen Mann‹ nennen, so meinen wir damit jene edlen und seltenen Geschöpfe, von denen Goethe im Klärchen seines Egmont uns ein Muster gegeben hat: wir denken an jene Frauen, die keinen andern Ruhm suchen als den, ihre Aufgabe gut zu erfüllen; die sich mit erstaunlicher Geschmeidigkeit dem Begehren und Gelüsten des Mannes fügen, den die Natur ihnen zum Herrn gegeben hat; die sich zu den schwindelnden Höhen der Gedankenwelt ihres Gatten zu erheben vermögen und sich dann wieder zu der einfachen Aufgabe herablassen, ihn zu unterhalten, wie man mit Kindern spielt; die alle Sonderbarkeiten dieser von so heftigen Leidenschaften durchwühlten Seelen begreifen und zugleich das leiseste Wort und den flüchtigsten Blick zu deuten wissen; die glücklich sind, wenn ihr Mann sie zu
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