Picasso kann jeder
erstaunten Außerirdischen ein Geldstück in den Mund wirft.
Frauen mögen vielleicht eher humorvolle Literatur. Auch sie lebt von dem überraschenden Einfall, denn nichts ist langweiliger als ein Witz, den man schon kennt. Der Autor Robert Gernhardt (1937 – 2006) beispielsweise (»Reim und Zeit« – Gedichte; Stuttgart 2001) hat wirklich liebenswerte Einfälle. Andere sind bekannter: Heinz Erhardt, Loriot, Otto Waalkes. Joachim Ringelnatz kann man von der Wortspiel-Originalität her auch erwähnen (»Es soll dein Denken / nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf«, aus dem Gedicht »Sommerfrische«), aber auch Christian Morgenstern und Erich Kästner. Sicher haben Sie Texte dieser Schriftsteller gelesen oder sie im Fernsehen gesehen. Mochten Sie die?
Auch in der wissenschaftlichen (populärwissenschaftlichen) Literatur findet man Bücher von kreativen »Querdenkern«, die sich gewagte Thesen zutrauen (vgl. Kap. 8).
Kreativität in der bildenden Kunst
Auch bei den Maler-Künstlern gibt es Unterschiede in der Originalität. Manche malen eben traditionelle Sujets wie Landschaften. In Thema und Ausführung macht man es eben so, wie es schon immer gemacht wurde. Andere dagegen, wie etwa die Surrealisten, haben den innovativen Einfall geradezu im Programm. Hier wären etwa Max Ernst (1891 – 1976) und Salvador Dalí (1904 – 1989) zu nennen.
Die Vermischung von Giraffe und Elefant (L’Éléphant Giraffe, 1948) oder die »brennende Giraffe« (1936) oder die Venus mit Schubladenbusen (»Venus mit Schubladen«, Skulptur, 1936) oder die zerfließenden Uhren (»Die Beständigkeit der Erinnerung, 1931) sind Beispiele für die vielen ungewöhnlichen Einfälle Dalís. Max Ernst zeigt mit seinem gemalten Bild von der Mutter Gottes, die das Jesuskind verhaut (»Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen: André Breton, Paul Éluard und dem Maler«), eine erstaunliche Freiheit von traditionellen Denkverboten – und riskiert, religiöse Empörung hervorzurufen. Der Titel einer Collage »Oh Hercules oh Frau Cules« (Sketch for »Paramyths« No. 6, S. 35, 1949) beweist seine spielerische Leichtigkeit im Zerlegen von gewohnten Sprachmustern.
Die ganze heutige Kunst muss innovativ sein. Tatsächlich ist sie dem breiten Publikum gänzlich unbekannt, denn das schwärmt eher für die klassische Moderne von Impressionismus bis Expressionismus. Jeder Besuch einer Ausstellung zeitgenössischer Kunst stellt die »Kreativitätstoleranz« auf die Probe.
Kreativität in weiteren Bereichen
Wir werden meistens mit Werbung überschüttet. Damit sie aber an uns ›herangebracht‹ werden kann, sind Erfindung und Kreativität erforderlich. Verbraucher wollen nicht manipuliert werden und folglich Werbung auch gar nicht wahrnehmen, beachten oder sich an sie erinnern – und daher ist es Aufgabe der Kreativen dieses Fachs, unseren Blick mit ungewöhnlichen Erfindungen einzufangen. Die einzelne Werbung verschwindet schnell wieder aus unserem Blickfeld, daher ist es nicht so leicht, ein Beispiel zu finden, das allen Lesern im Gedächtnis geblieben ist. In jüngster Zeit fiel mir die »Ich bin doch nicht blöd«-Reklame, die besonders eingängig ist und mir daher in Erinnerung bleibt. Gern habe ich auch die legendäre Jägermeister-Reklame gesehen.
Auch die Schaufenstergestaltung gehört zur »Werbekommunikation«. Mögen Sie Werbung ein wenig? Wenn Sie diese Frage mit Ja beantworten können, sind Sie vermutlich gegenüber dem originellen Einfall offen.
Es gibt langweilige und »kreative« Zukunftsvorhersagen . Manche, wie die des Club of Rome, beschäftigen die Politiker. Der Wissenschaftler, der eine Vorhersage wagt, muss sich auf jeden Fall etwas Neues vorstellen können. Wer sich mit Kreativität intensiv auseinandersetzt, wird die Frage des Erfinders Konrad Zuse wahrscheinlich im doppelten Sinn des Wortes für merk-würdig halten (2010, S. 161): »Wann werden wir in der Lage sein, Genketten wie Magnetbänder zu manipulieren? Können wir dann die Konstruktionen neuer biologischer Systeme mit Hilfe von Computern durchführen? Werden wir in Zukunft unsere Häuser wie biologische Keimzellen pflanzen, sie begießen und düngen, bis sie nach unseren Wünschen gewachsen sind, so wie wir Bäume pflanzen, begießen und düngen?«
Zwei Gesellschaftsspiele möchte ich nennen, die Kreativität erfordern. Vielleicht haben Sie Spaß daran.
Eines heißt »Nobody is perfect«. Aus einem Fremdwörterlexikon wählt ein Spieler ein
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