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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
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hat.
    Die Anerkennung einer Idee hängt nicht von dem Erfinder ab, sondern vom »Feld«, von den Experten eines Gebietes, im Bereich der bildenden Kunst von den mächtigen Galeristen, Kunstkritikern und Museumsdirektoren. Sie gilt es zu überzeugen. Da kann man Glück haben – oder sich mit wichtigen Fachleuten und mächtigen Menschen befreunden (wie einst Max Ernst, der von Peggy Guggenheim unterstützt wurde und sie später, Ende 1941, heiratete; 1943 trennte er sich aber wieder von ihr). Man kann blendend aussehen und dadurch wichtige Personen an sich binden. Gutes Aussehen und Präsenz und Ausstrahlung in der Öffentlichkeit werden vielen erfolgreichen Erfindern attestiert (z.B. Tesla, den Gebrüdern Lilienthal, Diesel, Zwicky).
    Man kann mit viel Energie für die Anerkennung der eigenen kreativen Werke kämpfen, aber in der Hand hat man den Erfolg damit nicht. Ausdauer und Hartnäckigkeit sind jedenfalls unumgänglich. Wie bei berühmten Sportlern wird der normale Lebensweg einem großen Projekt untergeordnet. Boris Becker verließ das Gymnasium, um sich ganz seiner Tenniskarriere zu widmen. Bill Gates gab das erfolgreiche Studium in Harvard auf, weil ihm seine junge Firma und deren Programmierungsaufgaben keine Zeit für anderes mehr ließen.
    Auf jeden Fall muss man den Experten seiner Disziplin auffallen, anders geht es nicht. Dann werden Presse, Rundfunk und Fernsehen wichtig, die über die Werke oder Projekte berichten. Die Medien werden von den »Aspiranten« für die Anerkennung natürlich hofiert.
    Bei neuen Produkten müssen die Erfinder finanzkräftige Partner finden, die das Produkt zur Marktreife führen. Ein freundliches Wesen, die Fähigkeit, Freunde zu gewinnen und andere zu überzeugen, sind dabei sehr hilfreich. Allerdings birgt die Zusammenarbeit mit Dritten auch immer ein Risiko (am meisten kann man noch Eltern, Brüdern – wie die Brüder Lilienthal – und Schwestern vertrauen). Der Erfolg wird den Erfindern oft von Projektpartnern, Geschäftsleuten oder Konkurrenten abgejagt.
    Immer ist man dem Risiko ausgesetzt, kopiert zu werden. Einstein (1879 – 1955) lieferte einen mathematischen Beitrag bei einer wissenschaftlichen Zeitschrift ab. Es konnte dann nachgewiesen werden, dass ein wissenschaftlicher Gutachter Einsteins Formel in ein eigenes Manuskript übernahm. Später gab es einen langen Streit über die Urheberschaft (Hilbert-Einstein-Konflikt). Der Physiker und Astronom Fritz Zwicky hielt seine berühmten Kollegen allesamt für Plagiatoren. Bei den meisten Erfindern gab es Prozesse um die Urheberrechte. Manchmal hatte jemand tatsächlich eine ähnliche Idee gehabt, manchmal war es nur der kriminelle Versuch, an Reichtum zu gelangen. Ob es immer der Richtige ist, der diese Prozesse gewinnt, weiß man nicht. Isaac Newton stand in dem Ruf, gute Ideen auch einfach einmal abzuschauen. Oft werden die wenig am Geschäftsleben interessierten und kaufmännisch nicht ausgebildeten Erfinder von den beteiligten Geschäftsleuten betrogen.
    Selbst wenn alles in geregelten Bahnen verläuft, muss man die späteren Anwender vom Nutzen eines Produkts überzeugen. Das ist nicht einfach, wenn liebgewonnene Gewohnheiten aufgegeben werden müssen. Viele heute selbstverständliche Produkte waren zunächst ein unverkäuflicher Flop. Die Patente wurden in andere Hände verkauft oder liefen aus, bis es schließlich durch glückliche Umstände doch zu einer Markteinführung der Produkte kam.

    Ölarbeiter hatten zufällig die heilende Wirkung eines weißlichen Stoffs bemerkt, der sich bei Ölbohrungen am Bohrgestänge ablagerte. Robert Chesebrough (1837 – 1933) gelang es schließlich, den Stoff in reiner Form herzustellen. Aber er konnte sein Produkt Vaseline nicht absetzen. Angeblich brachte er sich bei öffentlichen Vorführungen selbst Brandwunden bei, um die Wirkung seiner Salbe zu demonstrieren.
    Die so beliebten »Post-it«-Klebezettelchen mussten zunächst kartonweise kostenlos verteilt werden, bevor die Kunden wahrnahmen, wie nützlich sie sind. Dann aber wurden sie massenweise nachbestellt.
    Josef Ludwig Franz Ressel (1793 – 1857) erfand die Schiffsschraube. Erst nach seinem Tod wurde seine Leistung anerkannt. Das Unternehmen, das seine Erfindung umsetzte, versäumte es, einen Vertrag abzuschließen, und so erhielt er in der Folge auch keine Tantiemen. Schwerer wog, dass die englische Regierung ein Preisgeld aussetzte, aber er wurde nicht berücksichtigt; seine Unterlagen waren angeblich bei der

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