Picasso kann jeder
planloses Vorgehen kritisiert, könnte man es vielleicht einmal mit gut bedachtem Verhalten probieren. Wenn man dazu neigt, vorschnell eigene Kommentare abzugeben, könnte man ausprobieren, die eigene Meinung zurückzuhalten. Man könnte einen Tag lang versuchen, die Welt wie ein politisch »links« stehender Mensch zu sehen, an einem anderen Tag einen eher »rechten« Standpunkt einnehmen.
Offenheit für neue Erfahrungen
Die Umwelt bietet Erfahrungsmöglichkeiten an. Der eine Mensch ist begierig, neue Erfahrungen zu machen, ein anderer verharrt lieber im Bekannten und Gewohnten. Sicher kostet es einigen Mut, an einem Gummiseil in die Tiefe zu springen (Bungee Jumping) – das muss ja aber auch gar nicht sein. Stattdessen wäre es recht leicht, eine neue Speise zu probieren, das neue Museum zu besuchen, zum ersten Mal in die Oper zu gehen. Die Bereitschaft, neue Erfahrungen zu machen, erleichtert die Kreativität.
Ja, man könnte sogar von einer »passiven Kreativität« sprechen, die darin besteht, dass man sich auf etwas einlässt, das für einen selbst ganz neu ist und das sich dann als nützlich erweist.
Gudrun lässt sich überreden, zu einer Reitstunde mitzugehen. Sie ist noch nie in ihrem Leben geritten und hat jetzt sogar ein wenig Angst davor. Nachdem es aber losgegangen ist, merkt sie, welche Freude es ihr macht, mit dem Pferd umzugehen und in der freien Natur zu sein. So beginnt sie ein neues Hobby. Das Reiten ist ja nicht generell »neu«, aber für Gudrun ist es eine neue Beschäftigung, die sich dann als sehr befriedigend, also als nützlich entpuppt.
Übungen: Es gibt in jedem Leben viele Dinge, die man noch nie ausprobiert hat. Vielleicht waren Sie noch nie in der Oper. Oder Sie haben noch nie das neue Thermalbad besucht, noch nie eine Thai-Massage genossen oder noch nie einen Hummer gegessen. Sammeln Sie einige »Noch nie’s«, die sich verwirklichen lassen, und setzen Sie Woche für Woche ein »Noch nie« um.
Fazit: Versuchen Sie, jeden Tag über etwas in Ihrer Umgebung zu staunen. Das können Kleinigkeiten sein, kann eine ästhetische Empfindung sein oder der Kontakt mit Menschen.
Spontaneität
Wer sich immer streng an das, was er sich vorgenommen hat, und an seine Pläne hält, lässt sich kaum auf etwas Neues ein. Man sollte sich spontan, aus dem Moment heraus, auch einmal auf ungewohnte und unerwartete Möglichkeiten einlassen: Man beobachtet etwas Ungewöhnliches, das vielleicht zu einer nutzbaren Erfindung führen könnte. Nun müsste der spätere Erfinder ja zunächst einmal »spontan« seine anderen Pläne aufgeben, um die ungewohnte Entdeckung weiter zu erforschen.
In der Sage von Parzival ist es dem Helden erst möglich, den lang gesuchten Gral zu finden, als er darauf verzichtet, sein Pferd zu lenken, und sich einfach auf das Geschehen einlässt. Dabei öffnet die Spontaneität zumindest dem nützlichen Zufall eine Tür; vielleicht aber auch der göttlichen Inspiration.
Übung: Unternehmen Sie eine Stadtwanderung, bei der Sie an jeder Kreuzung, ohne weiter nachzudenken, ganz spontan irgendeine Richtung einschlagen. Genießen Sie die unerwarteten Erfahrungen, die dabei zustande kommen. Natürlich ist es hilfreich, einen Stadtplan mitzunehmen, um am Ende der »Spontanwanderung« wieder zurückzufinden.
Schrullig, skurril, Exzentriker sein
Ja, auch das hat mit Kreativität zu tun. Wenn Menschen originelle Verhaltensweisen zeigen, die keinen rechten Nutzen haben (oder deren Nutzen man nicht auf den ersten Blick erkennt), dann gelten sie schnell als schrullig, und ihr Verhalten wird als »skurril« bezeichnet: Es ist originell, aber wir sehen keinen Sinn darin. Dennoch, der »Adept« (Schüler) der Kunst der Kreativität wird versuchen, das Originelle in der Schrulligkeit zu schätzen.
Auch viele große Kulturschöpfer können mit Fug und Recht in Bezug auf ihre Lebensführung als Exzentriker gelten (z.B. Picasso, James Joyce, Igor Strawinski).
Fantasievoll sein
Man kann einen Menschen als fantasievoll bezeichnen, der sich etwas, das nicht real ist, vorstellt bzw. »ausmalt«: vielleicht ein Märchen, vielleicht etwas, das sich in der Zukunft entwickeln könnte. Jede Art von Tagtraum ist natürlich eine Fantasievorstellung. Insofern verbinden wir mit dem Begriff »Fantasie« auch eher den Träumer als den Menschen der Tat. Abwertende Bezeichnungen wie »Fantast« oder »Spinner« liegen nicht weit. So kann die Fantasie zwar eine wichtige Vorbedingung der Kreativität sein, aber
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