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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
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eine kreative Leistung kann aus der Fantasie erst entstehen, wenn sie in einem Werk, also etwa einem Buch oder in einem Bild, verwirklicht wird. Was die Originalität der Fantasie anbelangt, gibt es natürlich Unterschiede. Um kreativ zu sein, sollte die Fantasie (oder Fantasievorstellung) auch originell sein.
    Eine autobiografische Notiz aus der Jugend des bekannten Neurologen Oliver Sacks illustriert die Verbindung von Fantasiereichtum und Kreativität. Er schreibt (1997, S. 10): »Hunderte von Stunden verbrachten wir im Zoo, in Kew Gardens und im Natural Museum, wo wir in die Rolle von Naturforschern schlüpften und unsere Lieblingsinseln aufsuchten, ohne je Regent’s Park, Kew Gardens oder South Kensington zu verlassen.« Sein kreatives Werk besteht später in der fantasievoll-einfühlsamen Schilderung absonderlicher neurologischer Fälle.
    Einige von vielen möglichen Übungen
Denken Sie sich ein detailreiches Szenario für einen Science-Fiction-Film aus. (Beurteilen Sie selbst, wie originell Ihre Fantasie ist.)
Betrachten Sie die Passanten. Suchen Sie eine Person aus und stellen Sie sich vor, Sie wären mit ihr oder ihm verheiratet. Was hätten Sie für ein Leben? Malen Sie es sich fantasievoll aus.
Stellen Sie sich vor, Sie wären auf einer einsamen Insel, aber Sie hätten bei einer Fee drei Wünsche frei. Wie würde sich der Aufenthalt gestalten?
Rebellisch und nonkonformistisch sein
    Wenn Personen rebellisch und nonkonformistisch sind, dann sind sie eher kreativ. Das erste Kind in der Geschwisterreihe wird mit der gesamten Aufmerksamkeit der Eltern erzogen, und es lohnt sich für dieses Kind, sich den Forderungen der Eltern anzupassen. Das letzte Geschwisterkind findet weit weniger Aufmerksamkeit, und in der Konkurrenz mit den stärkeren Älteren lohnt es sich nicht immer, sich anzupassen. So kommt es, dass dieses Kind rebellischer wird und insgesamt weniger brav ist. Tatsächlich gelangen ältere Geschwister oft in anerkannte Positionen als Rechtsanwälte oder Kaufleute. Die Jüngeren sind später häufiger die Künstler und kreativen Wissenschaftler. Von der »Anlage« her werden die Geschwister sich nicht besonders voneinander unterscheiden. Aber sie sind in eine Lebenslage hineingeboren, in der es sich lohnt, nach kreativen Möglichkeiten zu suchen.
    Wenn man nonkonformistischer ist oder rebellisch, wird das ja kaum automatisch zu mehr Einfällen führen oder zu mehr Fleiß bei der Durchsetzung einer Idee (eher im Gegenteil). Man lässt sich aber weniger daran hindern, ungewöhnliche Ideen umzusetzen. Auch dies stützt wieder die grundlegende These des Buchs: Man kann sich zu kreativem Verhalten entscheiden!
    Nicht immer erfährt die unkonventionelle Meinung oder die unkonventionelle Lebensführung die Billigung und Zustimmung der Zeitgenossen. Manche kreativen Menschen (wie Arthur Schopenhauer) führen daher eher das Leben eines Eremiten. Manchmal ist mit Unkonventionalität auch eine Neigung zu Arroganz und Zynismus verbunden.
    Vielleicht ziehen sich kreative Menschen aus Sozialkontakten zurück, weil sie nicht auf die Zustimmung ihrer Mitmenschen hoffen dürfen, wenn sie nicht die Meinung vertreten, die alle für richtig halten. Vielleicht ist aber auch eine gewisse Einsamkeit günstig. Die damit frei bleibende Zeit ist eine wichtige Vorbedingung für das Entstehen eines Werks.
    In den Familien von kreativen Menschen gibt es oft unkonventionelle Verhaltensweisen:

    Bei den Lilienthals nahm man auf die Meinung der Nachbarn wenig Rücksicht. Im Garten stand ein Turngerät, und die Kinder der Familie veranstalteten ein Schauturnen in knappen Turnkleidern. Man empfand eine gewisse Freude am »Anderssein«.

    Innovative und visionäre Unternehmer unserer Zeit, wie Bill Gates oder Steve Jobs, wirken häufig alles andere als geduldig und liebenswert. Sie sind arbeitswütige Kontrollfreaks, perfektionistisch und fordernd. Sie sparen nicht mit ätzender Kritik, wenn sie mit den Leistungen der Mitarbeiter nicht zufrieden sind. Weniger wohlwollende Zeitgenossen beschreiben sie als größenwahnsinnige Alleinherrscher. Beide haben ihr Studium abgebrochen, um sich ganz ihren Visionen widmen zu können.
Wie kann man sich weiterentwickeln?
    Grundlegende Persönlichkeitseigenschaften sind nicht so leicht zu ändern. Aus einem liebenswürdigen, eher konformistischen Menschen wird kaum ein Rebell (und es ist auch fraglich, ob ihm das etwas nützen würde). Es gibt aber einige Maßnahmen, die helfen, aus den

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