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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
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erzeugen). Die andere Hälfte sah zur Stimulation für die Aufgabe die beiden getrennten Bilder. Die Darbietung der zusammengefügten Bilder (also sozusagen die »homospatiale Anregung«) führte immer zu den kreativeren Lösungen.
Die Abseitsregel
    Wenden wir das janusische Denken auf die unselige Abseitsregel im Fußball an, die so viele Fehlurteile erzeugt, weil eine Entscheidung erst dann gefällt werden muss, wenn ihre Grundlage bereits »vorbei« (das Abseitsstehen nicht mehr zu sehen) ist. Die Regel besagt: Im Moment einer Ballabgabe muss sich auf gleicher Höhe oder hinter dem stürmenden Spieler ein gegnerischer Spieler befinden, sonst steht der Stürmer »abseits«. Die Regel soll verhindern, dass die Mannschaften einfach vor dem gegnerischen Tor einen Stürmer positionieren, der mit langen Pässen bedient wird. Das Gegenteil der Regel: Zwischen Tor und Stürmer darf sich kein gegnerischer Spieler befinden. Das aber ergibt keinen Sinn. Ein nächster Versuch: Das Gegenteil zu Ballabgabe ist Ballannahme.
    Im Moment der Ballannahme soll sich auf jeden Fall ein gegnerischer Spieler zwischen Tor und Stürmer befinden? Der würde dann schnell vorrennen, wenn ein Ball kommt, und der Stürmer wäre immer im Abseits. Aber wie weit kann er während des Ballfluges rennen, wenn er sich auf gleicher Höhe befand? Das könnte man berücksichtigen: Ich bin kein Experte, aber sagen wir mal: 10 Meter. Könnte man die Regel so umwandeln, dass sich im Moment der Ballannahme ein gegnerischer Spieler nicht weiter als 10 Meter hinter dem Stürmer befinden soll? Das Risiko für den Verteidiger, einfach wegzurennen, ist hoch, weil ja das Tor nur durch Zurückrennen verteidigt werden könnte. Die neue Regel hat also ungefähr den gleichen Effekt wie die alte Regel, aber der Schiedsrichter müsste jeweils nur die in dem Augenblick gesehene Situation berücksichtigen.
Ideenfinder für spezielle Gebiete
    Manche Methode zur Erzeugung von Ideen eignet sich nur für spezielle Gebiete. Maler und Dichter nutzen naturgemäß in dieser Hinsicht unterschiedliche Vorgehensweisen.
Ideenfinder für die bildende Kunst
    Ich möchte hier drei Beispiele oder Verfahren nennen:
Homospatial thinking
    Wenn man zwei Gegenstände in einem Raum verschmilzt, entsteht ein völlig neuer Mischgegenstand. Dalí verwendete diese Methode und nannte sie das kritisch-paranoische Denken. »Giraffe und Elefant« ergeben zusammen jenes Elefantenwesen mit den spindeldürren Beinen, das man auf seinen Bildern sieht. Solche Verbindungen sind auch: »Giraffe und Feuer« und »Frau und Kommode« usw.
Neue Bildwelten finden
    Ganz häufig besteht die Erfindung in der bildenden Kunst aber auch einfach darin, neue Vorbilder zu finden. Das kann die japanische Kunst sein wie bei van Gogh, die Kunst der primitiven Stämme oder das Pressebild wie bei Andy Warhol. Heute ist es gar nicht mehr so leicht, noch nicht ausgebeutete Bildwelten zu finden.
    Beispiele könnten sein: das Bild aus dem Nacktscanner, Bilder aus dem Computertomografen, gewisse Standbilder aus Filmen.
Die Verwendung von Fotos
    Die Maler haben nach der Erfindung der Fotografie schnell erkannt, wie nützlich dieses neue Instrument ist. Sie malen nach Fotos, die nun veröffentlicht sind (Max Ernst, Magritte, Picasso), sie fotografieren die Szenen, die sie malen wollen (z.B. Franz von Stuck: »Die verwundete Amazone«; Dalí bei dem Bild »Der Bahnhof von Perpignan«). Sie nutzen das Foto, um Bildwirkungen auf der zweidimensionalen Fläche zu erforschen. Picasso stellte Bilder in Winkeln zusammen, um kubistische Ansichten zu konstruieren.
Ideenfinder für die literarische Produktion
    Immer wieder müssen Schriftsteller Personen beschreiben. Dabei denken sie natürlich häufig an lebende Personen. Thomas Mann ging so weit, die Beschreibung des Äußeren der Personen nach vorliegenden Fotos zu fertigen. Das Vorbild für die Figur des Möbius in Dürrenmatts »Physikern« war, wie der Autor bekannte, Fritz Zwicky.
    Schriftsteller wollen mitunter fantastische Welten erfinden, etwa für Science-Fiction-Romane. Dabei ist es ein patentes und vielverwendetes Mittel, Ausdrücke oder sprachliche Wendungen einfach umzudrehen (vgl. Lem 1984). So wird etwa die Wendung »der Herr des Hundes« zu »Hund des Herrn«. Was ist das für einer, wie steht er zu den Menschen, läuft er etwa hinter seinen gläubigen Schafen her? Man sieht, da öffnet sich viel Raum für fantastische Geschichten. Das Gleiche funktioniert mit Sätzen. »Es

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