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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
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andere Wünsche der Obrigkeit brachten Möglichkeiten zu experimentieren hervor: Im Mittelalter wünschten sich die Herrschenden Gold, und im Bereich der Alchemie – in der man Gold aus anderen Stoffen herstellen wollte – gab es eine Vielzahl von Entdeckungen und Erfindungen. Leider kann man mit chemischen Mitteln kein Gold erzeugen, so dass der Erfolg ausblieb. Aber immerhin wurde die Grundlage für die heutige Chemie gelegt.
    Auch die Malerei, die die wichtigen Glaubenstatsachen ins Bild setzen sollte, durfte und sollte Erfindungen machen. Die Bilder sollten die Schrecken der Hölle und die Belohnungen des Himmels immer naturalistischer darstellen. Nicht zuletzt aufgrund des Erfindungsschubs der Malerei in der Renaissance kommt die innige Verbindung von Kunst und Kreativität zustande, die uns heute fast als selbstverständlich erscheint.
    Andere Domänen der Erfindung waren weniger erwünscht. Das Sezieren von Leichen war – aus religiösen Gründen – verboten. Es hätte mancherlei medizinische »Erfindung« (oder Entdeckung) ermöglicht. Immer aber, wenn es um kirchliche Dogmen ging, waren neue Sichtweisen und Innovationen wenig erwünscht; sie führten sogar zu Androhungen der Exkommunikation und der Todesstrafe. Aus der Sicht der Religion war die Erde ja der Mittelpunkt der Schöpfung.
Als Kopernikus also die Sonne in den Mittelpunkt unseres Planetensystems rücken wollte, gefährdete dies die Grundlagen des Glaubens, und neue Erkenntnisse wurden nach Kräften unterdrückt. Ähnliche Widerstände musste später Darwins Theorie überwinden, so dass er selber formulierte,
er komme sich vor, »als habe er einen Mord begangen«.

    In China wünschten sich die Herrschenden edle und ganz dünne Porzellane, also erhielten die Manufakturen Vorgaben, die sie – bei Androhung des Todes für die dort Arbeitenden im Falle der Nichteinhaltung – zu erfüllen hatten. In dieser Domäne wollte die antike chinesische Gesellschaft also Innovation und Erfindung.

    Es kann sein, dass die Mächtigen einen Wettstreit in Bezug auf kulturelle Höchstleistungen austragen. Das hat die Innovation in der Kultur immer wieder enorm gefördert, so in der Renaissance: Der Wettstreit der italienischen Stadtstaaten wurde über die imposanteste Architektur oder die herausragendsten Kunstwerke ausgetragen. Den Fürsten wurden aber auch alle möglichen anderen Erfindungen angeboten, von der Kriegsmaschine bis zur Bewässerungspumpe. Manche Erfindung, wie z.B. die Perspektive in der Malerei, wurde durch Beobachtung antiker Leistungen möglich. Auch die Architekten konnten sich ein Vorbild an antiken Bauwerken (wie dem Pantheon in Rom) nehmen, wenn sie immer größere freitragende Kuppeln errichten wollten. Renaissance, das heißt ja Wiedergeburt (der antiken Größe des Römischen Reichs), und diese Rückbesinnung war ein wichtiger Impulsgeber. Dann aber entstand auch bei den Fürsten das Bewusstsein, dass ein Fortschritt durch Erfindung möglich ist und Erfinder entsprechend gefördert werden sollten.
    Die Macht verschob sich von den Despoten zu Industrieunternehmen. Sie stehen in einem ständigen Wettstreit, und die Innovation kann so weitere Bereiche des Lebens erfassen. So war es in der Zeit der Industriellen Revolution. Da waren es die großen Firmen, die mit den Erfindungen »Geld machen« konnten. Westinghouse elektrifizierte Amerika mit Wechselstrom und verdiente daran ein Vermögen. Zum Teil gründeten Erfinder eigene Firmen, wie Lilienthal, der ab 1883 in einer eigenen Firma Kleinmotoren baute, für welche seine Erfindung des Schlangenrohrkessels verwandt wurde, oder auch Siemens.
    Erfinder und Erfindungen wurden von der Privatwirtschaft finanziert und gefördert. Zunächst war nicht die Architektur oder die Kunst die Domäne der Erfindung, aber die hohe Wertschätzung des Erfindungsreichtums strahlte bald in diese Domänen aus. Gustav Lilienthal versuchte, eine Art Fertigbau zu erfinden, um auch den weniger Begüterten den Besitz eines Eigenheims zu ermöglichen. Letztlich war es aber die perfekte Eisenverarbeitung, auch die Dampfmaschine, die zur Grundlage einer Erfinderzeit (Gründerzeit) wurde. Die Dampfmaschine und die anderen Maschinen (Otto-Motor, Diesel-Motor) konnten nun vielfältige sinnvolle Apparaturen antreiben, die Menschenarbeit erleichterten oder ersetzten.
    Dann war die Goldgräberzeit für diese Art Erfindung aber auch wieder vorbei. Andere Domänen boten in der Folge
die Chance für Erfinderreichtum. Das war vor

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