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Picknick mit Bären

Picknick mit Bären

Titel: Picknick mit Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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aus denen sie sich zusammensetzten, jedesmal in einem äußerst komplizierten geologischen Verfahren recycelt wurden.
    Die Details dieser Entwicklung sind reine Theorie, versteht sich. Nur sehr wenig gilt als allgemein gesicherte Erkenntnis. Manche Wissenschaftler sind der Ansicht, die Appalachen hätten noch eine frühere, vierte Gebirgsbildungsphase durchlaufen, die Grenville Orogenese, und daß es davor noch mehr gegeben haben könnte. Ebenso kann sich Pangäa nicht nur dreimal aufgespalten und wieder vereinigt haben, sondern ein dutzend- oder vielleicht hundertmal. Darüber hinaus gibt es einige Ungereimtheiten in dieser Theorie, allen voran die Tatsache, daß kaum direkte Hinweise auf eine Kollision der Kontinentalplatten existieren, was seltsam, ja unerklärlich ist, wenn man davon ausgeht, daß sich mindestens drei Kontinente über einen Zeitraum von 150 Millionen Jahren mit enormen Kräften ihren jeweiligen Plattenrand abgeschliffen haben. Zu erwarten wäre eine Art Nahtstelle, eine Schicht von Schrammspuren, die sich an der östlichen Meeresküste der Vereinigten Staaten befinden müßte. Diese Schicht gibt es jedoch nicht.
    Ich bin kein Geologe. Man braucht mir nur ein ungewöhnliches Stück Grauwacke oder einen hübschen Brocken Gabbro zu präsentieren, und ich betrachte ihn andachtsvoll und höre mir höflich die dazugehörigen Erläuterungen an, aber eigentlich sagen sie mir überhaupt nichts. Wenn man mir erklärt, das sei früher einmal Schlick auf dem Meeresboden gewesen, der durch einen unglaublichen, fortlaufenden Prozeß tief ins Erdinnere gedrückt, dort Millionen Jahre geknetet, gebacken und anschließend an die Oberfläche geschleudert worden sei, was die herrlichen Furchen, die leuchtenden, vitrophyrischen Kristalle und das schuppige, biotische Glimmern erkläre, kann ich nur antworten: »Meine Güte! Sagen Sie bloß!« Aber ich könnte nicht behaupten, daß ich dabei irgend etwas Spektakuläres empfinden würde.
    Nur gelegentlich ist mir ein Einblick in die Wunderwelt der Geologie vergönnt. Delaware Water Gap ist ein solcher Ort. Hier ragt der Kittatinny Mountain über dem ruhigen Delaware River auf, eine Wand aus Stein, 400 Meter hoch, aus widerstandsfähigem Quarzit, der freigelegt wurde, als sich der gleichmäßige, gemächliche Wasserlauf auf seinem Weg zum Meer eine Passage durch weicheres Gestein suchte. Das Ergebnis ist ein Querschnitt durch einen Berg und ein Anblick, den man nicht alle Tage geboten bekommt, jedenfalls -wüßte ich nicht, wo man so etwas entlang des Appalachian Trail sonst noch bewundern könnte. Und dieser hier ist besonders eindrucksvoll, weil der freigelegte Quarzit in langen, wellenförmigen Streifen angeordnet ist, die in einem so schrägen Winkel zueinander liegen – etwa 45 Grad - daß selbst ein mit bescheidener Phantasie ausgestatteter Mensch begreift, daß sich hier etwas Grandioses zugetragen hat, geologisch gesehen.
    Es ist ein wunderschöner Anblick. Vor 100 Jahren wurde er mit dem Rhein verglichen und sogar mit den Alpen, was ich ein wenig übertrieben finde. Der Maler Georges Innes kam hierher und malte sein berühmtes Bild »Delaware Water Gap«. Es zeigt den Fluß, der sich träge durch wiesenartige Felder schlängelt, in denen vereinzelt Bäume und Farmhäuser stehen; fern im Hintergrund ragen herbstlich gefärbte Hügel auf, in die ein V eingekerbt ist, durch das der Delaware fließt. Es sieht aus wie eine Landschaft in Yorkshire oder Cumbria, die auf den amerikanischen Kontinent verpflanzt worden ist. Um die Mitte des letzten Jahrhunderts erhob sich ein stolzer Bau am Flußufer, das Hotel Kittatinny House mit 250 Zimmern, das so erfolgreich war, daß sehr schnell weitere Hotels folgten. Für die Dauer einer Generation nach dem Bürgerkrieg war der Delaware Water Gap der beliebteste Ferienort der feineren Gesellschaft im Sommer. Dann wechselte – wie immer in solchen Fällen – die Mode, und die White Mountains waren angesagt, danach die Niagara-Fälle, dann die Catskills und schließlich die Disney Parks. Heute kommt fast niemand mehr nach Water Gap, um ein paar Tage zu bleiben. Noch immer drängen sich Menschenmassen hier, aber sie kommen mit Autos, halten an einem Rastplatz an, werfen kurz einen anerkennenden Blick auf die Sehenswürdigkeit, steigen wieder ein und fahren weiter.
    Leider muß man sich heute schon sehr anstrengen, um eine Vorstellung von der stillen Schönheit zu ergattern, die Innes einst so angezogen hat. Water Gap ist nicht

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