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Picknick mit Bären

Picknick mit Bären

Titel: Picknick mit Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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davon?«
    »Eigentlich finde ich das ganz praktisch«, sagte Bob mit leiser Stimme, wie zu sich selbst, räumte seinen Rucksack beiseite und ließ uns fortan in Ruhe. Ich muß gestehen: Gespräche über Ausrüstungen endeten bei mir immer so, daß der andere beleidigt und mit einem eng an die Brust gedrückten, eben noch angepriesenen Ausrüstungsgegenstand von dannen zog. Ob Sie’s glauben oder nicht, das war nie meine Absicht.
    Von da an war uns kein Glück mehr in den Smokies beschieden. Wir wanderten vier Tage lang, und es regnete Bindfäden, ein unaufhörliches Pladdern. Der Weg war überall morastig und glitschig, in jeder Kuhle, in jeder Mulde stand das Wasser. Matsch wurde quasi zu einem Bestandteil unseres Alltags. Wir stapften hindurch, stolperten und fielen hinein, knieten darin, setzten unsere Rucksäcke im Matsch ab, hinterließen einen Matschstreifen auf allem, was wir berührten. Und dazu immer das monotone Wisch Wisch Wisch des Nylonanoraks, zum Wahnsinnigwerden. Am liebsten hätte man sich das Ding vom Leib gerissen und es in Stücke zerfetzt. Ich sah weder einen Bären noch einen Salamander, kein Foxfire, kein nichts, kein gar nichts – nur die Regentropfen und ihre Bahnen auf meinen Brillengläsern.
    Jeden Abend übernachteten wir in irgendeinem undichten Kuhstall und kochten und lebten zusammen mit Fremden – Massen von Leuten, allesamt durchgefroren und durchnäßt, bunt durcheinandergewürfelt, ausgezehrt und halb verrückt von dem ununterbrochenen Regen und der Freudlosigkeit des Wanderns unter diesen Bedingungen. Es war schrecklich. Und je schlimmer das Wetter, desto voller die Schutzhütten. Die Colleges an der Ostküste hatten Semesterferien, und ganze Armeen von Leuten waren auf die Idee gekommen, in den Smokies wandern zu gehen. Die Schutzhütten in den Smokies sind eigentlich für Fernwanderer gedacht, nicht für Ausflügler auf einem Kurztrip, und gelegentlich führte das zu Streit. Was ziemlich untypisch für den AT war. Es war einfach furchtbar.
    Am dritten Tag hatten Katz und ich nichts Trockenes mehr zum Anziehen, und wir froren ständig. Wir patschten durch den Regen den Hang zum Clingmans Dome hinauf – nach allem, was ich gelesen hatte, ein Höhepunkt der ganzen Wanderstrecke, bei klarem Wetter mit einem Ausblick, der einem angeblich Flügel wachsen läßt – und sahen nichts, rein gar nichts, außer den Wipfeln von sterbenden Bäumen, die aus dem wabernden Nebelmeer aufragten.
    Wir waren durchgeweicht und dreckig, brauchten dringend saubere, trockene Wäsche, mit anderen Worten einen Waschsalon, ein anständiges Essen und Ripleys »Believe It or Not Museum«. Es wurde Zeit, nach Gatlinburg aufzubrechen.
     
     

8. Kapitel
     
    Aber zuerst mußten wir da hinkommen.
    Vom Clingmans Dome zur U.S. 441, der ersten asphaltierten Straße seit dem Fontana-Damm vor vier Tagen, waren es 13 Kilometer. Gatlinburg lag 24 Kilometer weiter nördlich, eine lange, serpentinenartig verlaufende, abschüssige Wegstrecke. Das war zu weit zum Wandern, aber es war wenig wahrscheinlich, daß man in einem Nationalpark als Tramper mitgenommen würde. Auf einem nahegelegenen Parkplatz entdeckte ich drei Jugendliche, die gerade ihr Gepäck in einem großen schicken Auto mit Kennzeichen New Hampshire verstauten. Ich stellte mich ihnen als Landsmann des Granite State vor und fragte sie, ob sie die Güte hätten, zwei müde alte Herrschaften nach Gatlinburg mitzunehmen. Bevor sie Einwände erheben konnten, was deutlich erkennbar ihre Absicht war, dankten wir ihnen überschwenglich und kletterten in ihren Wagen. So ergatterten wir uns eine stilvolle, aber dafür in ziemlich trüber Stimmung verlaufende Fahrt nach Gatlinburg.
    Gatlinburg ist ein Schocker fürs Gemüt, egal aus welchem Blickwinkel man die Stadt betrachtet, um so mehr, wenn man nach einem naßkalten Ausflug in die trübe Einsamkeit der Wälder in den Ort hinabsteigt. Er liegt am Haupteingang des Great Smoky Mountains National Park und hat sich darauf spezialisiert, das zur Verfügung zu stellen, was der Park nicht bieten kann – im wesentlichen sind das Imbißbuden, Motels, Geschenkeboutiquen und Gehsteige, auf denen sich hin und her schlendern läßt –, alles entlang der einzigen und unsäglich häßlichen Main Street. Die seit Jahren anhaltende wirtschaftliche Blüte dieser Stadt gründet auf der allgemeinen Überzeugung, daß Amerikaner, wenn sie ihr Auto beladen und riesige Entfernungen zu grandiosen Schauplätzen der Natur

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