Piesberg in Flammen
lieà sie allein. Er nahm sich erneut ein Taxi, um sein Fahrrad zu holen.
*Â *Â *
Er genoss die kurze Fahrt durch die Hügel des nördlichen Teutoburger Waldes. Die Natur war längst aus ihrem Winterschlaf erwacht. Rechts und links der StraÃen wuchs das Grün in allen Schattierungen. Teils war es hell und frisch, dazwischen standen dunkle Fichten. Der Wald teilte sich in zwei Etagen. Unten die Büsche waren schon dicht. Darüber ragten die Bäume noch kahl und dunkel in den Himmel. Sie warteten auf das Blattwerk und wirkten wie ein hoher Zaun im Hintergrund. Davor standen die Obstbäume in weiÃer Blüte. Die Sonne schien, was sie nur konnte, um das Ganze voranzutreiben. Der Regen fehlte. Es hatte lange nicht mehr geregnet.
Herbert Trush-Orbeek saà wieder auf seiner Bank. Hero Dyk nahm neben ihm Platz. »Es war ein schönes Fest«, sagte er. »Sie hat wunderbar gesungen.«
Trush-Orbeek nickte freundlich.
»Fährt sie oft nach Afrika? Wegen der Stiftung, für die sie das Geld sammelt.«
»Sie ist seit Jahren nicht in Afrika gewesen. Ich wüsste das.« Trush-Orbeek hustete trocken. »Seit sie sich dort eine Krankheit geholt hat, nicht mehr.«
»Oh«, sagte Hero Dyk. Und: »Ich verstehe.« Dann schwieg er.
»Ich habe gehört, dass es gebrannt hat«, sagte Trush-Orbeek.
Hero Dyk berichtete, was passiert war. Er erzählte von Lilly und Feli und von dem, was Pieter getan hatte.
»Ein bemerkenswerter junger Mann«, stellte Trush-Orbeek fest.
»Wie meinen Sie das?«
»Er hat sich gut hier eingelebt. Meist kommen sie nach ein paar Tagen und fragen mich um Rat, aber nicht Pieter. Er scheint entschlossen zu sein, sich durchzusetzen. Er hält das alles aus.«
»Sitzen Sie eigentlich immer hier?«, wollte Hero Dyk wissen, wartete aber keine Antwort ab, sondern erhob sich.
Es war Jacqui, die auf sein Klingeln öffnete. Ein hauchfeiner Duft eilte ihr voraus wie eine magische Kraft. Sie trug wieder die Hausmädchenuniform, als ob sie kochen wollte. Es sah reizend aus.
»Sie wirken so jung wie ein frisch gezapftes Bier«, übertrieb Hero Dyk charmant. »Lassen Sie mich Ihnen erneut versichern, dass ich ein groÃer Fan Ihrer Kunst bin.«
Jacqui lachte und drehte sich wie ein junges Mädchen. »Wirklich?«, fragte sie. »Das mit dem Bier ist hübsch. Es gefällt mir. Ich habe das eine oder andere Ihrer Bücher gelesen.«
Hero Dyk vermied es, sie nach Details zu fragen. »Ich wollte mein Rad abholen und mich entschuldigen. Es war nicht meine Absicht, Ihnen nachzustellen. Sie hatten mir Ihre Karte gegeben, und ich fand, Pye sei ein hübsches Ziel, um mein neues Rad mitten in der Nacht auszuprobieren.«
»Schon vergeben«, sagte sie. »Auch ich fand kaum Ruhe nach den Erlebnissen von gestern. Die armen, armen Leute, die im Feuer umkamen oder ihr Hab und Gut verloren. Kommen Sie rein. Leisten Sie mir Gesellschaft. Schauen Sie, dies ist mein Haus. Ich habe alle Wände entfernen lassen, soweit es ging. Ich mag keine Mauern. Ich mag den Gedanken nicht, dass sich jemand dahinter verbirgt. Ich mag das Licht aus all den Fenstern in meinem Haar.«
Sie führte ihn zu dem Tisch, den er schon kannte, und schlug ein Glas WeiÃwein vor. Sie selbst würde nur Wasser trinken. Jacqui rief nach Simon, und jetzt erst nahm Hero Dyk den jungen Mann wahr. Er saà an einem Tisch, der halb unter der Treppe stand, gut ausgeleuchtet von einem Fenster in seinem Rücken, umgeben von Regalen mit Modellschiffen und Bastelwerkzeug.
»Bring uns was zu trinken«, rief Jacqui und gestikulierte fröhlich, als ob sie in einem Café säÃen. »Wasser.« Sie gebot Hero Dyk, sich zu setzen.
Simon ging Gläser holen.
»Jetzt mach schon«, sagte sie herzlos und vergaà ihre Fröhlichkeit. »Er ist etwas ungeschickt wegen seiner Hand. Ich habe ihn ja erst adoptiert, als er drei Jahre alt war. Da hatte er das schon.«
»Maman«, protestierte Simon. Seine Stimme klang kratzig. Als ob sie selten benutzt wurde.
»Zeig uns deine Schiffe«, sagte Jacqui wie zu einem Hund, dem man mit viel Mühe einige Kunststücke abringen konnte.
»Maman«, wiederholte Simon und brachte die Getränke, um sich danach gleich wieder in seine Ecke zu verziehen. Er schien die lieblose Ansprache gewohnt zu sein und pflegte sie wohl auch selbst. Mutter und Sohn zeigten einen auffallend
Weitere Kostenlose Bücher