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Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
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sie. »Es hat meinem Vater gehört, der ist schon lange tot. Reich waren wir früher auch nicht, aber es hat bessere Zeiten gegeben. Ich habe einen Sohn.« Sie ging zum Kachelofen und nahm ein Foto vom Sims. »Er ist ausgezogen. Das Bild ist fast zehn Jahre alt. Er kommt ab und zu und hilft mir.«
    Hero Dyk betrachtete das Foto. Es zeigte einen Jungen von vielleicht zehn Jahren von der Seite. Die Züge kamen ihm bekannt vor, aber er kam nicht drauf.
    Hedi stellte das Bild wieder zurück an seinen Platz. »Oben ist es ganz gemütlich«, sagte sie. »Wenn Sie wollen, gehen wir hoch zu mir.« Es schwang eine halb verschüttete Koketterie in ihrer Stimme.
    Â»Danke«, sagte Hero Dyk. »Ich wollte jetzt was essen gehen.«
    Zu seiner Erleichterung klingelte sein Handy.
    Â»Ich muss gehen«, sagte er. »Bitte entschuldigen Sie die Störung. Ich muss jetzt wirklich los.« Er nickte den anderen zu, stürzte nach draußen an die frische Luft und atmete tief ein. Dann erst nahm er das Gespräch an.
    Â»Hero?«
    Er lachte. »Bist du das, Jacqui?«
    Â»Kannst du herkommen?«, flötete sie.
    Â»Jetzt?«
    Sie gab keine Antwort. Er hörte ihren gespannten Atem.
    Â»Sicher«, sagte er. »Ich bin mit dem Rad in Wellendorf. Von hier geht zur vollen Stunde eine Bahn nach Osnabrück. Die erwische ich, wenn ich mich beeile. Dann bin ich in gut einer Stunde bei dir. Lass mir die Zeit, mich umzuziehen.«
    Â»Mach schnell«, sagte Jacqui. »Ich bin allein.«
    Er beeilte sich tatsächlich, fuhr vorher aber noch kurz bei Lilly vorbei.

SIEBEN
    Carlsson durfte Pieters Haus nicht betreten, darauf bestand er, denn es war nicht sein Hund. Er wollte nicht verantwortlich sein für das räudige Tier. Er hatte ihm einen Namen gegeben, es lief ihm nach, mehr war nicht.
    Doch Pieter ließ die Tür von der Küche zur Terrasse offen, denn sonst konnte er sich mit dem Hund nicht unterhalten. Er saß über seinen Büchern, war aber zu aufgewühlt. Es gelang ihm nicht, sich zu konzentrieren.
    Küche ist zu viel gesagt. Er hatte für Jacqui eingekauft, die Tüten standen vor der blitzblank geputzten Küchenzeile, mehr Platz gab es in dem kleinen Gärtnerhäuschen nicht. Pieter musste über die Tragetaschen hinwegsteigen, um zum Esstisch zu gelangen, an dem er seine freie Zeit verbrachte. Es war der einzige Raum auf dieser Etage. Die Wände waren weiß gestrichen. Auf dem Fußboden lag helles Parkett. Alles war frisch renoviert worden, bevor er eingezogen war. Er war der erste Mieter. Eine hölzerne Stiege führte nach unten. Dort an der Wand, hinter dem Geländer, standen die Bücher, die er liebte und studierte. Unten befand sich sein Schreibtisch mit dem Computer, den er streng nur zum Arbeiten nutzte. Er war kein Mensch, der sich zum Vergnügen in Foren herumtrieb.
    Er ging nach unten. Das kleine Haus war halb in den Berg gebaut, daher gab es hier kaum Tageslicht. Pieter öffnete die Haustür und stellte eine Schale voll Wasser nach draußen. Carlsson kam die Treppe von der Terrasse hinuntergetrottet und legte sich auf die Schwelle. Vor dem Haus ragte eine Fahnenstange empor, an der die tibetische Flagge wehte, darunter ein paar Gebetsfahnen. Pieter kannte den Grund nicht, weshalb sie dort hingen, er ließ sie wehen. Das ganze Haus war aus Bruchsteinen gebaut und weiß getüncht, die Fensterläden waren grün. Im zweiten Stock gab es zwei winzige Schlafzimmer und eine Dusche mit Toilette. Mehr brauchte er nicht. Er hielt alles übermäßig sauber, so war er es gewohnt.
    Pieter sog den Duft des Frühlings ein. Die frische Luft tat dem Haus gut, vor allem im Arbeitsraum war es winters meist klamm und feucht. Das mochte nun trocknen.
    Â»Ich muss später noch mal los«, sagte er zu dem Hund. »Solange es hell ist. Du kannst ja mitkommen, wenn du magst. Sie braucht etwas Vernünftiges zum Essen.«
    Der Hund sagte nichts dazu. Pieter setzte sich an seinen Schreibtisch und starrte auf den Bildschirm.
    Â»Ich tue das gern, weißt du«, sagte er. »Ich mag das.«
    Er blätterte in einem Lehrbuch der Soziologie, ohne dass es ihm gelang, den Gedanken Niklas Luhmanns zu folgen, so leicht verständlich der Buchtitel sie ihm auch zu machen versprach.
    Plötzlich sprang der Hund auf und schlug an. Jemand kam den Weg herauf, was selten geschah. Pieter hatte keine Freunde. Nie gehabt. Er

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