Piesberg in Flammen
kann, falls ich etwas erfahre?«
Hero Dyk nickte, und der Chef des Obdachlosenheims legte die Visitenkarte, die er ihm gab, auf einen Stapel von Plakaten, die den Osnabrücker Bahnhof als Zone für jeden Bürger beanspruchten, auch für die Obdachlosen.
»Wenn Sie mal was brauchen«, sagte Hero Dyk. »Kleiderspende oder so. Ich helfe gerne.«
Das Gespräch war zu Ende. Es klopfte nun drängender an der Tür. Reiner Hundt musste sich dem nächsten Problem zuwenden. Hero Dyk stand auf und wandte sich zum Gehen.
»Wellendorf«, sagte Reiner Hundt unvermittelt. Als sei es ihm gerade eingefallen.
Hero Dyk drehte sich um. »Wie bitte?«
»Sie treiben sich gerne in Wellendorf herum. Meine Jungs. Da gibt es ein Gasthaus namens âºOld Hediâsâ¹. Muss ziemlich heruntergekommen sein, aber dort finden sie immer was zu trinken. Hedi Steiner, so heiÃt die Besitzerin. Vielleicht erfahren Sie von ihr etwas mehr. Und noch was â¦Â«, sagte er, als Hero Dyk sich erneut zum Gehen wandte. »Unterhosen.«
»Was?«
»Wir brauchen Unterhosen. Kleider bekommen wir genug gespendet, aber niemand gibt Unterhosen. Die können wir immer gebrauchen.«
Hero Dyk bedankte sich für die Information und machte sich auf den Weg.
Er kaufte sich eine gute Landkarte und einen Fahrradhelm und lieà sich von Svetlana ein paar Butterbrote für das Mittagessen schmieren, die er mitnahm auf die Reise. Er zog sich bunte Sportkleidung an. Laut Karte waren es kaum mehr als zwanzig Kilometer bis Wellendorf, wenn man sich an Radwege hielt und HauptverkehrsstraÃen mied. Hero Dyk hatte vor, dies zu tun. Zurück würde er mit der Bahn fahren. Der »Haller Wilhelm« hält in Wellendorf.
Er rief Heeger an. »Könntest du dir vorstellen, dass es sich um einen gezielten Anschlag auf einen der drei Obdachlosen gehandelt hat? Ich hab da so einen Hinweis bekommen.«
Heeger wollte wissen, wer ihm solche Hinweise gab. Und nein, auf einen gezielten Anschlag weise nichts hin.
Er hielt kurz bei der HeiÃmangel an, um seine Rechnung der vergangenen zwei Wochen zu begleichen.
»Herr Dyk«, sprach ihn Marta Bents an. »Ich habe von Ihrer Feier gelesen. Das soll ja ein wildes Fest gewesen sein. Und Jacqui LaBelle hat bei Ihnen gesungen. Wie war die denn so?«
Hero Dyk ging nicht darauf ein. Er lächelte nur und wollte seines Weges gehen.
»Und gleich da, wo Sie gefeiert haben«, drängte ihre Mitarbeiterin, »sind all diese Menschen gestorben. Obdachlose, aber immerhin. Tot ist tot. Haben Sie denn nichts gemerkt?«
»Meine Tochter wurde dabei verletzt«, erwähnte Hero Dyk. Als würde ihn das entschuldigen.
»Man sagt«, fügte die dritte der Frauen hinzu, »dass ein Brandstifter am Werk ist. Stellen Sie sich das vor. Der zündet ein Haus nach dem anderen an. Und jetzt hat es Tote gegeben.«
»Sicher besteht absolut keine Gefahr für Sie«, sagte Hero Dyk, redete sich dann mit Terminen heraus und machte schleunigst, dass er fortkam. Er fuhr an der Hase entlang in Richtung Westen, dort am Ufer gibt es einen verborgenen Radweg. Unter den diversen Brücken, die er passierte, sah es aus wie in der Gasse zwischen seinem Haus und dem des Nachbarn. Wo immer die Leute sich unbeobachtet fühlen, lassen sie ihren Unrat liegen. Das scheint ein tiefes Bedürfnis der Menschen zu sein. Wie Hunde, die ihr Revier markieren.
Die Sonne schien warm, und er sah von der intimen Seite in die Gärten hinein. Es war nicht hübsch, was Hero Dyk da sah. Nützlich wäre das richtige Wort. Die Menschen in dieser Gegend sind pragmatisch. Abstellflächen, Schuppen, Hundehütten, HolzstöÃe, Werkstätten und Kreissägen. Aber die Vögel sangen dazu, und der Weg schlängelte sich durch die Büsche, obschon mitten in der Stadt. Osnabrück ist voller Kleingärten.
Hinter Lüstringen öffnete sich die Sicht auf das Land, und er blickte auf die weiten Hügel zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge. Das Rad fuhr sich leicht und schnell. Wie mit Rückenwind, die Berge hoch und runter. Hero Dyk fuhr schneller als die anderen Radfahrer, was ihm ein Glücksgefühl bescherte, dem er begegnete wie einem alten Freund aus frühen Tagen. Breitschultrig wie ein Wildschwein brach er durch die Wiesen und lachte dabei. Er lieà Bissendorf links liegen und fuhr bergauf. Zwischen die Hügel dort sind Höfe
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