Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
Vom Netzwerk:
fliehend, es reichte kaum, um die Augenfarbe zu bestimmen. Blass wie auch die Haut. Beides von roten Adern durchzogen. Sie ging mit kurzen Schritten und leicht vornübergebeugt. Sie gab sich sichtbar Mühe, einen Anschein zu wahren. Man wusste nur nicht, welchen. Sie sah sich ständig um, das verriet sie am meisten. »Das sind Freunde.« Sie wies mit dem Kinn in Richtung der guten Stube. »Manchmal zahlen sie, manchmal bringen sie was mit. Sind Sie von der Gewerbeaufsicht?«
    Hero Dyk verneinte.
    Â»Drogen finden Sie hier keine«, fuhr sie fort.
    Â»Ich bin auch nicht von der Polizei und nicht von der Sitte. Ich bin auf der Suche nach Hannes. Prinz Eisenherz. Er soll ein Freund von Ihnen sein.«
    Â»Hannes?«, sagte die Frau. »Der ist tot. Wir feiern sein Begräbnis.«
    Â»Sind das alles Freunde von ihm?«
    Â»Und von den anderen beiden, die gestorben sind.« Hedi schob ihn grob durch die Toilette in die gute Stube zurück. »Hört mal«, rief sie. »Der hier fragt nach Hannes.«
    Die vier rührten sich wie diese lebenden Roboter, die man ab und zu in Fußgängerzonen sieht. Als ob jemand einen Euro in den Hut geworfen hätte. Staub rieselte aus ihren Haaren, und die Kruste auf den Jacken platzte auf.
    Â»Hannes ist tot«, sagte einer von ihnen.
    Ein Schauer lief Hero Dyk über den Rücken, das kam von der Kälte.
    Â»Er muss einen Freund gehabt haben. Vielleicht kennen Sie ihn? Ein Fremder, mit dem er sich in letzter Zeit traf.«
    Â»Wir sind seine Freunde«, sagte ein anderer. »Die besten Freunde. Wer bist du denn?«
    Auch ein Freund, wollte Hero Dyk sagen. Aus der anderen Welt. Wie nennt man jemanden, der kein Obdachloser ist?
    Â»Es könnte sein, dass Sie meine Unterhosen tragen«, fiel ihm ein.
    Â»Echt jetzt?«, machte das Mädchen.
    Hero Dyk erwähnte den Namen Reiner Hundt und behauptete, Unterhosen gespendet zu haben. Das schien ihnen mächtig zu imponieren. »Was ist jetzt mit dem Freund? Jemand mit Geld vielleicht. Jemand, der in einem Haus wohnt.«
    Â»Hannes wohnte in einem Haus«, sagte der Dritte.
    Â»Aber er hatte kein Geld«, wusste das Mädchen.
    Â»Ah«, machten die drei Kerle, als begriffen sie jetzt, was gemeint war. Mehr kam jedoch nicht.
    Â»Was ist mit Verzehr?«, wollte Hedi wissen. »Is jetzt Mittag.«
    Â»Ich zahl eine Runde«, sagte Hero Dyk. »Was immer sie wollen.«
    Hedi brachte eine Flasche Schnaps und stellte sie auf den Tisch. Ein paar Gläser dazu. Alle fünf griffen herzlich zu und luden ihn ein mitzuhalten.
    Â»Ich muss noch fahren«, entschuldigte er sich. »Und? Kennt jemand diesen Freund von Hannes? Wo finde ich ihn?«
    Alle fünf schüttelten den Kopf. Dem Mädchen habe er mal erzählt, dass er verabredet sei, aber niemand wusste Näheres.
    Hero Dyk wollte nicht aufgeben. »Darf ich mich umsehen?«, fragte er.
    Â»Bleiben Sie hier unten«, wies Hedi ihn an.
    In der Küche gab es einen alten Spülstein und einen Herd, der mit Holz befeuert wurde. Der Rest der Einrichtung mochte früher eine Einbauküche gewesen sein. Jetzt fehlten die meisten Türen und Böden, als ob man sie verfeuert hätte. In der Mitte standen ein Arbeitstisch und ein Küchenstuhl. Die Spülmaschine jedoch war neu, und jemand hatte ein Ceranfeld zum Kochen eingebaut und angeschlossen.
    Von der Küche aus erreichte man durch eine zweite Tür direkt den großen Gastraum. Rechts von dieser Tür lag eine Diele mit der Treppe, die nach oben in den ersten Stock führte. Eine Milchglastür erlaubte den Zugang zum Hof.
    Der große Raum schien wenig benutzt zu werden. Er fand eine Eckbank, auf der ein weiterer Mann lag und seinen Rausch ausschlief. »Hier liegt jemand«, rief er.
    Â»Das ist Nudel, der ist schon länger da«, rief Hedi zurück. »Wir nennen ihn so. Weil er nur Spaghetti isst. Lassen Sie ihn schlafen.«
    Es war zwecklos, ihn aufwecken zu wollen. Im hinteren Teil des Saales fand er eine Tür. Er warf einen kurzen Blick in den tiefen Raum dahinter. Früher war dies die Kegelbahn.
    Unbefriedigt ging er zurück in die gute Stube. »Dann kam Hannes nur zum Saufen her«, stellte er fest.
    Â»Sie kommen alle nur zum Saufen her«, sagte Hedi. »Haben Sie Geld? Können Sie mir was geben?«
    Er gab ihr zwanzig Euro. »Hat das Lokal mal Geld abgeworfen?«
    Â»Nicht, seit ich es besitze«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher