Piesberg in Flammen
osnabrueckerleben.de ein, einem Forum, über das die Osnabrücker sich austauschen.
Der Name, unter dem er sich einloggte, lautete Pieter Steiner. Neben dem Namen war ein Bild zu sehen, das nicht ihn zeigte, sondern den jungen Mann, der für seine Mutter arbeitete. Kaum war er online, wurde Feli aufmerksam und meldete sich über die Chatliste.
Ophelia: Hallo Pieter. Na?
Pieter Steiner: Was, na?
Ophelia: Was tust du? Hast du Zeit? Können wir uns treffen?
Pieter Steiner: Tut mir leid, ich muss noch etwas besorgen. Ich kann dich nur im »Trota« sehen.
Ophelia: Sie ist alt und hässlich. Ich bin jung und schön. Entscheide dich!!!
Hinter der Meldung brachte sie einen Smiley unter.
Auch Simon antwortete mit einem Smiley.
Pieter Steiner: Sie bezahlt mich.
Darauf herrschte einen Moment Funkstille.
Ophelia: Willst du mein Taschengeld? Ihr Männer seid doch alle gleich! Alles Schweine.
Wieder ein Smiley.
Pieter Steiner: Ich muss jetzt los. Tut mir leid.
Ophelia: Warte â¦
Er meldete sich ab, lehnte sich zurück und lächelte fast liebevoll den Bildschirm an. Es würde eine lange Nacht werden. Er hatte sich Butterbrote als Abendessen mitgebracht.
Später öffnete er erneut seinen Laptop. Im Netz suchte er nach einem Namen und wurde bald fündig. Die lokale Zeitung berichtete von einem Tennisturnier, das vor gut zwei Jahren stattgefunden hatte. Die Gewinner waren auf einem Foto abgebildet. Karl Heeger hatte an Pfingsten mit seiner Frau Lena den Mixed-Wettbewerb des Tennisturniers gewonnen. Beide lächelten in die Kamera, und auch die gemeinsame Tochter Ophelia war abgebildet.
»Hier ist sie!«, rief er laut und bemühte sich kaum, die Erregung zu verbergen, die in seiner Stimme mitklang. Er druckte das Bild aus und heftete es an die Wand.
Dann loggte er sich erneut bei osnabrueckerleben.de ein, diesmal jedoch unter einem anderen, erfundenen Namen. Er suchte nach Lena Heeger und fand sie schnell, stellte eine simple Freundschaftsanfrage, die innerhalb von Minuten positiv beantwortet wurde. Sie war irgendwo online. Die beiden tauschten ein paar nette Worte aus, er gab sich als Sportler zu erkennen und erkundigte sich nach Tennisplätzen, er sei neu in Osnabrück.
So fand er heraus, welchem Verein sie angehörte. Ziemlich sicher hätte er sich gleich mit ihr verabreden können, so sehr freute sie sich über sein Interesse am Tennisspielen. Er erfuhr, dass ihre Tochter im Abitur stand und stieà auf viele Fotos der Familie. Er sah auch, dass sie ihren Freunden bereitwillig Auskunft erteilte über ihren Status, ihr Befinden, ihre Sorgen, ihren Aufenthalt, ihre Pläne. Die meisten ihrer Einträge erzählten von Hunden, aber sie schien keinen eigenen zu haben, sonst hätte sie ihn sicher erwähnt.
Er hielt inne, als er von oben gedämpft das Geräusch des Haustürklopfers hörte. Musik drang durch die Kellertür. Der Besuch war da.
*Â *Â *
Hero Dyk war mit dem Zug von Wellendorf zurückgefahren, in Oesede ausgestiegen und von dort mit dem Rad zum Krankenhaus gefahren, Lilly besuchen. Hannah hatte an ihrem Bett gesessen und ihm Vorhaltungen gemacht, deshalb war der Besuch nur kurz gewesen. Die Schwestern hatten ihm von guten Fortschritten berichtet, die Lilly mache. Das Mädchen schien jedoch sehr genervt zu sein vom Krankenhaus.
Kaum war er vor die Tür getreten, hatte das Handy geklingelt. Seine Mutter, verriet ihm das Display. Wütend drückte er sie weg. »Nicht jetzt!«, hatte er gerufen, das Handy ausgeschaltet und beschlossen, auf direktem Wege zu Jacqui zu fahren. So, wie er war. In Sportkleidung.
Die Stadt kennt viele Wege und Pfade, und immer steht man am Ende vor einem Wäldchen, einem Hügel, einer Laubenkolonie oder einem Wasser. Hero Dyk wollte an der Hase entlang bis Eversburg fahren, dann hoch zum Piesberg. Auf dem Weg nach Pye verfuhr er sich ein wenig und kam am Lindholzweg heraus, dort liegt ein alter Friedhof mitten in einem Wald.
Er hielt sich östlich, als er auf Höhe des Pyer Moors einen alten Mann auf der StraÃe laufen sah. Er glaubte, Trush-Orbeek zu erkennen, drehte auf der Stelle um und verbarg sich hinter einem Wartehäuschen. Er wollte sehen, was der alte Mann auÃerhalb der Siedlung tat.
Es war tatsächlich Trush-Orbeek, und er ging zum Pyer Waldfriedhof. Hero Dyk folgte ihm durch die Wege, bis er völlig die Orientierung verlor. Die Tage waren merklich
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