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Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
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Pieter ab und zu weggelaufen, als er noch ein Junge war? Verschwand er manchmal für ein paar Tage?«
    Â»Weggelaufen ist er schon«, gab Pretorius zu. »Das tut er heute noch.«
    Hero Dyk stand auf und ließ die Flasche Wein auf dem Tisch stehen. »Die Polizei wird ihn nachher freilassen.«
    Â»Wissen wir doch«, sagte Pretorius und zwinkerte ihm zu.
    * * *
    Mit der Auflage, die Stadt nicht zu verlassen, kam Pieter aus der Untersuchungshaft frei. Dichte Wolken hatten sich vor den Himmel geschoben, und es regnete in Strömen. Das helle Licht des Frühlings war dem eher tristen Zwielicht des Aprils gewichen. Pieter hatte keine Jacke dabeigehabt, als man ihn festnahm. Man gab ihm seine Sachen zurück. Er nahm das Handy und wählte Felis Nummer. Er hörte es klingeln, aber das Gespräch wurde weggedrückt.
    Neben der Pforte gab es einen kleinen Warteraum. Dort saß Hero Dyk im Trockenen und wartete auf ihn. Er hatte Carlsson vor der Wache sitzen gesehen und den Hund mit hereingebracht.
    Pieter neckte das Tier ein wenig, und der Hund schnappte freudig nach ihm. Pieter fühlte nach den Läufen, es schien alles in Ordnung zu sein. »Carlsson lahmt nicht mehr. Wo hast du ihn gefunden?«
    Â»Er saß vor der Tür, als ich kam.«
    Â»Er saß hier? Vor der Polizeiwache? Wie mag er mich gefunden haben?« Pieter umarmte und liebkoste den Hund umso fester. Er gab ihm alle möglichen Kosenamen.
    Â»Man könnte neidisch werden«, sagte Hero Dyk.
    Pieter erhob sich lachend. Dann versuchte er erneut, Feli zu erreichen, aber sein Anruf wurde wieder weggedrückt.
    Â»Feli nimmt meinen Anruf nicht an«, sagte er traurig. »Sie drückt mich weg. Sicher will sie nichts mehr mit mir zu tun haben, weil ich im Gefängnis war. Sicher hat sie mehr über mich erfahren, als sie hören wollte.«
    Â»Sie hat bei einer Freundin übernachtet«, wusste Hero Dyk.
    Pieter lächelte matt. Dann bedankte er sich bei Hero Dyk, dass er ihn abholte, und lud ihn zum Mittagessen ein, er kenne eine Crêperie am Markt.
    Als der Cidre auf dem Tisch stand, zog Hero Dyk die heutige Zeitung hervor. »Sieh dir das an«, sagte er und wies auf das Titelfoto. »Die Presse hat erfahren, dass Hedi die leibliche Mutter von Jacqui LaBelles Adoptivsohn ist.« Man sah eine schmutzige Frau mit wirrem Haar, die teilnahmslos in einem Krankenwagen saß, kurz bevor der mit ihr davonfuhr.
    Pieter nickte. »Dann weiß ich jetzt, warum Feli mich wegdrückt. Hat wenig Sinn, die eigene Mutter zu leugnen. Hedi hat ihren Gasthof verloren … aber warum sollte ich ihr das antun? Es verschlimmert meine Situation.«
    Â»Dann lies, was sie schreiben.«
    BRANDOPFER GROSSZÜGIG AUFGENOMMEN stand in großen Lettern auf der ersten Seite zu lesen. Für ihre Menschlichkeit wurde Jacqui LaBelle in den höchsten Tönen gelobt. Auf dem Bild sei Hedi Steiner zu sehen, hieß es, deren Haus in Wellendorf so tragisch abgebrannt war. Vermutlich ein weiteres Opfer des Brandstifters. »Frau Steiners Sohn Karl-Johann war als Diener für Jacqui LaBelle tätig. Die Sängerin erklärte sich spontan bereit, die schwer alkoholkranke Frau in einem leer stehenden Mietshaus unterzubringen, das ihr gehört.«
    Das Essen wurde aufgetragen, und Pieter langte kräftig zu.
    Â»Den Diener liest sie sicher nicht gern«, sagte Pieter, »denn ich arbeite schwarz für sie. Aber wie kommt es, dass sie meiner Mutter hilft? Sie trinkt selbst genug. Und jetzt nimmt sie meine Mutter auf? Das Mietshaus steht aus einem einzigen Grund leer, und der ist, dass sie keine fremden Menschen erträgt. Gegen Trush-Orbeek kann sie nichts ausrichten, deshalb ist er noch da. Mit ihm muss sie sich abfinden, mit Hedi nicht.«
    Â»Erzähl mir von Evelin, Trush-Orbeeks Tochter.«
    Â»Ich wusste nicht, dass er eine Tochter hat«, antwortete Pieter.
    Â»Und deine Mutter? Erzähl mir von ihr. Was bedeutet sie für dich?«, wollte Hero Dyk wissen.
    Pieter betrachtete das Bild genauer. Er sah den Schock, der sich in Hedis Gesicht gegraben hatte, aber auch die Teilnahmslosigkeit der Alkoholikerin, die es ihr unmöglich machte, das Geschehene zu verarbeiten. Um die Mundwinkel zeigte sich die dumpfe Verschlagenheit, die ihr zum Leben nötig war. Was fehlte, waren Hinweise auf Freundlichkeit, Wärme, Nähe.
    Â»Meine Mutter«, sagte Pieter. »Sie ist wie eine schwere

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