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Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
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Krankheit, die man nicht wieder loswird.« Dann stand er auf, ließ Hero Dyk mit der Rechnung sitzen und ging seines Weges. Carlsson lief ihm nach.

DREIZEHN
    Zum Nachmittag hörte es auf zu regnen, aber der Wind nahm zu. Hero Dyk fuhr zum Treffen mit Trush-Orbeek. Gleich gegenüber vom Industriemuseum liegt die Talstation einer Lorenbahn, deren Schienen quer durch den Steinbruch bis unterhalb einer Felsrippe verlaufen, die man mitten in dem riesigen Erdloch stehen gelassen hatte. Entlang der Schienen ist ein Schotterweg angelegt, der breit genug für ein Auto wäre, doch die spitzen Steine sind eine Qual für jeden Reifen.
    Ein intensiver Geruch lag in der feuchten Luft. Süßsauer wie japanisches Essen, aber mit starker Bitternote. Die Schienen waren auf einer Brücke verlegt, die riesige Komposthaufen in unterschiedlichsten Gärungsstadien überspannte. Rechts unten lag die Abfallsammelstelle der Stadt Osnabrück. Ein paar Arbeiter liefen herum, ohne Hero Dyk auf seinem Pedelec zu beachten.
    Auf der anderen Seite der Brücke lag der riesige Steinbruch. Gelbe Kipplaster krochen die Wege entlang wie fette Käfer. Jeder ihrer Reifen war höher als Hero Dyk, selbst wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte. Im Steinbruch herrscht Linksverkehr, was zur Verwirrung beiträgt. Bagger, die Lastwagen beluden, wie man sie aus dem Straßenverkehr kennt. Immer wieder das Geräusch geschütteter Steine. Alles war feucht und dunkel vor Nässe.
    Die Schienen führen in einem Rechtsbogen durch eine malerische Felsschlucht, wie man sie aus Westernfilmen kennt. Gleich darauf markiert ein Prellbock das Ende der Lorenbahn. Über einen asphaltierten Weg erreicht man eine lange Stahltreppe, die bis hoch zur Felsrippe führt, aber dort kam Hero Dyk mit dem Fahrrad nicht weiter. Er kehrte um und fand schließlich einen Pfad zwischen Felsen hindurch, auf dem es besser ging. Die steile Böschung des Berges war mit Birken bewachsen.
    Was für ein merkwürdiger Platz, um sich mit einem alten Mann zu treffen! Hero Dyk lauschte auf die Geräusche. Vögel riefen ungestört. Dazu vernahm er ein paar verhaltene Rufe der Müllmänner. Das rhythmische Warnsignal eines rückwärts fahrenden Fahrzeugs. Darüber war deutlich das an- und abschwellende Brummen eines Dieselfahrzeugs zu vernehmen, das in niedrigem Gang über schweres Gelände bewegt wurde. Er hielt Ausschau, sah aber nichts, was zu dem Geräusch passte.
    Der Pfad endet nach gut hundert Metern und mündet in eine weitere asphaltierte Straße, die noch steiler hochführt. Ein Verkehrsweg vom Steinbruch her, über den die Windmühlen versorgt werden, die oben auf dem Plateau stehen. Ein massiver Schlagbaum markiert den Arbeitsbereich, der von Unbefugten nur am Wochenende betreten werden darf. Der Asphalt lag voller Sand und Kies, sodass das Hinterrad des eBikes rutschte und die gemeinsame Kraft aus Hero Dyks Muskeln und dem Elektroantrieb kaum auf die Straße gebracht werden konnte. Rechts ging es steil nach unten, links noch steiler hoch. Die Böschung lag voller Felsbrocken.
    Schließlich erreichte er das Plateau mit der ersten Windmühle. Niemand war zu sehen, also fuhr er weiter zur höchsten Ebene, dort stehen zwei weitere Windmühlen.
    Auch dort war er allein. Er stellte das Rad ab und sah sich um. Über seinem Kopf rauschten die riesigen Flügel. Neben den Mühlen standen mehrere schrankartige Metallkästen, aus denen es tief brummte. Doch nirgendwo war ein älterer Herr zu sehen. Hero Dyk ging an den Rand der Felsrippe und sah auf Osnabrück, Lechtingen, Pye, Rulle und Haste. Der Berg ist fast gänzlich abgetragen. Es ist ein riesiges Loch übrig geblieben und mitten drin die Felsrippe. Er sah das gelbe, warme Gestein an den Wänden des Steinbruchs. Wege, Terrassen, Halden und noch mehr Kompostierplätze.
    Plötzlich war ein langes Tuten zu hören, dann zweimal ein kurzes Signal. Darauf ein trockener Knall, sehr bestimmt und unmissverständlich. Schließlich blies der Wind einen letzten dumpfen Bums herbei. Hero Dyk suchte nach der Staubwolke, die zu einer Sprengung gehört, aber er sah weder diese noch die stürzenden Felsen. Die Birken rund um die Felsrippe nahmen ihm die Sicht.
    Südlich am äußeren Rand des Steinbruchs, weit entfernt, erkannte er einen Menschen auf einer Aussichtsplattform, die bis hoch über den Steinbruch reichte. Dieser

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