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Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
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unten, rechts und links ging es schroff hoch und runter. Erst, als es schon zu spät war, fiel ihm auf, wie viel sicherer es gewesen wäre, an dem Geländewagen vorbei auf das untere Plateau zu fahren und dort anzuhalten.
    Der Dieselmotor des Defenders fauchte hinter ihm auf wie ein Trecker. Hero Dyk erkannte darin den Klang des Fahrzeugs, das er schon beim Aufstieg gehört hatte. Man war ihm gefolgt. Er bemühte sich, die Balance zu wahren und Lenkbewegungen zu vermeiden. Sein Rad war mit guten Scheibenbremsen ausgerüstet, er verringerte die Geschwindigkeit, um zu sehen, was passierte.
    Er wagte einen Blick zurück, obwohl das Rad stark schwankte. Der Land Rover kam näher, er beschleunigte sogar und kam direkt auf ihn zu. Kein Zweifel, dass dies ein Angriff war, aber wer sollte so etwas tun? Wem stand er im Weg? Wem war er auf den Fersen?
    Erschrocken trat Hero Dyk kräftiger in die Pedale. Im Nu erreichte er fünfzig Stundenkilometer. Der Elektromotor zeigte seine ganze Stärke. Der Defender jedoch schloss weiter auf. Nach links ausbrechen war nicht möglich. Er würde zwischen den Birken sterben wie Trush-Orbeek vor wenigen Augenblicken. Rechts der Hang war zu steil, um ihn hochzufahren. Auch die Treppe war ihm nicht von Nutzen, er raste daran vorbei.
    Unten versperrte ein massiver Schlagbaum den Zugang zum Steinbruch. Hero Dyk ging in Gedanken seine Kleidung durch: Jeans und eine Lederjacke. Den Kopf schützte ein Fahrradhelm, die Füße steckten in dicken Sportschuhen. Die Hände jedoch waren vollkommen ungeschützt.
    Das Hinterrad schlingerte immer stärker, der Reifen musste jetzt völlig platt sein. Hero Dyk beschleunigte vorsichtig, um das Rad zu stabilisieren. Jetzt fiel ihm ein, dass die Klickpedale seine Füße festhielten. Er löste sie durch einen Dreh nach außen und bekam die Schuhe frei. Aus Angst, sich neu zu verhaken, vermied er es nun, zu treten. Dadurch waren er und das Rad keine Einheit mehr, Hero Dyk fuhr nur noch mit. Das Rad drohte jeden Moment, völlig außer Kontrolle zu geraten. Der geringste Bremsversuch würde ihn über den Lenker absteigen lassen. Er würde sofort stürzen und sich den Kopf auf dem Asphalt spalten. Bremste er nicht, würde ihn die Schranke erschlagen.
    Ein Land Rover kann sich nicht ducken, das war der einzige Gedanke, der Hero Dyk kam. Er musste unter dem Schlagbaum hindurchrutschen.
    Da tauchte rechts vor ihm im Steinbruch einer der riesigen Kipper auf. Das Ungetüm kam von einem höher gelegenen Teil herunter, voll beladen mit den Steinen der letzten Sprengung. Sein Weg führte ihn im Scheitel einer scharfen Kurve direkt vor dem Schlagbaum vorbei.
    Es war müßig, die Fahrradklingel zu benutzen, zumal jetzt das Hinterrad blockierte. Der platte Reifen hatte sich in den Rahmen geklemmt. Der Defender hatte ihn fast erreicht, als Hero Dyk sich entschied, das Rad kontrolliert auf die rechte Seite fallen zu lassen. Es genügte eine leichte Lenkerbewegung, eine geringe Verlagerung des Gewichtes. Nur folgte darauf kein kontrolliertes Rutschen, wie man es in Filmen ab und zu sieht, wenn ein Motorradfahrer elegant unter einem Tankwagen hindurchrutscht und dann weiterfährt. Das eBike fiel platt auf die Seite.
    Hero Dyk hatte damit gerechnet, und es gelang ihm, sein rechtes Bein hervorzuziehen. Zu beiden Seiten des Gepäckträgers waren Fahrradtaschen angebracht, hergestellt aus festem Cordura, einem Material, das für Lastwagenplanen genutzt wird. Sie waren voll mit Regenkleidung und anderem, was man als Fahrradfahrer braucht. Auf der rechten dieser Taschen rutschte nun das Rad, auf der linken saß Hero Dyk wie auf einem Polster. Die Speichen waren keine Gefahr mehr, da das Rad blockierte. So schaffte er es unter dem Schlagbaum hindurch.
    Der Fahrer des Kippers bremste scharf, aber das Gewicht des riesigen Fahrzeugs trieb es genau auf Hero Dyk zu. Auch hier lag die Straße voller Schotter und Sand.
    In seiner Not trennte sich Hero Dyk von seinem Schlitten und rutschte auf der Lederjacke weiter. Sie schützte seinen Oberkörper, der Helm den Kopf. Die Hände hatte er hochgehalten. Die Jeans waren nur bedingt von Nutzen. Das Rad wurde vom Kipper überrollt. Hero Dyk jedoch gelang es, sich mit der Schulter gegen eines der gewaltigen Räder zu werfen, ohne Schaden zu nehmen.
    Voller Adrenalin sprang Hero Dyk auf und sah den Defender in den Pfad einbiegen. Das schwere

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