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Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
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und das erste Opfer war sie selbst. Sie hat nicht die Kraft, ein aufrechtes Leben zu führen. Sie würde verbrennen, wenn sie es versuchte. Sie hätte nie ein Kind adoptieren dürfen, aber wer will so etwas entscheiden?«
    Â»Ihr Mann?«, mischte sich Svetlana ein. Sie hatte vier kleine Gläser auf den Tisch gestellt und voll Sherry gegossen, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Alle nahmen jetzt einen Schluck.
    Â»Er ging so weit weg, wie er konnte. Australien, hörte ich. Dort schätzt man deutsche Handwerker.«
    Â»Und Evelin? Was geschah mit Ihrer Tochter?«
    Â»Das«, sagte Trush-Orbeek, nun betont ruhig und kontrolliert, »ist der Grund meines Besuches. Was geschah mit Evelin? Ich möchte Ihnen dazu etwas zeigen, Herr Dyk. Sie haben ein Fahrrad, wie ich gesehen habe. Ein Hybridrad mit starkem Elektromotor.«
    Hero Dyk nickte und erwiderte den direkten Blick des alten Mannes. »Wohin soll ich fahren?«
    Â»Auf den Piesberg. Die Felsklippe mitten im Steinbruch. Waren Sie schon einmal dort? Es lohnt sich allein wegen der Aussicht. Das ist da, wo die Windräder stehen. Sie können mit dem Rad bis ganz hoch fahren. Heute Nachmittag um fünfzehn Uhr.«
    Hero Dyk versprach zu kommen.
    Â»Und bitte«, sagte Herbert Trush-Orbeek bestimmt, »lassen Sie mich nicht warten.« So verabschiedete er sich.
    Â»Was für eine Geschichte«, staunte Doña Francisca. »Und natürlich musst du fahren.«
    Â»Mutter«, empörte sich Hero Dyk. »Lass mich das entscheiden. Und schick mich nicht ständig, andere Leute zu retten, nur weil sie dir leidtun.«
    Â»Aber wieso?« Die kleine schwarze Frau war sich keiner Schuld bewusst. »Ich selbst bin zu alt. Und es führt doch zu nichts, wenn ich dir nicht sage, was zu tun ist. Ich bin keine Jacqui LaBelle, die alles durchgehen lässt. Ich sorge dafür, dass du stark wirst, mein Junge. Dass du streiten lernst. Kerle wie du sollten sich kümmern, wenn sich Aufgaben wie diese stellen.«
    Hero Dyk wollte protestieren, wollte rufen: »Mutter, ich bin sechsundvierzig Jahre alt und habe das alles längst gelernt!«, sah dann jedoch Svetlana, die breit lächelte. Da lachte auch er lieber.
    Doña Francisca schien nicht zu verstehen, was geschah. Sie drohte mit ihrem Stock, aber Hero Dyk umarmte sie, bis sie mit ihm lachte.
    Â»Na gut«, sagte Hero Dyk. »Dann kümmere ich mich darum. Lilly soll es ja besser gehen, wie ich höre.«
    Doña Francisca machte sich los von ihm und verließ schimpfend das Esszimmer. Hero Dyk lächelte still vor sich hin, als er ihr nachsah. Auf einmal durchströmte ihn so viel Freude an seiner kleinen Familie, dass es fast zu viel war. Es tat weh. Ein Kloß im Hals. Schnell nahm er einen Schluck von dem Wasser, das Svetlana ihm reichte. Dann griff er zum Telefon und rief seinen Freund Heeger an.
    Der war schon nach dem ersten Klingeln am Apparat. Als ob er auf den Anruf gewartet hätte.
    Â»Hör mal«, begann Hero Dyk. »Sagt dir der Name Evelin Trush-Orbeek etwas? Sie muss Jahrgang neunundsiebzig sein. Eine junge Frau aus Pye. Ich fürchte, sie kam Ende der neunziger Jahre ums Leben.«
    Heeger dachte nach. »Nein«, sagte er dann. »Ich habe den Namen noch nie gehört. Warum?«
    Hero Dyk erzählte vom Besuch ihres Vaters und dass er ihn treffen wolle, um mehr zu erfahren.
    Â»Sei vorsichtig«, sagte Heeger wie immer. Er versprach, sich zu erkundigen.
    Â»Wie geht es Feli?«, wollte Hero Dyk wissen.
    Â»Wieso?«
    Â»Nur so. Ich habe ein Auge auf sie, seit sie ein Auge auf diesen Pieter geworfen hat.«
    Â»Sie hat bei einer Freundin übernachtet«, antwortete Heeger. »Sie kommt erst am Abend zurück. Und dieser Pieter, wie du sagst … den werde ich laufen lassen. So gegen Mittag. Er schweigt, und ich kann ihn nicht festhalten.« Dann hängte er auf.
    Hero Dyks Telefon klingelte erneut.
    Â»Reiner Hundt«, sagte eine männliche Stimme. »Erinnern Sie sich? Ich leite die Tageswohnung für Obdachlose.«
    Â»Natürlich«, sagte Hero Dyk. »Herr Hundt. Was kann ich für Sie tun?«
    Â»Ich möchte etwas für Sie tun. Hören Sie zu. Ich habe erfahren, welche Verbindung es zwischen unserem Hannes und diesem Steiner gibt.«
    Â»Sie meinen Pieter?«, fragte Hero Dyk. »Was ist mit ihm?«
    Â»Na, er soll doch die Brände gelegt haben.«
    Â»Er wird

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