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Pilger Des Hasses

Pilger Des Hasses

Titel: Pilger Des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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übersehen.«
    Cadfael strich von oben nach unten über das verwachsene Bein und stand auf, um sich die öligen Hände abzureiben. »So, das reicht für heute. Aber bleibt noch eine Weile ruhig sitzen, bevor Ihr geht. Und nehmt heute nacht den Trank. Oder behaltet ihn wenigstens und tut dann, was Euch richtig erscheint. Aber vergeßt nicht, daß es manchmal auch barmherzig ist, eine Hilfe anzunehmen; es ist dem Helfenden gegenüber barmherzig. Wollt Ihr Euch denn wirklich willentlich eine Folter auferlegen, wie Ciaran es tut? Nein, Ihr sicher nicht, Ihr seid viel zu bescheiden, um Euch als tapferer und verehrungswürdiger Märtyrer aufzuspielen. Haltet es also nicht für einen Fehler, Euch Schmerzen zu ersparen. Aber die Wahl liegt bei Euch; tut, was Euch beliebt.«
    Als der Junge seine Krücken aufnahm und über den Pfad zum Hof tappte, folgte Cadfael ihm in einiger Entfernung, um seine Bewegungen zu beobachten, ohne ihn in Verlegenheit zu bringen. Bis jetzt sah er noch keine Veränderung. Die ausgestreckte Zehe berührte kaum den Boden und war immer noch nach innen gedreht. Aber die Sehnen, so verkrampft sie auch waren, besaßen noch etwas Kraft. Sie waren nicht so verfallen und geschrumpft, wie Cadfael es erwartet hatte. Wenn ich ihn lange genug hierbehalten könnte, dachte er, dann würde sich das Bein wohl so weit lockern, daß er es wieder benutzen kann. Aber er wird gehen, wie er kam. In drei Tagen wird alles vorbei sein, dann sind die Feierlichkeiten für dieses Jahr beendet, und das Gästehaus wird sich wieder leeren. Ciaran und sein Hüter werden gen Norden und Westen nach Wales ziehen, und Alice Weaver wird ihre Küken nach Campden heimführen. Und die beiden, die ein schönes Paar abgegeben hätten, wenn die Dinge anders stünden, werden ihrer Wege gehen und sich nie wiedersehen. Es lag in der Natur solcher Anlässe, daß die Menschen, die in großer Zahl zu den Kirchenfeiern zusammenkamen, sich danach in alle Himmelsrichtungen zerstreuten, um wieder ihren jeweiligen Pflichten nachzugehen. Aber nicht alle mußten unverändert gehen.

5. Kapitel
    Bruder Adam aus Reading, der bei den Mönchen des Hauses im Dormitorium untergebracht war, hatte nur bei den Gottesdiensten und bei zufälligen Begegnungen im Hof Gelegenheit gefunden, die anderen Pilger, die im Gästehaus wohnten, zu beobachten; eines Nachmittags kam er gerade mit Cadfael aus dem Garten, als Ciaran und Matthew den großen Hof überquerten und zum Klostergarten gingen, wo sie vor der Vesper noch eine oder zwei Stunden in der Sonne sitzen wollten. Es waren noch viele andere Menschen unterwegs - Mönche, Laienbrüder und Gäste, die ihren Geschäften nachgingen -, doch Ciarans auffällige Gestalt und sein schmerzhaft langsamer, vorsichtiger Gang fielen sofort auf.
    »Die beiden da habe ich schon einmal gesehen«, sagte Bruder Adam und blieb stehen. »In Abingdon, wo ich die erste Nacht verbrachte, nachdem ich Reading verlassen hatte. Sie stiegen in derselben Nacht dort ab.«
    »In Abingdon!« wiederholte Cadfael nachdenklich. »So weit aus dem Süden kommen sie also. Seid Ihr ihnen auf dem Weg von Abingdon hierher noch einmal begegnet?«
    »Nein, aber das war auch nicht zu erwarten, da ich beritten war.
    Außerdem war ich im Auftrag meines Abtes nach Leominster unterwegs, und ich nahm den kürzesten Weg. Nein, ich sah sie danach nicht wieder. Aber wenn man sie einmal gesehen hat, kann man sie nicht verwechseln.«
    »Welchen Eindruck hattet Ihr von ihnen in Abingdon?« fragte Cadfael, dessen Blicke den Unzertrennlichen folgten, bis sie im Kreuzgang verschwunden waren. »Würdet Ihr sagen, daß sie schon lange unterwegs waren, bevor sie dort übernachteten?
    Der Mann hat geschworen, barfuß bis Aberdaron zu pilgern, und es brauchte nicht viele Meilen, um ihn so zu zeichnen.«
    »Er ging auch da schon etwas lahm. Sie hatten beide Straßenstaub auf ihren Kleidern. Vielleicht waren sie erst einen Tag unterwegs, aber ich bezweifle es.«
    »Er kam gestern zu mir, um seine Füße versorgen zu lassen«, erklärte Cadfael, »und ich muß ihn vor der Nachtruhe noch einmal behandeln. Wenn er zwei oder drei Tage Ruhe hält, ist er für die nächste Etappe seiner Reise bereit.« Von Abingdon, das mehr als einen Tagesmarsch entfernt im Süden lag, bis zur äußersten Spitze von Wales; ein langer, langer Weg. »Es scheint mir eine seltsame, sogar falsch verstandene Frömmigkeit, wenn man prahlerisch Schmerzen auf sich nimmt, wo es doch genug arme Kerle in der Welt

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