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Pilger Des Hasses

Pilger Des Hasses

Titel: Pilger Des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Flucht zu suchen, sondern baute sich breitbeinig auf und musterte Hugh halb trotzig und halb unsicher.
    »Anscheinend verdanke ich Euch einen kleinen Fisch«, sagte Hugh, als er den Mann erkannte, den er gejagt hatte. »Aber ich glaube nicht, daß uns die großen Fische flußaufwärts entkommen sind. Wir wollten ein paar Betrüger festnehmen, die hier nach Beute gesucht haben, aber der junge Mann, den Ihr da am Kragen habt, ist nur ein armer Einfaltspinsel, nämlich unser Goldschmied aus der Stadt. Meister Daniel, in der Gesellschaft, in der Ihr gerade wart, gibt es erheblich mehr Gold und Silber zu verlieren als zu gewinnen.«
    »Es ist kein Verbrechen, mit Würfeln zu spielen«, murmelte der junge Mann, während er mit den Füßen im Straßenstaub herumkratzte. »Ich hätte schon noch Glück gehabt...«
    »Nicht bei den Würfeln, die sie mitbrachten. Aber Ihr habt recht, es ist kein Verbrechen, den Abend zu verschwenden und mit leeren Taschen heimzugehen. Wenn Ihr jetzt gleich mit den anderen zu meinem Hauptmann geht, will ich Euch keinen Vorwurf machen. Benehmt Euch anständig, dann seid Ihr bis Mitternacht daheim.«
    Meister Daniel Aurifaber nahm die Entlassung dankbar an und schlurfte über die Brücke, um sich zu den anderen Gefangenen zu gesellen. Der Klang von Hufen, die im Trab die Brücke überquerten, verriet, daß jemand zu den Pferden gerannt war, und daß die Jagd auf die Flüchtigen begonnen hatte. Die Gauner hatten höchstens eine Meile vor sich, dann konnten sie im Wald verschwinden, und man hätte Hunde gebraucht, um sie zu finden. Es war fast aussichtslos, sie nachts zu jagen.
    Vielleicht konnte man es am nächsten Morgen versuchen.
    »Das ist kaum die Begrüßung, die ich Euch zugedacht hatte«, sagte Hugh, indem er zum beschatteten Gesicht des Reiters hinaufblickte. »Denn Ihr müßt der Gesandte der Kaiserin Maud und des Bischofs von Winchester sein. Euer Herold traf vor weniger als einer Stunde ein, und ich erwartete Euch noch nicht so bald. Ich hatte angenommen, ich könnte diese Sache noch vor Eurem Eintreffen erledigen. Mein Name ist Hugh Beringar, und ich stehe hier als Sheriff für König Stephen. Die Vorkehrungen für die Ankunft Eurer Männer in der Burg sind getroffen; ich werde einen Führer mitschicken. Ihr, Herr, sollt mein Gast sein, wenn Ihr meinem Haus diese Ehre erweisen wollt.«
    »Ihr seid sehr freundlich«, erwiderte der Bote der Kaiserin gewandt, »und ich nehme Euer Angebot von Herzen gern an.
    Aber wollt Ihr Euch nicht zuerst um Eure Mitbürger kümmern, damit sie ins Bett kriechen können? Mein Anliegen kann noch eine Weile warten.«
    »Nicht gerade der erfolgreichste Einsatz, den ich je organisiert habe«, räumte Hugh später Cadfael gegenüber ein. »Ich habe ihre Abgebrühtheit und die Menge kalten Stahls, die sie bei sich hatten, unterschätzt.«
    An diesem Abend fehlten vier Gäste in Bruder Denis'
    Gästehaus: Herr Simeon Poer, Händler aus Guildford; Walter Bagot, Handschuhmacher; John Shure, Schneider, und William Haies, Hufschmied. Von diesen Vieren saß nur William Haies in einer steinernen Zelle in der Burg von Shrewsbury. Er teilte sich die Zelle mit einem reisenden Händler, der in der Stadt als Schlepper für die Bande gearbeitet hatte. Die anderen drei waren, bis auf ein paar Krätzer und Schürfwunden, unversehrt nach Westen in die Ausläufer des Großen Waldes entkommen, wo sie sich in der warmen Nacht niederließen und ihre Verletzungen und ihren Gewinn zählten; letzterer war gewiß beträchtlich. Sie konnten nun nicht mehr in die Abtei oder in die Stadt zurückkehren, aber die Gäste hätten ohnehin nicht mehr als eine weitere profitable Nacht versprochen. Sie konnten allgemein höchstens mit drei Nächten rechnen; danach wurde meist irgendein armer, betrogener Kerl mißtrauisch. Sie konnten auch nicht in den Süden zurückkehren. Aber ein Mann, der von seiner Gewitztheit leben will, muß einen klaren und anpassungsfähigen Verstand haben, und es gibt mehr als eine Art, mit unehrlichen Mitteln seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    Die jungen Burschen und die einfachen Händler, die mit der Vorstellung hergekommen waren, auf dem Heimweg zu ihren Frauen mit Münzen in der Tasche klimpern zu können, mußten sich im Torhaus versammeln. Sie wurden gescholten und verwarnt und durften niedergeschlagen, wie sie waren, nach Hause trotten. Sie hatten kaum noch etwas in den Taschen.
    Und damit wäre die nächtliche Arbeit beendet gewesen, hätte sich nicht das

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