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Pilger Des Hasses

Pilger Des Hasses

Titel: Pilger Des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Flackern der Fackel am Tor auf dem Metall eines Ringes an Daniel Aurifabers rechter Hand gespiegelt. Der Ring bestand aus getriebenem Silber und trug ein ovales Siegel, das einen Moment lang deutlich zu sehen war. Hugh bemerkte den Ring und legte dem Goldschmied eine Hand auf den Arm, um ihn zurückzuhalten.
    »Dieser Ring - laßt ihn mich näher betrachten.«
    Daniel übergab ihm den Ring mit leichtem Widerstreben, das aber eher aus Entrüstung als aus Schuldgefühl zu stammen schien. Der Ring saß ziemlich fest und ging nur mit Mühe über den Fingerknöchel, doch der Finger sah nicht aus, als hätte er den Ring ständig getragen.
    »Woher habt Ihr den?« fragte Hugh, während er das Schmuckstück ins flackernde Licht hielt, um Wappen und Inschrift näher zu betrachten.
    »Ich habe ihn ehrlich erworben«, sagte Daniel abwehrend.
    »Das bezweifle ich nicht. Aber von wem? Von einem der Spieler? Von welchem!«
    »Von dem Händler - Simeon Poer nannte er sich. Er bot ihn mir an und sagte, es sei ein gutes Stück Arbeit. Ich habe ordentlich dafür bezahlt.«
    »Ihr habt doppelt dafür bezahlt, mein Freund«, erwiderte Hugh, »denn Ihr habt ein faires Angebot gemacht und werdet nun Ring und Geld verlieren. Ist Euch nicht in den Sinn gekommen, daß er gestohlen sein könnte?«
    Das nervöse Zucken seines Augenlids verriet, daß er sehr wohl an diese Möglichkeit gedacht hatte, daß er sie aber schnell aus seinem Bewußtsein verbannt hatte. »Nein! Warum sollte ich an so etwas denken? Er kam mir vor wie ein wohlhabender Ehrenmann, nach allem, was er vorgab zu sein...«
    »Heute morgen«, entgegnete Hugh, »wurde einem Pilger ein solcher Ring während der Messe in der Abtei gestohlen.
    Nachdem man die Abtei gründlich durchsucht hatte, gab Abt Radulfus dem Stadtvorsteher Nachricht, darauf zu achten, ob der Ring auf dem Markt angeboten würde. Ich bekam die Beschreibung des Ringes meinerseits vom Stadtvorsteher. Dies sind Siegel und Inschrift des Bischofs von Winchester, und der Ring wurde dem Träger gegeben, um ihm sicheres Geleit auf seiner Reise zu garantieren.«
    »Aber ich habe ihn in gutem Glauben gekauft«, protestierte Daniel entsetzt. »Ich habe dem Mann gezahlt, was er verlangte, und der Ring gehört mir. Ich habe ihn ehrlich erworben.«
    »Von einem Dieb. Euer Pech, mein Junge, und das soll Euch eine Lehre sein, bei flüchtigen Bekannten, die Euch Ringe zum Kauf anbieten, in Zukunft vorsichtiger zu sein; vor allem - war es nicht so? - wenn Euch ein Ring ein wenig unter seinem Wert angeboten wird. Reisende Männer, die sich aufs Würfeln verstehen, haben nichts zu verschenken, und sie nehmen, was sie bekommen können. Wenn sie Euch die Tasche geleert haben, dann seid beim nächstenmal vorsichtiger. Dieser Ring muß gleich morgen früh zum Abt gebracht werden. Er soll sich dann mit dem Besitzer ins Benehmen setzen.« Als er sah, wie der Goldschmied ärgerlich Luft holte, um sich über die Beschlagnahme zu beschweren, schüttelte Hugh recht entschieden den Kopf, um ihn abzuwehren. »Ihr könnt nichts tun, verkneift Euch Euren Zorn, Daniel, und seht zu, wie Ihr mit Eurer Frau ins reine kommt.«
    Der Gesandte der Kaiserin ritt in der tiefer werdenden Dunkelheit gemächlich die Wyle hinauf und folgte Hughs kleinerem Pferd. Der junge, groß und schlank gewachsene Mann ritt ein schönes, kräftiges Tier. Im Stehen, dachte Hugh, während er ihn von der Seite musterte, ist er sicher einen Kopf größer als ich. Ungefähr in meinem Alter, vielleicht ein oder zwei Jahre älter, aber kaum mehr.
    »Wart Ihr schon einmal in Shrewsbury?«
    »Nein. Einmal war ich wohl schon in der Grafschaft; aber ich bin nicht sicher, wie die Grenze verläuft. Ich war in der Nähe von Ludlow. Auf dem Weg habe ich Eure Abtei bemerkt; ein großes, schönes Anwesen. Sind es Benediktiner?«
    »Ja.« Hugh erwartete weitere Fragen, aber der Gesandte schwieg. »Habt Ihr Verwandte im Orden?«
    Trotz der Dunkelheit bemerkte Hugh das ernste, nachdenkliche Lächeln seines Gastes. »In gewisser Weise, ja. Ich glaube, er würde mir erlauben, ihn so zu nennen, obwohl es keine Blutsverwandtschaft ist. Er behandelte mich wie einen Sohn, und um seinetwillen liebe ich die Benediktinertracht. Sagtet Ihr nicht, daß gerade Pilger dort seien? Um ein bestimmtes Fest zu feiern?«
    »Die Überführung der heiligen Winifred, die vor vier Jahren aus Wales hergebracht wurde. Morgen wird der Tag ihrer Ankunft gefeiert.« Hugh hatte automatisch geantwortet und nicht an das

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