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Pilger Des Hasses

Pilger Des Hasses

Titel: Pilger Des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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sich auf der Uferböschung, und als sie an Ort und Stelle waren, war das Nachglühen des Sonnenuntergangs verschwunden, und die Nacht senkte sich wie eine samtene Hand herab. Hugh nahm den Weg nach Westen, bis er schließlich einen schwachen Lichtfunken unter dem Brückenbogen bemerkte. Da waren sie.
    Wenn sie so viele waren, hätte er vielleicht vorsichtiger sein und mehr Männer mitnehmen sollen. Aber es kam ihm ja nicht auf die Städter an. Sollten sie sich davonschleichen und ins Bett stehlen und sich überlegen, ob sie noch einmal Kühe melken wollten, die trockener waren als Sand. Hugh wollte nur die Betrüger haben. Mit seinen dummen Mitbürgern mochte sich der Stadtvorsteher beschäftigen.
    Er wartete mit dem Angriff, bis es noch etwas dunkler wurde.
    Die mondlose Sommernacht senkte sich mit weichen, dunklen Schwingen. Auf seinen Pfiff griffen sie von beiden Seiten an.
    Die dichtstehenden Büsche am Ufer, die trotz der Windstille raschelten, verrieten sie etwas zu früh. Wer immer dort unten Wache hielt, hatte scharfe Ohren. Ein schriller Pfiff ertönte und brach plötzlich ab. Die Laterne wurde sofort gelöscht, und unter dem massiven Stein der Brücke wurde es dunkel. Hugh und seine Männer stürmten hinab, gaben jede Vorsicht auf und beeilten sich. Körper wichen zurück, prallten zusammen, richteten sich auf und flohen, und außer ängstlichem Keuchen und Schnaufen war kein Laut zu hören. Einige der Männer, die unter der Brücke in der Falle saßen, brachen nach links aus, und einige nach rechts. Sie wagten es nicht, den gezückten Waffen entgegen nach oben zu klettern, sondern wateten durch die flachen Stellen des Flusses und stolperten an den tieferen.
    Ein paar wollten zum anderen Ufer; es waren junge Männer aus der Stadt, die den Fluß und seine Untiefen gut kannten und fast von Geburt an wie die Fische schwimmen konnten. Sollten sie fliehen, sie waren aus Shrewsbury. Wenn sie Geld verloren hatten, traf sie ihre eigene Dummheit. Sollten sie zu Bett gehen und in der Einsamkeit ihre Narrheit bereuen. Falls ihre Frauen sie in Ruhe ließen!
    Aber unter dem Brückenbogen waren einige, die kein Severn-Wasser im Blut hatten und die nicht bereit waren, sich mehr als die Füße im Flachwasser benetzen zu lassen. Sie hatten plötzlich Stahl in den Händen, fuchtelten rücksichtslos damit herum und schlugen und stachen sich nach Kräften den Weg frei. Es dauerte nicht lange. Hughs sechs Männer, die sich im zertrampelten Gras am Fluß verteilt hatten, schnappten alle Männer, die sie packen konnten, und wischten sich das Blut aus Kratzern und Schnitten. Das Rascheln und Knistern der Büsche verriet den Weg jener, die in der Dunkelheit geflohen waren. Unsichtbar unter der Brücke lagen die einsame Laterne und die verstreuten Würfel, ein schwerer Verlust für einen Gauner, der nun neue zinken mußte.
    Hugh schüttelte ein paar Blutstropfen von einem Krätzer am Arm und kletterte durch das hohe Gras zum Weg hinauf, der von der Gaye zur Hauptstraße und zur Brücke führte. Vor ihm floh ein fluchender Schatten. Hugh rief laut, um auf der Straße voraus gehört zu werden: »Haltet ihn! Das Gesetz will ihn haben!«
    Vorstadt und Stadt mochten auf dem Weg ins Bett sein, aber es gab immer einige Nachtschwärmer, gesetzestreue und zwielichtige, die bereit waren, eine solche Einladung zu Gemeinheit oder Gerechtigkeit anzunehmen, je nachdem, welcher Richtung sie mehr zuneigten.
    Über ihm in der tiefen, weichen Sommernacht, die im Westen nur noch einen safrangelben Saum trug, ertönte ein verblüffter, fröhlicher Antwortschrei, und einen Augenblick waren Kampfgeräusche zu hören. Hugh rannte zur Hauptstraße hinauf und sah drei Berittene vor der Brücke. Der erste hatte sich aus dem Sattel gebeugt und hielt einen keuchenden Mann am Krägen, der schwer atmend am Pferd lehnte und kaum noch die Kräft hatte, sich zu wehren.
    »Ich glaube, Herr«, sagte der Häscher, als er Hugh näherkommen sah, »dieser hier ist der, den Ihr wolltet. Hat nicht das Gesetz nach ihm gerufen? Stehe ich also vor dem Gesetzeshüter dieser Stadt?«
    Es war eine angenehme, wohlklingende Stimme, die nicht daran gewöhnt war, halblaut zu sprechen. Das schwache Licht verbarg sein Gesicht, zeigte aber einen aufrecht im Sattel sitzenden Mann von gutem Wuchs, der fraglos noch recht jung war.
    Er lockerte den Griff um den Kragen des Flüchtigen, da er ihn nun dem Sheriff übergeben konnte. Der Freigegebene brach nicht etwa aus, um sein Heil in der

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