Pilger Des Hasses
Augenblick jedoch habe ich eine Pflicht zu erledigen, die keinen Aufschub duldet. Wie weit seid Ihr Eurem Herrn vorausgeritten?«
»Etwa zwei Stunden«, erwiderte der Knappe nach kurzem Nachdenken.
»Nun gut, dann kann ich alles für seinen Empfang vorbereiten lassen und habe noch Zeit, mich um besagte Angelegenheit zu kümmern. Wieviele Männer zählen zu seinem Gefolge?«
»Nur zwei Bewaffnete, Herr, und ich selbst.«
»Dann will ich Euch meinem Stellvertreter überlassen, der Euch und Euren beiden Gefährten hier in der Burg ein Quartier geben wird. Euer Herr soll in meinem Hause wohnen, und meine Frau wird ihn empfangen. Entschuldigt mich jetzt, wenn ich mich so unzeremoniell verabschiede, aber es geht um eine zwielichtige Angelegenheit, die nicht warten kann. Wir wollen später alles tun, um der Form zu genügen.«
Der Bote war es zufrieden, als sein Pferd in den Stall gebracht und versorgt wurde. Er selbst wurde von Alan Herbard zu einem bequemen Quartier geführt, wo er Stiefel und Ledermantel ablegen und sich bei Fleisch und Wein, die ihm sogleich serviert wurden, etwas ausruhen konnte. Hughs junger Stellvertreter würde sich als Gastgeber hervorragend machen.
Er war noch neu in seinem Amt und erledigte jeden Auftrag mit großer Begeisterung. Hugh beließ es dabei und führte sein halbes Dutzend Männer rasch aus der Stadt.
Die Komplet war inzwischen vorbei, und das Licht zögerte zwischen Helligkeit und Dunkel. Als sie das High Cross erreichten und die steile, gekrümmte Wyle hinunterliefen, hatten ihre Augen sich an das Zwielicht gewöhnt. In tiefer Dunkelheit hätten ihnen die Männer leicht entkommen können, und bei Tageslicht wären sie selbst zu schnell bemerkt worden. Wenn diese Spieler erfahrene Männer waren, dann hatten sie einen Späher aufgestellt, der sie rechtzeitig warnen konnte.
Durch die Wyle, die sich in östlicher Richtung bergab wand, erreichten sie die Stadtmauer und das Englische Tor, und dort stürzte ein schmächtiger, langbeiniger Junge mit verfilztem Haar und hellen Augen aus dem Schatten und faßte Hugh am Ärmel. Wats Junge war es, ein ausgefuchster Straßenjunge aus der Vorstadt, der fast platzte, weil er einen wichtigen Auftrag zu erledigen hatte, bei dem sein Verstand gefragt war. Er hatte endlich den Mann gefunden, den er suchte, und wollte ihn informieren und aufklären.
»Mein Herr, sie haben sich getroffen - die vier aus der Abtei und ein Dutzend oder mehr aus dieser Gegend, die meisten aus der Stadt.« Sein verächtlicher Unterton verriet, daß man sich in der Vorstadt für klüger hielt. »Am besten, Ihr laßt die Pferde stehen und geht zu Fuß. Wenn sie um diese Stunde Reiter auf der Brücke hören, werden sie sich sofort auf und davon machen. Der Schall trägt weit.«
Das war vernünftig, wenn ihr Treffpunkt in der Nähe war. »Wo sind sie?« fragte Hugh, während er abstieg.
»Unter dem letzten Brückenbogen, Herr - dort ist es knochentrocken und gemütlich.« Allerdings, dank des sommerlich niedrigen Wasserstandes. Bei Hochwasser konnte man nicht unter den letzten Brückenbogen kommen, doch bei diesem schönen Wetter war dort ein Nest aus vertrocknetem Gras.
»Haben sie Licht?«
»Eine abgedunkelte Laterne. Man kann das Licht von den Seiten nicht sehen, solange man nicht zum Wasser hinuntergeht; es scheint nur auf den Steinbogen, unter dem sie würfeln.«
Beim ersten Anzeichen von Gefahr würden sie sofort die Laterne löschen und sich in alle Himmelsrichtungen verstreuen.
Die Betrüger wären natürlich die ersten und schnellsten.
Vielleicht ging eine Anzahl Betrogener ins Netz, aber ihre Verfehlung bestand nur darin, auf eigene Kosten eine Dummheit begangen zu haben; sie hatten nichts gestohlen und niemand etwas getan.
»Wir lassen die Pferde hier zurück«, befahl Hugh, als er sich entschlossen hatte. »Ihr habt den Jungen gehört. Sie sitzen unter der Brücke; wahrscheinlich sind sie über den Pfad gekommen, der am Flußufer entlang zur Gaye hinunterführt.
Auf der anderen Seite des Bogens ist dichtes Gebüsch, dort werden sie wohl ausbrechen. Also drei Männer auf jede Seite, und ich schließe mich denen auf der Westseite an. Laßt die Narren aus der Stadt durch, wenn ihr sie erkennt, aber nehmt alle Fremden fest.«
So bereiteten sie sich auf den Angriff vor. Sie überquerten einzeln und zu zweit die Brücke, unter welcher der Severn grünlich durch verkrautete Untiefen floß, und bezogen zu beiden Seiten der Brücke Stellung. Sie verteilten
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