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Pilger Des Hasses

Pilger Des Hasses

Titel: Pilger Des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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daß er nur allein sein und seine Ruhe haben wollte.
    Er ist es müde, Dinge erklären zu müssen, die er selbst nicht versteht.«
    »Seit heute spricht er in einer anderen Zunge als der Rest der Menschheit«, erwiderte Cadfael. »Es kann auch sein, daß wir es sind, die nichts verstehen und ihm Fragen stellen, die für ihn bedeutungslos sind.« Er nahm sanft ihr Kinn und zog ihren Kopf ins Licht hoch, aber sie machte sich nervös frei. »Habt Ihr Euch verletzt?« Doch, es war eine Prellung.
    »Das ist nichts«, sagte sie. »Meine eigene Schuld. Ich war im Garten; ich bin zu schnell gelaufen und gestürzt. Ich weiß, daß es nicht schön aussieht, aber es tut nicht mehr weh.«
    Ihre Augen waren ruhig und nicht gerötet; nur die Lider waren etwas geschwollen. Nun, Matthew war fort, hatte sie verlassen, um bei seinem Freund zu sein; er hatte sie grob fallengelassen, nachdem sie am Morgen noch im siebten Himmel geschwebt hatten. Das erklärte die Tränen, die jetzt versiegt waren. Aber erklärte das auch eine Prellung auf der Wange? Er überlegte, ob er nachfragen sollte, aber offenbar wünschte sie das nicht.
    Sie hatte sich wieder verbissen an die Arbeit gemacht und blickte nicht mehr auf.
    Cadfael seufzte und ging über den großen Hof zum Gästehaus hinüber. Selbst ein prächtiger Tag wie dieser mußte seinen Wermutstropfen haben.
    Rhun saß im Männerschlafsaal allein auf seinem Bett, sehr still und zufrieden in seinem glücklich wiederhergestellten Körper.
    Er war tief in Gedanken, doch er bemerkte Cadfael sofort, als dieser eintrat. Er drehte den Kopf und lächelte.
    »Bruder, ich wünschte mir so, Euch zu treffen. Ihr wart dabei, Ihr wißt es. Vielleicht habt Ihr gehört... Seht, wie ich mich verändert habe!« Das einst verkümmerte Bein ließ sich mühelos strecken, und er stampfte auf die Dielenbretter. Er krümmte Fußgelenk und Zehen, zog das Knie bis ans Kinn, und alles bewegte sich ebenso mühelos wie seine flinke Zunge.
    »Ich bin wieder gesund! Ich habe nicht darum gebetet, wie hätte ich das wagen können? Ich habe nicht darum gebetet, und doch bekam ich...« Er trieb einen Moment lang in seinen benommenen Traum zurück.
    Cadfael setzte sich neben ihn und betrachtete die reibungslos arbeitenden Gelenke, die zuvor krank und steif gewesen waren.
    Die Schönheit des Jungen war jetzt vollkommen.
    »Ihr habt für Melangell gebetet«, sagte Cadfael.
    »Ja. Und für Matthew. Ich dachte wirklich... Aber Ihr wißt ja selbst, daß er fort ist. Sie sind beide fort. Warum konnte ich nicht meiner Schwester das Glück schenken? Ich wäre dafür mein Leben lang auf Krücken gegangen, aber es sollte wohl nicht sein.«
    »Das ist noch nicht entschieden«, erwiderte Cadfael fest. »Wer geht, kann auch zurückkehren. Und ich glaube, daß Eure Gebete viel Kraft haben, solange Ihr nicht zu zweifeln beginnt.
    Der Himmel braucht noch etwas Zeit. Selbst Wunder brauchen ihre Zeit. Die Hälfte unseres Lebens verbringen wir mit Warten.
    Es ist wichtig, ohne Zweifel warten zu können.«
    Rhun hörte mit abwesendem Lächeln zu und sagte schließlich:
    »Ja, gewiß, und ich werde warten. Denn wißt Ihr, einer von ihnen hat dies hier in seiner Eile zurückgelassen.«
    Er langte zwischen die eng stehenden Lager und hob einen unförmigen, aber leichten Beutel aus ungebleichtem Leinen hoch, der mit kräftigen Lederbändern am Gürtel des Besitzers befestigt werden konnte. »Ich fand ihn zwischen ihren beiden Betten, die sie dicht nebeneinandergeschoben hatten. Ich weiß nicht, wem er gehört; die beiden hatten sehr ähnliche Beutel.
    Aber einer von ihnen rechnet nicht damit, noch einmal zurückzukommen, oder will es nicht. Vielleicht ist Matthew der andere, der dies als Unterpfand vergessen hat.«
    Cadfael starrte ihn verwundert an, denn dies war eine schwerwiegende Angelegenheit, wenn auch nicht für ihn selbst.
    Er sagte ernst: »Ich glaube, Ihr solltet den Beutel mitnehmen und dem Vater Abt zur Verwahrung übergeben. Er hat mich geschickt, um Euch zu ihm zu bringen. Er will mit Euch reden.«
    »Mit mir?« fragte Rhun unsicher; plötzlich war er wieder das ungehobelte Kind vom Lande. »Der Herr Abt selbst?«
    »Gewiß, und warum auch nicht? Ihr seid wie er ein Christenmensch und könnt als Gleichgestellter mit ihm sprechen.« Der Junge sagte zaghaft: »Aber ich habe Angst...«
    »Das braucht Ihr nicht. Ihr braucht keine Angst zu haben.«
    Rhun packte einen Augenblick seine Bettdecke; dann hob er die klaren, eisblauen Augen und das

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