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Pilger des Zorns

Pilger des Zorns

Titel: Pilger des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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an Bord der ›Charon‹ doch wohl bemerkt.«
    »Zur Hölle mit dir, Papist.«
    »Auf die Gefahr, erneut missverstanden zu werden –«, holte Bruder Hilpert zum Gegenschlag aus, »Bruder Coelestinus, besagter Vogt des Grafen von Wertheim und meine Wenigkeit werden nichts unversucht lassen, den Mord an Bruder Malachias aufzuklären. Mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln.«
    »Nur zu!«, giftete der Kapitän zurück. »An Tatverdächtigen herrscht hier an Bord ja kein Mangel.«
    »Beileibe nicht«, mischte sich der Visitator unversehens ein. »Weshalb ich vorschlagen würde, die Angelegenheit so schnell als möglich zu Ende zu bringen.«
    »Euer Wort in Gottes Ohr, Bruder«, erwiderte Bruder Hilpert mit einem vielsagenden Lächeln und überließ Coelestinus das Feld. »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Beim Tatmotiv, wenn ich mich nicht irre«, gab der Visitator zurück, verschränkte die Arme und ließ seinen Blick auf Isaak ruhen, der mit hängenden Schultern auf der Koje saß. »Welches in Eurem Falle darin besteht, dass Malachias Euer gesamtes Leben zugrunde gerichtet hat. Insofern ich das, was Ihr mir drei Tage vor Kiliani anvertraut habt, noch richtig in Erinnerung habe.«
    Der Bankier ließ den Kopf hängen und schwieg.
    »Keine Antwort ist auch eine Antwort«, ließ die Reaktion des Visitators nicht lange auf sich warten. »Ganz ehrlich: Anstelle eines gewissen Isaak Rubinstein wäre ich Malachias mindestens ebenso gram gewesen. Zuerst der Prozess, bei dem Malachias Euch nach allen Regeln der Kunst in die Enge getrieben hat. Dann die Vermutung, es sei nicht mit rechten Dingen zugegangen. Und dann auch noch mit Schimpf und Schande davongejagt zu werden – wenn das kein Grund für Mordgelüste ist, will ich nicht Coelestinus heißen.«
    »Sondern Richwyn?«, murmelte Isaak und stierte dumpf vor sich hin.
    Der Blick des Visitators versteifte sich, und er sah wie um Jahre gealtert aus. »Will heißen, Euch fällt weiter nichts zu besagtem Kasus ein?«
    Isaak gab keine Antwort, nahm den Kopf zwischen die Handflächen und schwieg sich beharrlich aus.
    »Euer Problem, wenn Ihr Euch verstockt zeigt«, fuhr der Visitator ungerührt fort. »Und wie sieht es mit Euch aus, Herr Komtur?«
    Markward von Henneberg verzog das Gesicht und sah Coelestinus mit einem Höchstmaß an Verachtung an. »Wenn Ihr einen Sündenbock sucht, seid Ihr an den Falschen geraten«, entgegnete er provokativ.
    »So? Und warum befindet Ihr Euch dann überhaupt auf diesem Schiff?«
    »Schon mal was von einer Pilgerfahrt gehört?«, blaffte der Komtur.
    Coelestinus schüttelte sich vor Lachen. »Ein gehörnter Ehemann als Jakobspilger – man lernt nie aus.«
    »Woher zum Teufel wollt Ihr eigentlich wissen …«, begann der Komtur, wurde jedoch sogleich unterbrochen.
    »Ein Mindestmaß an geistiger Regsamkeit stünde Euch wahrhaftig gut zu Gesicht«, erklärte der Visitator barsch. »Oder hatte ich nicht erwähnt, dass mich die Vorleserin Eurer besseren Hälfte ins Vertrauen gezogen hat?«
    »Na, wenn schon.«
    Coelestinus’ Mundwinkel verzogen sich zu einem boshaften Grinsen. »Schön, dass Ihr die Dinge von der heiteren Seite seht.«
    »Ihr könnt mich mal, Pfaffe.«
    »Trifft es zu«, fragte der Visitator ungerührt, »dass Bruder Malachias von Mariä Lichtmess bis zum Heiligkreuztag auf Eurer Burg tätig war? Um die Lücke, die durch den jähen Tod Eures Burgkaplans entsanden war, zumindest vorübergehend zu schließen?«
    »Wenn Ihr alles so genau wisst, Klugscheißer, warum fragt Ihr mich dann überhaupt erst?«
    »Stimmt. Wo doch sämtliche Angaben nach meinem Eintreffen im Dominikanerkonvent zu Würzburg von mehreren Seiten bestätigt worden sind.«
    »Und überhaupt: Was gehen Euch meine Privatangelegenheiten an?«, schäumte der Komtur.
    »Nicht das Geringste, Ihr habt recht.« Coelestinus lachte verächtlich auf. »Wenn, ja wenn da nicht die zarten Bande zwischen Malachias und Eurer Frau Gemahlin gewesen wären. In meinen Augen das perfekte Motiv.«
    »Sagt Ihr.«
    Der Visitator ging über die Bemerkung hinweg. »Oder wollt Ihr leugnen, dass der Versuch, Malachias im Main zu ersäufen, auf Eure Kosten geht?«
    »Und wenn schon – abgestochen haben muss ich ihn deswegen noch lange nicht.«
    Coelestinus tat die Bemerkung mit einem Stirnrunzeln ab und wandte sich Hlavá č ek, Pavel und Husine č zu. »Betreffs der Frage, Ihr Herren, worin Euer Motiv besteht, können wir es dankenswerterweise kurz …« Die Tür flog auf, und

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