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Pilgern auf Französisch

Pilgern auf Französisch

Titel: Pilgern auf Französisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coline Serreau
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Claude, der ja nichts bei sich hat, aus dem er etwas herausholen könnte.
    Guy reicht den Reissalat herum, jeder bedient sich und isst mit Appetit. Aufs Essen könnte Claude leicht verzichten, aber die Flasche mit dem verlockend johannisbeerroten Inhalt hält ihn in Bann. Er beschließt, auf seinen Fall aufmerksam zu machen.
    »Ich, äh, ich habe kein Essgeschirr.«
    Schlagfertig versetzt Clara: »Na, dann isst du eben nichts.«
    Guy leiht Claude seinen Becher, Mathilde gibt ihm einen Löffel. Claude bedankt sich herzlich und füllt den Becher. Mit kleinen Schlucken trinkt er das köstliche blutrote Tröpfchen, ein Genuss, der durch den langen Verzicht noch größer ist.
    Pierre wendet sich an Guy: »Sagen Sie mal, mein Freund, wie lange marschieren wir nach dem Essen denn noch?«
    »Ungefähr vier Stunden.«
    »Vier Stunden? Wir gehen noch vier Stunden? Dann wandern wir heute insgesamt sieben Stunden?«
    »Ja, das ist der Tagesdurchschnitt.«
    »Der Tagesdurchschnitt! Der Tagesdurchschnitt!! Kommt drauf an, für wen, mein Alter... Und wie ist das Hotel?«
    Wenn Pierre mit Guy spricht, schlägt er zwar immer einen Ton an wie ein Generaldirektor gegenüber seinem Unterhilfsbuchhalter, aber der Coach bleibt ruhig und höflich.
    »Wie ich Ihnen bereits sagte — es ist kein Hotel, wir übernachten in einer Herberge.«
    »Und was genau ist der Unterschied zwischen einem Hotel und einer Herberge?«
    »Der Preis.«
    Clara fügt hinzu: »Keine Sorge, du wirst den Unterschied bestimmt spüren.«

    Für die Mittagspause hat Guy einen Buchenhain gefunden. Die kurzen, knotigen Stämme zeichnen sich vor dem grellen Licht der Sonne ab, die im Zenit steht; die unteren Zweige spenden dichten Schatten. Die Wanderer haben sich auf den Boden gelegt, mit Wurzeln als Kissen, Moos und Blättern als Streu.
    Said hat es geschafft, sich neben Camille zu legen, er betrachtet ihre Taille und ihr glänzendes, zerzaustes Haar.
    Ramzi lutscht im Schlaf am Daumen. Claude schläft mit weit ausgebreiteten Armen, er träumt von einem Fass, aus dem er sich den Bauch mit Wein füllen kann. Elsa, in Embryonalstellung und mit angestrengter Miene, scheint hart an ihrer Mittagsruhe zu arbeiten. Guy lehnt sich gegen einen Baumstamm und sieht Mathilde an, deren schönes Gesicht wie immer vom Kopftuch umrahmt und viel, viel zu blass ist.
    Alle haben gesehen, dass sie unter dem Tuch keine Haare hat, aber keiner sagt etwas.
    Nur Pierre steht aufrecht und hält sein Handy hoch wie eine Rettungsboje. Mitten im Wald vollführt er einen komischen Tanz, den Netzsuchertanz. Doch hier gibt es kein Netz, da kann der Wald noch so verwunschen sein. Pierre schimpft gotteslästerlich.

    Später an diesem Tag, der anscheinend kein Ende nehmen will (die ersten Tage sind die schlimmsten), tut den Pilgern alles weh. Claude marschiert allein, hustend und rot im Gesicht. Elsa hat die Daumen unter die Träger ihres Rucksacks geschoben und will dadurch die Schultern entlasten. Camille neben ihr humpelt. »Ich glaube, ich habe eine Wasserblase.«
    Clara und Mathilde schleppen sich gemeinsam weiter.
    Clara: »Meine Puste. Ich habe einfach nicht mehr genug Puste.«
    Mathilde: »Sie werden sehen, am zweiten Tag geht es schon besser.«
    »Das würde mich wundern.«
    Pierre, die Nachhut, kämpft. Mit jedem Augenblick wird die Entfernung größer, die ihn von den anderen trennt.
    Allgemeine Übellaunigkeit.
    Behände läuft Guy über einen Felshaufen.
    »Kommen Sie, noch ein Stündchen, und wir sind in der Fier berge.«
    Als Antwort hasserfüllte Blicke.
    Pierre ist nicht mehr zu sehen, er ist zu weit hinten. Allein. Er weint vor Wut, sein superschicker, superschwerer Rucksack plagt ihn.

    Im Abendlicht erreichen die Pilger schließlich völlig erschlagen die Herberge am Etappenziel. Guy begrüßt Raymonde; die Herbergsmutter ist eine alte Bekannte.
    »Hallo, Guy! Wie geht’s?«
    »Sehr gut, danke. Heute Abend sind wir vier Mädchen und fünf Jungs. Geht das?«
    Raymonde ist ein wenig verlegen.
    »Tja, fünf Jungs — das wird nicht gehen, ich habe im Männerschlafsaal nur noch vier freie Betten. Einer muss bei den Frauen oben im ersten Stock schlafen.«
    »Aber ich habe doch reserviert...«
    »Ja, schon, aber es sind ein paar Deutsche gekommen, die haben die letzten Betten bekommen. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, oder?«
    »Der Fünfte muss auch bald eintreffen, sagen Sie ihm Bescheid?«
    Die Gruppe verteilt sich auf die Schlafsäle: Jungs unten, Mädchen oben.
    Eine gute halbe

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